Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)
nur vom Klo gesprochen …«
David schlägt sich an den Kopf. »Klo! Curtains! Of course! «
Genau. Toilette und Vorhänge. Beides hat es in diesem Bus bis zu diesem Tag nicht gegeben. Plötzlich bin ich mir sehr sicher, an den großen Scheiben des Busses nie auch nur einen Stofffetzen gesehen zu haben. Mir dämmert, weshalb Hermann gestern aushäusig gewesen ist. Er hatte sehr viel zu tun. Wahrscheinlich war er mit den Vorbereitungen für seine rätselhafte Tat noch beschäftigt, als ich gestern Nacht vor seinem Haus in Buchet parkte. Den Bus im Hof habe ich aus den Augenwinkeln registriert, zumindest dessen hinteren Teil.
Jedes kleine Detail kann wichtig sein, halte ich mir jetzt selber vor. In meiner Erinnerung leuchtet ein matter Schimmer auf. Dem ich gestern keine Beachtung schenkte, weil ich ihn für einen Lichtreflex der Scheinwerfer des Monsterautos im Schnee hielt. Aber das Leuchten könnte durchaus aus dem Bus gekommen sein. Wo Hermann zu dieser Zeit hinter den zugezogenen neuen Vorhängen ein Campingklo installiert haben könnte. Und vielleicht schnell das verräterische Licht gelöscht hat, als er einen Wagen in die Einfahrt hineinknirschen hörte.
Ich verwerfe den Gedanken, dass Frieda und Meissner in die geplante Entführung des Kaffeefahrer-Busses eingeweiht gewesen sein könnten. Dann hätte die Schwester mir gegenüber stillgehalten, sich nicht so über Hermanns Verschwinden aufgeregt, und Konrad Meissner hätte sich statt mit tiefgefrorenen Froschschenkeln mit vernünftigem Reiseproviant eingedeckt.
Hermann hat die Entführung ganz allein geplant. Und dabei sogar seine eigene Schwester als Geisel genommen. Was nur will er damit bezwecken?
Die Indizien sind überwältigend; ein weiteres kommt mir in den Sinn.
»Die Wasserflaschen!«, rufe ich David zu. »Da hätten wir doch auch stutzig werden müssen!«
»Stutzig?«, fragt David unsicher.
»Wasserflaschen?«, ruft Hein. »Ihr spinnt doch!«
»Senioren dürfen nicht dehydrieren«, erkläre ich. »Deshalb hat Hermann bei Delhaize eine riesige Ladung Mineralwasser eingekauft.«
»Tue ich ständig«, gibt Hein zurück. »Ohne einen Bus zu entführen.«
»Weil du eine Umweltsau bist! Zu faul, um in Deutschland Pfandflaschen zurückzubringen!«
»Ich fasse zusammen«, sagt Hein. »Wer in Belgien Mineralwasser kauft, ist eine Umweltsau oder entführt Busse?«
Das Telefon klingelt.
Erschrecken und Stühlescharren. Auch am Nebentisch, direkt hinter Marcel. Von uns unbemerkt sind zwei weitere fremde Männer ins Restaurant gekommen; ein offensichtlich hochrangiger Polizist und ein älterer Mann in Zivil. Sie schütteln die Köpfe, was wohl heißt, dass wir sie nicht weiter beachten sollen. Was wir auch nicht tun. Denn das Telefon klingelt weiter.
Der zivile Offizielle klappt sein Notebook auf, tippt wild darauf herum. Der Polizist flüstert Marcel etwas ins Ohr. Wir anderen halten den Atem an und starren auf das Telefon. Endlich nimmt Marcel es in die Hand und drückt auf die Tasten.
»Hermann?«
»Es ist immer noch eine Entführung«, hören wir Hermann sagen. »Ich habe eine Waffe.« Seine Stimme zittert.
»Verstehe«, sagt Marcel.
»Jetzt kommen meine Forderungen.«
»Lass kommen, Hermann.«
»Hier ist die erste.«
Zum Äußersten angespannt beugen wir uns alle vor. Mein Puls rast. Aber Hermann lässt sich Zeit. Er atmet schwer und beginnt zu husten. Natürlich, der Mann hat Asthma.
»Was können wir für dich tun?«, fragt Marcel mit bewundernswerter Gelassenheit. »Was willst du?«
»Dich«, keucht Hermann. »Du kommst in den Bus, und dafür lasse ich vier Leute raus.«
»Sehr gut«, sagt Marcel. »Und weiter?«
»Katja. Dafür lasse ich noch mal vier Leute raus.«
Marcel sieht mich an. Ich nicke heftig.
»In Ordnung. Noch jemand?«
Angstvoll klammert sich Gudrun an David.
»Ich geh da nicht rein«, flüstert sie ihm zu. »Was wird dann aus unserem Baby?«
Daniel streckt sich zu ihr hin, streichelt ihr eine Schulter und flüstert: »Keine Angst, Gudrun, ich werde für dich gehen. Aber du musst dich um Linus kümmern, wenn uns was passiert. Versprichst du das?«
Hermann stößt einen tiefen Seufzer aus.
»Ja«, sagt er. »Da ist noch jemand.«
»Nein, Daniel«, haucht Gudrun. »Du darfst da auch nicht rein. Das bin ich deiner Mutter selig schuldig. Dass ich mich um dich kümmere.«
»Hör doch auf mit der Panikmache«, sage ich.
Marcel macht uns Zeichen. Wir sollen die Klappe halten.
Hermann öffnet seine wieder sehr
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