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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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SCHATTENKÖNIG nicht längst bemerkt haben, dass es Herzen in der Kammer der Unterwerfung gibt, die ER nicht erreichen kann?«
    Velon schüttelte langsam den Kopf. » ER hat nach den Schattenherzögen gesucht. Das schließt die meisten Osadroi aus. Wir wissen nichts über die beiden. Vielleicht kamen sie vor Jahrhunderten hierher, vielleicht erst vor Kurzem.«
    »Es kann nicht so kurz sein«, wandte Bren ein. »Die gesamte Gesellschaft von Blutstein ist auf den König ausgerichtet.«
    »›Kurz‹ nach unseren Begriffen.« Velon lächelte milde. »Wie werden unsere Leute behandelt?«
    »Gut.«
    »Deine Stirn verrät deinen Unmut.«
    »Zu gut, vielleicht. Wein, Speisen, Frauen – als wir von der Pyramide stiegen, war von allem reichlich geschickt worden. Beinahe wie am Königshof.«
    »Sorgst du dich, dass unsere Krieger verweichlichen könnten?«
    »Die Seeräuber haben, was sie immer wollten. Es wird schwer werden, sie von hier fortzubekommen. Unsere Krieger sind etwas standhafter.«
    »Sei nicht zu streng mit ihnen. Wir wollen die Gastfreundschaft dieses Landes nicht beleidigen. Und was deine Bedenken um unsere Sicherheit angeht: Ich schätze sie und dein Pflichtbewusstsein. Aber wir haben einen Auftrag des SCHATTENKÖNIGS zu erfüllen, und wir dürfen nicht länger säumen. Sicher können unsere Sinne Dinge entdecken, die den deinen verborgen blieben.«
    »Außerdem«, sagte Gadior, »bin ich neugierig auf diesen Krieg.«

    »Habt Ihr schlecht geschlafen, General?«, fragte Alenias. »Ihr wirkt angespannt.«
    König Goran erwartete sie vor einem Baum, so gewaltig, wie Bren sie vom Nachtschattenwald in Erinnerung hatte. In der Größe erschöpfte sich die Ähnlichkeit. An diesem Baum gab es weder Äste noch Zweige. Stattdessen hingen riesige Blätter herab, die über Stängel mit dem Stamm verbunden waren. Dieser allerdings hatte eine borkige Oberfläche, die an den erhabenen Stellen rot, darunter in dunklem Grau glomm. Die Helligkeit pulsierte, als atmete die Pflanze. Von den Blättern schimmerte kaltes Licht und tauchte die Wartenden in weiße und violette Töne.
    Goran und Gerriar waren von einem Dutzend Menschen umgeben, allesamt in feinstes Tuch gekleidet und mit gelangweilter Leere im Blick. Eine Hundertschaft Chaque schützte sie. Zwei gezackte Säbel und die beiden Handschilde schienen die Standardbewaffnung dieser Wesen zu sein. Anscheinend steckten sie die Klingen niemals weg, jedenfalls hatten sie keine Gehänge, in denen sie sie hätten verstauen können.
    »Beim ersten Treffen haben wir uns gut geschlagen«, raunte Bren Alenias zu, während die Kutsche langsamer wurde. »Aber diese Übermacht würde uns brechen.«
    »Jetzt wünscht Ihr Euch, Ihr hättet wenigstens einen Eurer wertvollen Herren auf dem Schiff gelassen, nicht wahr?«
    Bren fasste den Stab seines Morgensterns. Er war niemand, der über Dinge grübelte, die er nicht mehr ändern konnte. Mit erhobener Hand brachte er den Trupp zum Halten und verbeugte sich angemessen.
    »General Stonner!«, grüßte der knabenhafte König fröhlich. Sein Gesicht hatte Ähnlichkeit mit denen, die im Seelennebel trieben, aber es lag wohl nur an der fehlenden Farbe. »Lerne ich nun endlich jene kennen, in deren Auftrag Ihr sprecht? Diesen Schattenkönig und sein Gefolge?«
    Langsam schüttelte Bren den Kopf. » SEINE MAJESTÄT ist nicht hier, aber SEINE Gesandten sind es.« Er nickte einem Krieger zu, die Tür zu öffnen und die Treppe auszuklappen. »Schattenfürst Velon und Schattengraf Gadior.«
    Eine leichte Unruhe kam in die Chaque, als Goran erstarrte. »Ihr habt nicht erwähnt, dass sie Traumtrinker sind.«
    Bren sah zwischen den Osadroi hin und her. »Traumtrinker? Ihr meint, sie sind von Eurer Art?«
    »Mein Bruder und ich sind die Einzigen unserer Art«, sagte Goran hart. Dann bewegte sich etwas in seinem Gesicht, ein Lächeln erschien darauf, als entwürfe es ein unfähiger Künstler in mehreren Versuchen. Goran löste sich aus dem Schutz der Chaque und kam mit offenen Armen auf seine Besucher zu. »Welche Freude!«, rief er.
    Velons Gesicht war nicht zu deuten, wie er dort auf dem dunklen Gras stand, unter dem leuchtendes Moos wuchs. Er ließ die Umarmung nicht zu, nahm aber beide Hände. »Wir kommen im Auftrag des SCHATTENKÖNIGS in Euer Reich, und wir haben viel zu bereden.«
    »Aber sicher«, sagte Goran. Er betrachtete seinen Besucher von der Sohle bis zum Scheitel, wozu er wegen seines kindlichen Körpers den Kopf in den Nacken legen musste.

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