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Knight 02 - Stuermisches Begehren

Knight 02 - Stuermisches Begehren

Titel: Knight 02 - Stuermisches Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu ver- bergen, indem sie eifrig den Sandkuchen und die Milchbröt- chen auspackte.
    „Master Lucien hat noch nie eine junge Dame zu mir mit- gebracht.“ Er zog die buschigen weißen Augenbrauen hoch und betrachtete Alice erwartungsvoll. „Hat er Sie schon ge- fragt?“
    „Wie bitte, Sir?“
    „Hat er schon um Sie angehalten? Ihnen einen Heiratsan- trag gemacht, mein Mädchen?“
    Fassungslos starrte Alice ihn an. Prickelndes Staunen er- füllte sie. Zitternd senkte sie den Blick, während ihre Wan- gen noch röter wurden. Sie wagte es nicht, die seltsamen Umstände zu erklären, die sie in Luciens Haus geführt hat- ten. „Mr. Whitby, Lord Lucien und ich sind nur Freunde.“ Er schnaubte. „Dann haben Sie wohl nicht bemerkt, wie er Sie anschaut, Miss Montague. Sie haben sich doch von sei- nen Winkelzügen nicht etwa verwirren lassen, oder?“
    Sie war erstaunt und seufzte lächelnd. „Alles, was er tut, verwirrt mich.“
    „Ich will gern zugeben, dass sich der Junge manchmal schwer dabei tut, offen und aufrichtig zu sein, aber das liegt nur daran, dass er sich nie sicher sein konnte, wie er in der Welt aufgenommen wird. Es ist die alte Sache, dass er sich

dauernd mit Master Damien vergleicht“, erklärte er auf ih- ren fragenden Blick hin. „Er hatte immer das Gefühl, nicht ganz ebenbürtig zu sein, vor allem nachdem er als Kind so krank war, während Damien vor Gesundheit nur so strotz- te.“
    „Lucien war krank?“ fragte sie erstaunt.
    „Ja, er kann von Glück reden, dass er noch am Leben ist. Hat er Ihnen das nicht erzählt?“
    Mit großen Augen schüttelte sie den Kopf.
    „Ach herrje. Bestimmt würde er mich einen alten Esel nen- nen, der sich in Sachen einmischt, die ihn nichts angehen, aber unter uns: Er hatte als Kind Asthma. Deswegen konnte er lange Jahre nicht mit Damien und den anderen mithalten. Er hat viel Zeit allein verbracht oder mit mir. Er hat nie rich- tig gelernt, sich einzufügen, zumindest hat er sich nie wohl gefühlt dabei. Aber ich will Ihnen mal was sagen: Als Kon- sequenz hat er eine ganze Menge gelesen. Er war seinen Klassenkameraden um drei Jahre voraus, als er schließlich nach Eton ging. Damien hat die Muskeln abbekommen und Lucien den Verstand“, verkündete er ihr mit einem ver- schwörerischen Lächeln.
    Schockiert betrachtete sie ihn. „Aber jetzt leidet er doch nicht mehr daran, oder?“
    „Nein, nein, das hat sich verwachsen, als er älter wurde, Gott sei Dank.“ Traurig schüttelte er den Kopf. „Aber da hatten sich die Rollen schon gefestigt. Damien hatte sich zu Luciens Beschützer ernannt – die Zwillinge standen sich im- mer sehr nahe – , was, wie Sie sich sicher vorstellen können, Luciens Stolz sehr abträglich war. Seit er gesund ist, hat er sich in allem, was er tat, vor allem im Sport, das Äußerste abverlangt. Es reicht ihm nicht, anderen ebenbürtig zu sein, nein, er muss immer besser sein als die anderen.“
    „Um sich zu beweisen?“ murmelte sie.
    „Genau. Sie sehen also, meine Liebe, dass Sie sehr sanft und geduldig mit ihm sein müssen, aber ich versichere Ihnen, dass er es wert ist. Er fühlt sich nicht oft zu jemandem hin- gezogen, schließt nicht leicht Freundschaft, aber wenn er es tut, ist er unerschütterlich in seiner Treue. Mir sind alle mei- ne Jungen ans Herz gewachsen, aber ich muss zugeben, dass Lucien mein besonderer Liebling war. Weiß Gott …“, er seufzte, „... das brauchte er auch.“

Sie ließ sich das noch durch den Kopf gehen, als Lucien später mit einem Windstoß zur Tür hereinkam.
    „Man beachte bitte, dass ich die Tür schließe“, meinte er und ließ den Worten die Tat folgen. „Ihr Fensterladen hängt wieder, Sir. Leider wird das Wetter immer schlechter.“ Er zog den Mantel aus und warf ihn aufs Sofa.
    Alice nahm die Teebüchse und eilte in die Küche, wo das Wasser im Kessel angefangen hatte zu brodeln. Sie wärmte die Teekanne vor und maß vier Löffel Ceylontee ab. Während der Tee zog, suchte sie in der fremden Küche, bis sie Teetas- sen, kleine Tellerchen, Löffel, Zucker und Milch gefunden hatte. Kurz darauf kehrte sie mit dem Teetablett in den Sa- lon zurück.
    Plötzlich schüchtern geworden, war sie nicht in der Lage, Lucien in die Augen zu schauen, als sie ihm Teetasse und Tel- ler reichte. Der alte Mann lächelte in sich hinein, als er die beiden beobachtete. Alice setzte sich und sog den Dampf aus ihrer Teetasse ein. Während die Männer weiter über Bücher sprachen, ließ sie sich

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