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Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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weiteres Gespräch über Handy ablehnen, versuchen wir gerade zu ergründen.«
    »Und warum wollen sie nur mit Polizeiinspektor Langer sprechen?«, frage ich.
    »Raffinierte Personen«, antwortet der maskierte Sachse. »Ein normaler Polizeibeamter ist einfach nicht so geschult wie wir. Die Entführer wollen kein Risiko eingehen. Lieber mit einem Mann reden, wo es keinen doppelten Boden gibt, wenn Sie mich verstehen.«
    »Natürlich«, sage ich und frage mich, wie seine Kollegen in Lüttich ihn verstehen.
    Gudrun hat andere Sorgen. Sie rüttelt an Marcels Schultern.
    »Die Leute müssen essen. Kannst du da auch was aushandeln? Wir machen gerade einen Eintopf und wissen nicht, wie …«
    Das Telefon klingelt.
    »Die Leute müssen auch aufs Klo gehen«, werfe ich ein, während Marcel den Apparat auf dem Tisch vor sich anstarrt.
    »Nimm ab!«, drängt Gudrun.
    Marcel schüttelt den Kopf.
    »Die müssen da drüben doch alle mithören«, erklärt Daniel. »Bis die Leitung steht, dauert es.«
    »Genehmigung aus Deutschland eingeholt?«, werfe ich ein und ernte einen bösen Seitenblick.
    »Lautsprecher!«, befiehlt der POSA-Mann aus Sachsen.
    Es klingelt und klingelt.
    Endlich ergreift Marcel das Telefon, drückt auf Empfang und Lautsprecher.
    »Ja?«
    »Marcel?«
    »Hermann?«
    »Ja.«
    »Wie geht es dir?«
    »Schlecht.«
    »Und den anderen?«
    »Ganz gut.«
    »Katja hat was zum Essen für euch gekocht.«
    »Kein Essen.«
    »Und wie ist es mit dem Gegenteil?«
    Eine lange Pause.
    »Hermann?«, fragt Marcel.
    Der POSA-Mann hebt verzweifelt die Hände. Am liebsten möchte er Marcel das Telefon entreißen. Um endlich in die Verhandlungen einzutreten.
    »Ja?«
    »Die Leute müssen zum Klo, Hermann.«
    »Kein Problem.«
    »Du hast doch kein Klo im Bus.«
    »Doch. Habe ich.«
    »Seit wann?«
    Hermann schweigt.
    Jakob Perings beugt sich zu uns hin und flüstert verständnislos: »Was soll das? Warum fragt er ihn nicht nach den Entführern? Nach ihren Forderungen?«
    Marcel aber fragt etwas anderes: »Sag mal, Hermann, warum hast du eigentlich deinen eigenen Bus entführt?«

Kapitel 13
    Krisenkonfekt in Kokoskugeln
    klein geschnittene Datteln, fein zerdrückte geröstete Mandeln und Schokolade, geriebener frischer Ingwer, mit Sahne angerührt und Eierlikör befeuchtet, in Kokosraspeln mit Chiliflocken gewälzt
    Wir alle ziehen synchron die Luft ein. Die Zeit steht plötzlich still, hinterlässt ein Standbild von sieben reglosen Körpern mit geöffneten Mündern. Denen kein Laut entweicht. Dem Telefon auch nicht mehr. Hermann hat aufgelegt.
    Als Erster lässt der POSA-Mann seinem Atem wieder freien Lauf.
    »Sind Sie wahnsinnig«, fährt er Marcel an. »Deeskalieren! Nicht provozieren! Wer weiß, wann der sich wieder meldet! Jetzt ist der Kontakt abgebrochen!«
    »Nein«, gibt Marcel ruhig zurück. »Der ist jetzt endlich hergestellt worden. Ich kenne den Mann. Bloß kein Zugriff, sagen Sie das Ihren Leuten. Warten Sie bitte ab.«
    Die gewichtige Gesetzesautorität bedenkt den belgischen Polizeiinspektor mit einem Kopfschütteln, aus dem Ungeduld, Missbilligung und persönliche Abneigung herauszulesen sind, zieht sich in einen hinteren Winkel des Restaurants zurück und spricht in irgendein Gerät.
    Verstehen können wir den Mann nicht, weil es vor dem Haus plötzlich laut geworden ist.
    Eine Gruppe Schaulustiger will die Einkehr stürmen. Aber Marcels Kollegen aus Nordrhein-Westfalen halten uns Katastrophentouristen und Journalisten vom Leib und vom Restaurant. Nicht etwa, weil wir geschlossen haben, sondern wohl eher, weil unser Laden inzwischen zu einer Art Außenstelle des Einsatzkommandos avanciert und somit für Gäste jeglicher Art uneinnehmbar geworden ist.
    »Hermann?«, piepst Gudrun mit glasigen Augen. Wie uns anderen ist auch ihr die Tragweite von Marcels ungeheuerlicher Bemerkung erst mit Verzögerung aufgegangen. Sicherheitshalber wiederholt sie das Nichtglaubbare: »Der Hermann hat seinen eigenen Bus entführt?«
    »Unmöglich«, erklärt Jupp.
    Jakob Perings wiegt zustimmend das Haupt. »Da muss ein Irrtum vorliegen. Der junge Mann ist ein Opfer, nicht der Täter.«
    »Krass«, sagt Hein. »Wie kannst du so was nur raushauen, Marcel?«
    »Ist bestimmt ein Bluff«, meldet sich Daniel.
    »Ach so«, sagt Gudrun verständnislos. »Du meinst, Hermann tut nur so, als ob er seinen Bus entführt habe?« Sie streichelt wieder ihren Bauch, sagt dann: »Aber das mit der Entführung hat Marcel doch selber gesagt. Der Hermann hat

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