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Knight 02 - Stuermisches Begehren

Knight 02 - Stuermisches Begehren

Titel: Knight 02 - Stuermisches Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
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dass er zu ihr kam, doch stattdessen ging er auf die andere

Seite der Sporthalle, wo er von einem Diener ein Handtuch entgegennahm und sich das Gesicht abtrocknete, während der Fechtmeister ihm noch ein paar Ratschläge erteilte.
    In wachsender Ungeduld saß Alice da und fragte sich, ob er vorhabe, sie völlig zu ignorieren. Aber warum sollte er sie dann zwingen, zu ihm zu kommen, wenn er immer noch zor- nig auf sie war wegen ihrer gestrigen Worte? Sie merkte, dass sie ihn anstarrte, wandte rasch den Blick ab und betrachte- te die fünf jungen Männer, die unter Lachen und Scherzen ihr Trainingsprogramm absolvierten. Sie überlegte, wer sie wohl sein mochten. Ein paar kamen ihr vage vertraut vor, aber sie war sich nicht sicher, ob sie sie von London her kannte oder nur in der Grotte gesehen hatte. Als drei von ih- nen verstohlen zu ihr herüberblickten und die Stimmen senkten, erkannte sie, dass sie über sie sprachen.
    Schnell schaute sie in eine andere Richtung, wobei sie ver- legen hoffte, dass sie ihre neugierigen Blicke nicht als unver- schämte Gafferei empfunden hatten.
    Sie rechnete schon gar nicht mehr damit, Beachtung zu finden, als Lucien sich mit einem Nicken bei dem Fechtmeis- ter bedankte und, mit einem Handtuch nachlässig über die Schulter geworfen, durch die Halle auf sie zuschlenderte.
    „Miss Montague, was für eine unerwartete Freude.“ Ein Lakai reichte ihm eine Wasserflasche.
    „Und was für ein eindrucksvolles Schauspiel“, antwortete sie mit einem schelmischen Lächeln.
    „Danke.“ Er nahm einen Schluck Wasser und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Ich möchte Sie heute auf einen Besuch mitnehmen.“
    „Wohin denn?“
    „Zu einem weisen alten Mann“, erklärte er mit einem Au- genzwinkern. „Ich brauche hier noch eine halbe Stunde. Sie bleiben am besten und sehen zu, dann machen Sie wenigs- tens keinen Unsinn.“
    Alice schwieg, leicht verstört von der Freude, mit der sie die herrische Aufforderung aufnahm. Er band derweil die Lederweste auf und streifte sie sich über den Kopf. Alice biss sich auf die Lippen und bemühte sich, nicht hinzuschauen, als er die Weste einem Diener überreichte. Das dünne weiße Hemd klebte Lucien förmlich am Körper – ein Anblick, der ihr den Atem raubte. Er zwinkerte ihr zu und kehrte zu sei-

nen Männern zurück, um mit dem Training fortzufahren.
    Der Fechtmeister wurde von einem vierschrötigen, miss- mutig dreinblickenden Mann abgelöst, der sich als Boxtrai- ner herausstellte, ein ehemaliger Faustkämpfer. Herrje, dachte sie unangenehm berührt. Fechtübungen gingen ja noch an, aber sie war sich nicht sicher, ob sie Zeuge werden wollte, wie Lucien und seine Männer aufeinander eindro- schen. Dann legte Lucien das Hemd ab, und ihr schwanden die Sinne.
    Als Künstlerin faszinierte sie der Anblick, als Frau weck- te er ihr Begehren. Wie gebannt starrte sie auf den flachen Bauch, die glatte Brust, das Spiel der Muskeln. Lucien be- gann sich etwas Leder um die Hände zu wickeln, um seine Knöchel zu schützen und den Aufprall gleichzeitig ein wenig abzumildern.
    Ihr kam der Gedanke, dass sie bei all dem Kunstunterricht, den sie genossen hatte, nie Gelegenheit gehabt hatte, einen männlichen Akt zu zeichnen. Vor ihrer Ankunft auf Revell Court hätte sie schon bei dem bloßen Gedanken nach ihrem Riechsalz gegriffen, doch seit sie Lucien Knight kannte, schien alles möglich.
    Mittlerweile hatten die Männer mit ihrem Boxtraining be- gonnen. Sie zuckte vor der Gewalt zurück, doch half es we- nig, den Blick abzuwenden, denn vor den Geräuschen gab es kein Entrinnen: der harte Aufprall lederumwickelter Knö- chel, das Aufstöhnen bei einem Magenhaken, der Cockney- akzent des alten Kämpfers, während er die jungen Männer anfeuerte. Lucien schickte einen seiner Assistenten mit ei- nem sauberen Kinnhaken zu Boden. Obwohl der Junge gleich darauf grinsend wieder aufstand, schwor sie sich, dass sie Harry nie erlauben würde, sich in diesem Sport zu versu- chen, wenn er älter wurde, genauso wenig wie sie ihm gestat- ten würde, zur Armee zu gehen.
    Der rothaarige Bursche, den sie „Süden“ nannten, war der Nächste. Er tänzelte in den Ring und konnte Lucien einen Schlag versetzen, bevor er selbst zu Boden ging. Dies wurde mehrmals wiederholt, bis Alice es nicht mehr ertrug.
    Sie sprang auf. „Aufhören!“
    Alle hielten inne und betrachteten sie verblüfft.
    „Sie sollten wirklich aufhören, bevor noch jemand ernst- haft verletzt wird“,

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