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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Entdeckung des Neuen. Dieses Land mit seinen merkwürdig leuchtenden Pflanzen und der immerwährenden Nacht interessierte ihn weniger als die Rückkehr in seine Heimat Amdra, auf die er zwar nicht vehement drängte, die er aber häufig erwähnte. In Tamiod schien er nur diffuse Gefahren zu vermuten, jedoch keine Erkenntnisse, die sein Volk betrafen.
    »Kluge Worte, Freund Alenias, die König Goran zu schätzen wissen wird«, sagte Gerriar.
    Sie setzten ihren Aufstieg fort. Die Treppe war schräg durch die mannshohen Stufen der Pyramide geschnitten. Um ihre Steigung zu bewältigen, war die Höhe der Tritte größer als ihre Tiefe. Dies war ein gänzlich anderes Prinzip als in denPalästen Ondriens, wo die Stufen weit waren, schon allein um den Damen in ihrer ausladenden Garderobe Raum zu geben. Der Aufstieg bot aber auch Annehmlichkeiten. Hier wehte ein sanfter Windzug, der die Schnaken fernhielt, die ihnen im Landesinnern schon bald zur Plage geworden waren. Vor allem die heißen Quellen schienen sie auszubrüten. Dies war ein merkwürdiges Land, wo das Licht aus den Pflanzen schien, als zögen sie es aus dem Boden. Im Hain des Fayékönigs hatte Bren den Eindruck gehabt, die silbrigen Blätter hätten die Helligkeit aus der Luft gefiltert. Überhaupt war Tamiod anders. Die Flora wirkte falsch, riesenhaft, ätherisch, andererseits aber völlig verschieden von den vergewaltigten Pflanzen des Nachtschattenwalds. Auch Sutor reagierte anders, er hatte sich auf dem Weg nicht abweisend gegenüber der Natur verhalten.
    »Wenn Ihr einen Moment warten wollt, verehrte Gäste – ich werde Euch melden«, sagte Gerriar, als sie die Plattform erreichten. Sie hatte eine Kantenlänge von zwanzig Schritt und wurde beinahe vollständig von einem Gebäude mit spitzem Dach eingenommen. Zwischen den Pfosten bewegte der Wind rote Tuche, die mit farbigen Steinen beschwert waren. Am Rand der Plattform standen Chaque-Wächter. Hoch aufgerichtet waren die Insekten beinahe so groß wie Menschen. Ihre Hautpanzer schimmerten dunkel gleich dem Leib einer Ameise. Auf ihren Rücken lagen zwei Paar Flügel. Bren überlegte, ob sie damit wohl einen Sturz aus dieser Höhe so weit abfangen könnten, dass er ihren Panzer nicht verletzte. Das schien das wesentliche Kriterium zu sein. Bren hatte einige mit tiefen Schrammen am Körper gesehen, die sie jedoch nicht zu beeinträchtigen schienen. War der Panzer aber einmal durchbrochen, schien nichts mehr das gelbflüssige Innere am Auslaufen zu hindern. Bei dem Trupp, der sie in dem dreistündigen Marsch von der Küste hierher eskortiert hatte, hatte Brenkein Insekt mit einer Bandage oder einer sonst wie versorgten Wunde gesehen. Vielleicht hatten sie sich gegen die Rebellen so hervorragend geschlagen, dass sie keine Verluste erlitten hatten. Bren vermutete etwas anderes. Offenbar war ein Chaque entweder tot oder voll einsatzfähig, auch nach einem Gefecht. Dazwischen schien es nichts zu geben.
    Es dauerte eine Weile, bis Gerriar zurückkam. Kirettas Neugier verleitete sie dazu, so nahe an einen Chaque heranzutreten, dass sie ihn beinahe berührt hätte. Er blieb so unbewegt, dass Bren in ihm eine Statue hätte vermuten können, hätten die Fühler auf seinem Kopf nicht unablässig ihren vibrierenden Tanz aufgeführt. Davon abgesehen war ein gelegentliches Schnappen der Kieferzangen die einzige Regung.
    Der rote Mond Stygron war inzwischen aufgegangen und schien auf die Stadt, die um die Pyramide wucherte. Die Gebäude waren niedrig und mit flachen Dächern angelegt, nur wenige Paläste stachen heraus. Auch von hier oben waren keine Vorrichtungen zu erkennen, die der Verteidigung gedient hätten. Es gab keine Stadtmauer, und auch das natürliche Gelände bot keinen Schutz. Ein Fluss schnitt quer durch das Stadtgebiet, in dem wenigstens zehntausend Menschen wohnten.
    Gerriar schob den Vorhang an einer Stelle beiseite. »König Goran geruht nun, Euch zu empfangen, Geehrte!« Mit einladender Geste deutete er ins Innere.
    Der Platz auf der Plattform wurde von einem einzigen Raum eingenommen. In seinem Zentrum führte eine Wendeltreppe ins Innere der Pyramide. Kohle glomm in einigen Becken, aber der Hauptteil der Helligkeit kam von kalt leuchtenden Pflanzen, die in Gehängen an der Decke befestigt waren. Da sich ihre Ranken von einer Vase zur nächsten schlängelten, konnte man den Eindruck gewinnen, schimmernde Kraken schwebten unter dem spitzen Dach, breiteten ihre Fangarme aus, um die darunter versammelte

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