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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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die Härchen, der Körper pumpte und flutschte durch den Hals. Es war unangenehm, vor allem, weil Bren kurz keine Luft mehr bekam, aber es ging schnell vorüber.
    Bis auf Bren standen bereits alle am Stamm, die Kämpfer aus Nachtstein vermutlich auf der anderen Seite, als ein Gongschlag die Männer in Bewegung versetzte. Sie griffen in die Rinde, schlugen mit ihren krummen Klingen nach und zogen sich nach oben. Bren lief los, um den Anschluss zu behalten.
    Er spürte, wie sich die Schote in seinem Bauch bewegte, während er den Stamm erkletterte. Er stellte sich vor, wiesich die Haut auflöste und den Samen freigab und fragte sich, wo sich dieser einnisten würde. Immerhin konnte er keinen bleibenden Schaden hinterlassen, denn die Sieger erwartete ja noch ein langes Leben in der Elite ihrer Stadt.
    Die unregelmäßig sprießenden Blätter, groß wie das Hauptsegel der Mordkrake , verhinderten den Aufstieg in gerader Linie. Bren war froh, seine Stiefel zurückgelassen zu haben, sodass er die Zehen in die Borke krallen konnte. Der Stamm war warm wie ein Stein, der lange in der Sonne gelegen hatte. Da hier keine Sonne schien, musste die Wärme aus dem Inneren kommen.
    Man hatte Bren erklärt, dass der Traumkristall, der den Sieg brachte, überall sein konnte. Der Sieger des Vorjahres hatte ihn verborgen. Um den Wettstreit – Bren hatte sich noch immer nicht gänzlich mit dem Begriff ›Krieg‹ abgefunden – in die Länge zu ziehen, war es üblich, ihn nahe an der Spitze zu deponieren, etwa einhundert Schritt über dem Boden.
    Bren sah zwei seiner Kameraden über die Blätter huschen. Er selbst setzte den Weg weiter aufwärts fort. Der Aufstieg war leichter als gedacht, beinahe wie auf einer Leiter, wenn man sich auch ab und zu seitwärts bewegen musste. Obwohl ihn der Weg nicht anstrengte und Höhen ihm nie Probleme bereitet hatten, bekam er ein flaues Gefühl im Magen und ein leichter Schwindel drehte sich in seinem Kopf. Vielleicht eine Auswirkung der Schote.
    Als er zu kurz griff und einen Halt verfehlte, hielt er inne. Er kniff die Augen zusammen, um den Blick zu klären.
    Nur seine lange Erfahrung erlaubte ihm, in dem sirrenden Geräusch eine nahende Schlagwaffe zu erkennen. Instinktiv ließ er sich an dem Stamm herabgleiten, bis er am gestreckten linken Arm hing. Über ihm brach eine Sichel ein Stück Borke heraus.
    Sofort griff Bren zu. Eisenhart umfasste er das Gelenk der Hand, die die Waffe hielt. Sein Gegner schrie auf, ein Laut, der zu einem Ächzen wurde, als Bren den Arm mit einem so unerbittlichen Ruck verdrehte und gegen den Stamm schlug, dass die Speiche knapp unterhalb des Ellbogens brach. Wie vermutet sah er sich einem Kämpfer aus Nachtstein gegenüber, klar erkennbar an dem Gewand aus Netz und Steinen. Der Mann riss die Augen schreckgeweitet auf, leistete aber keine Gegenwehr mehr.
    Knurrend zog Bren ihn heran und rammte seine Stirn gegen die Nase des Nachtsteiners, die damit zu einem formlosen Brei wurde. Heulend fiel der Gegner in die Tiefe, streifte einen Stängel, prallte noch einmal gegen den nach unten hin breiter werdenden Stamm und blieb dann mit verrenkten Gliedern am Boden liegen. »Kinder«, murmelte Bren. »Keine Krieger.« Sein Vorteil.
    Der Schwindel war noch da. Bren befühlte seine Stirn. Da war das Blut des Gegners, aber von diesem Fleck abgesehen tastete er keine Flüssigkeit. Keinen Schweiß. Trotzdem mochte ein Insekt ihn gestochen und eine Krankheit in ihn gepflanzt haben.
    Er sah Kalib auf einem Blatt hocken. Er war etwa zwanzig Schritt entfernt, wo sich der leuchtende Untergrund wölbte und steil nach unten bog. Offenbar hatte er etwas gefunden, denn er fingerte an einer Mulde unter einem Aufsatz herum, der wie ein großer Pilz aus dem Blatt wuchs. Bren versuchte, zu erkennen, worum es sich handelte. Er sah Kalib von der Seite, seine Hände verschwanden in der Mulde, tasteten an etwas, befühlten es. Es gab zwischen den Fingern nach wie ein Schwamm. Kalib musste vorsichtig sein, sonst würde er seinen Fund zerstören, der doch so wertvoll werden könnte, falls sich die Dinge gegen den Trupp aus Blutstein wenden sollten. Dann wäre dies sein Schutz, wenn auch nur für einen Augenblick, um ihm Sicherheit zu geben. Freiheit um den Preis des Verzichts auf den Lohn des Siegers …
    Bren schüttelte den Kopf. Das waren nicht seine eigenen Gedanken! Es waren diejenigen von Kalib!
    Bren stieg auf das Blatt und begab sich zu seinem Gefährten. Der bemerkte ihn am Schwanken des

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