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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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die mit Ölen geschmeidig gemacht worden war. Der Traumkristall stand in der Mitte des Raums auf einem Dreibein. Es war die Feier des Sieges und zugleich der Aufnahme Brens in die Elite Blutsteins. Schließlich war er der einzige überlebende Kämpfer der Stadt, wenn man von Kalib absah, der fortan sein Leben in der Wildnis fristete. Goran hatte Bren bereits die anderen Edlen vorgestellt. Zwei Dutzend waren es, auch einige Frauen fanden sich darunter. Alle anderen Anwesenden dienten dem Vergnügen der Traumlenker.
    »Seid versichert, dass diese Abneigung von mir nicht erwidert wird«, fuhr Goran leise fort. »Ich respektiere Euch. Wirklich, Bren Stonner, Ihr habt mich beeindruckt. Sah ich die Art, wie Ihr im Westen Kriege führt?«
    »Wäre dem so – wir würden auf den Trümmern von Nachtstein sprechen, nicht in Blutstein, Majestät.«
    Gespannt sah Goran ihn an. Trotz seiner offensichtlichen Merkmale – der hellen Haut, der geschmeidigen Bewegungen – musste sich Bren bewusst machen, dass ein Osadro neben ihm saß. Er nahm Goran noch immer als Kind wahr. Dabei war er älter als Velon, vielleicht sogar älter als … nein, schon der Gedanke war Blasphemie.
    »In meiner Heimat schicken Könige ihre Heere aus, um einen Feind zu zerschmettern. Sie bieten so viele Krieger auf, dass allein der Durchzug der Truppen einen Landstrich veröden lässt. Oft bleibt für die Bauern nicht genug Nahrung, um über den nächsten Winter zu kommen. Der Gegner seinerseits befestigt seine Städte, erhöht ihre Mauern, wirbt Söldner an, die Zinnen zu bemannen. Manchmal kommt es nicht zum Kampf, weil man den Ausgang bereits absehen kann. Der Angreifer zieht wieder ab, oder der Verteidiger kapituliert, handelt vorher aber Bedingungen aus. Er muss dann nur Tribut zahlen, statt sich vollständig zu unterwerfen.«
    »Warum sollte ein starker Angreifer darauf eingehen?«
    »Um die Stärke seines Heeres zu erhalten. Auch ein Sieg kostet ihn Krieger und Material. Für die Schatten hat das allerdings selten Bedeutung. Wenn ELIEN VITAN SEINE Standarten in Marsch setzte, forderte ER meist die bedingungslose Unterwerfung unter SEINE Macht.«
    Die Darbietung der Tänzerinnen war beendet. Ein Traumlenker zog zwei von ihnen zu sich, die anderen verließen den Raum durch die sanft wehenden Vorhänge. Ein Chaque führte einen kräftigen Mann herein, der eine bauchige Flasche und eine Fackel dabeihatte und sich schüchtern umsah.
    »Ah, der Erste unserer Preise!«, rief Goran. »Sei willkommen und zeige uns deine Kunst, Feuerspucker!«
    Der Mann nickte unsicher und entzündete die Fackel an einem Kohlebecken.
    »Ihr habt solche Feldzüge geführt, nicht wahr?«, fragte Goran leise.
    »Ja, Majestät. Einige.«
    Der Feuerspucker spie einige kurze Flammen in die Luft.
    »Nun, da Ihr zu meinen Edelsten gehört, Bren Stonner … Würdet Ihr Euch zutrauen, ein Heer für mich aufzustellen?«
    »Dazu bräuchte ich die Erlaubnis meiner Herren.«
    »Ich bin jetzt Euer Herr.«
    »Ein älterer Schwur bindet mich an Ondrien. Ich bin Schattenfürst Velon verpflichtet und auch Schattengraf Gadior.«
    Unwillig runzelte Goran die Stirn. »Nehmen wir an, sie entschieden in meinem Sinne. Könntet Ihr es?«
    Der Feuerspucker nahm einen Mundvoll von dem brennbaren Öl und setzte eine kleine Vorrichtung zwischen seine Lippen, einer Flöte ähnlich. Als er die Flammen in die Luft warf, formten sie keinen Ball, sondern ein verschlungenes Muster von sich drehenden Reifen, die gerade rechtzeitig erloschen, um weder die Vorhänge noch die Decke in Brand zu setzen. Bren spürte die Hitze, als hätte jemand eine Esse geöffnet. Die Traumlenker bedachten die Vorführung mit Beifall.
    »Ihr befehlt doch über ein großes Kontingent von Chaque«, sagte Bren. »Wozu braucht Ihr ein weiteres Heer?«
    Goran verzog den Mund. »Sie gehorchen mir nicht in allem. Ein unerfreulicher Gegenstand für eine Plauderei nach dem Sieg.«
    Bren nickte und nahm einen Schluck Wein. Das bestätigte die Vermutung, die er hegte, seit er gesehen hatte, wie Blutstein und Nachtstein ihre Truppen für den Wettstreit um den Traumkristall postiert hatten. Die Insektenkrieger mochten den Königen zu Gefallen sein, offenbar sicherten sie auch deren Herrschaft, indem sie als Gardisten fungierten und Rebellionen niederschlugen. Aber ihre tiefer gehende Loyalität galt einer Macht, die andere Interessen verfolgte.
    »Die Menschen von Tamiod sind nicht zu Kriegern geboren«, stellte Bren fest.
    »Aber Ihr könnt sie

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