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Knochen-Mond

Knochen-Mond

Titel: Knochen-Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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huschten über die vorbeigehenden Menschen hinweg. Er suchte und sortierte sie förmlich aus, ohne sich durch irgend etwas ablenken oder beirren zu lassen. Nur die Stirn hatte er in Falten gelegt, ein Zeichen seiner Anspannung. So verging fast eine halbe Minute.
    Ich hielt es nicht mehr aus. Leise fragte ich: »Hast du ihn gesehen? Ist er noch da?«
    »Er… er kommt näher, John. Ich spüre es genau. Er ist sich auch unsicher, wirklich.«
    »Wie merkst du das?«
    »Es… es ist eine Ausstrahlung, John. Die… die kenne ich aus meinem Dorf. Er hat etwas an sich.«
    »Will er denn zu dir?«
    Dennis lächelte kurz. »Ich denke schon, daß er weiß, wer hier sitzt. Er ist auch auf der Suche. Der negative Geist ist einfach zu stark geworden, denn er überschwemmt alles. Er muß es einfach spüren, John.«
    Ich griff über den Tisch und berührte Dennis' Arm. »Wenn er in unsere Nähe kommt und du ihn genau siehst, wirst du ihn mir zeigen. Ist das okay?«
    »Das mache ich, John.«
    »Gut, dann warten wir.«
    Auch ich schaute mir die Passanten an. Männer, Frauen, Kinder. Geschäftsleute, die hier in der Gegend zu tun hatten. Einige waren auf dem Weg zu ihren Dienststellen und Arbeitsplätzen. Andere wiederum schlenderten nur. Sie alle litten unter der schwülen Wärme. Auf den Gesichtern malte sich die Anstrengung ab, die eine derartige Witterung mit sich brachte.
    Plötzlich sprang Dennis auf. »Das ist er!«
    »Wo?«
    »Da!« Er streckte den rechten Arm aus. »Ich bin mir ganz sicher, John. Das muß er sein!«
    Der Junge mochte ja recht haben, nur sah ich einfach zu viele Personen, die an uns vorbeimarschierten.
    »Kannst du mir keine Beschreibung geben?«
    »Der Große mit dem braunen Haar und dem Bart auf der Oberlippe. Da, jetzt bleibt er stehen.«
    Ich entdeckte den etwa dreißigjährigen Mann sofort. Er stand in der Tat unbeweglich, schien mir etwas irritiert zu sein. Die helle Jacke hatte er über seine Schulter gehängt. Der Blick glitt dem grauen Himmel entgegen, als würde er dort eine Antwort auf irgendwelche Fragen bekommen.
    Die gab es dort nicht.
    »Was willst du machen, John?«
    Ich stand bereits auf. »Hingehen und ihn ansprechen. Du bleibst hier, Dennis.«
    »Was wirst du ihm sagen?«
    »Das weiß ich noch nicht.« Ich war bereits auf dem Weg. An zwei jungen Frauen, die so aussahen wie weibliche Banker, schob ich mich vorbei und hatte Barry F. Bracht, falls er es war, nach wenigen Schritten erreicht. Vor ihm blieb ich stehen.
    Er schaute mich an. Ich sah, daß er braune Augen hatte, in denen das Mißtrauen wohnte.
    »Mr. Bracht?« fragte ich.
    Zögernd nickte er. »Ja - warum?«
    »Ich möchte gern, daß Sie mit mir kommen.«
    In diesem Moment holte er aus und schlug zu!
    ***
    Damit hatte ich nicht rechnen können. Deshalb erwischte mich der Treffer auch völlig unvorbereitet. Er explodierte dicht oberhalb des Gürtels. Die Schmerzen fluteten durch meine Körper. Ich sah für einen Moment Sterne, mußte würgen und sackte in die Knie. Pfeifend holte ich Luft, die Gestalt des Mannes schwankte vor meinen Augen. Dann huschte sie weg, und gleichzeitig erreichte ein Schrei meine Ohren. Dennis hatte ihn ausgestoßen, und der Ruf formierte sich zu einem Wort.
    »Barry, bleib stehen!«
    Ich kam in dem Augenblick hoch, als der Schrei aufbrandete. Mir war übel. Hände streckten sich mir entgegen, um mir auf die Füße zu helfen, und ich hörte die kreischende Stimme einer Frau, die dicht neben mir stand und brüllte.
    »Ich habe es gesehen! Ich habe es genau gesehen! Er hat Sie niedergeschlagen, Mister. Ich werde es bezeugen können. Sie müssen…«
    »Schon gut, schon gut«, sagte ich würgend. »Danke, aber ich komme allein zurecht!«
    Sie war noch pikiert. Ich hörte, wie sie sich lautstark beschwerte und hinter mir herschimpfte.
    Mich interessierten die Menschen nicht. Ich halte nur Augen für Barry F. Bracht und den Jungen. Beide standen vor dem runden Tisch, und Dennis redete auf ihn ein.
    Als ich zu ihnen trat, fuhr Bracht herum und funkelte mich wütend an.
    »Keine Sorge, ich bin nicht Ihr Feind.«
    »Ja, er ist ein Freund«, sagte auch Dennis.
    Das wollte Bracht nicht so recht glauben. »Ich kenne Sie nicht. Was wollen Sie von mir?«
    »Zunächst einmal möchte ich, daß Sie sich setzen.«
    »Nein, ich habe keine Zeit.«
    »Was hält Sie davon ab?« fragte ich und massierte die Stelle, wo mich die Faust erwischt hatte. »Keine Zeit.«
    »Wo wollten Sie denn hin?«
    Bevor er eine Antwort geben konnte,

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