Knochen-Mond
sehen uns dann in Wales. Wäre doch gelacht, wenn wir die komischen Traumdämonen nicht schafften.«
»Die sind nicht ohne, Suko, denk daran. Ich habe bei meinem letzten Fall ganz schön geschwitzt.«
»Klar, den hast du mal wieder ohne mich gelöst.« Die Bemerkung konnte er sich nicht verkneifen. »Noch etwas anderes, John. Wie sieht es allgemein aus. Glaubst du an eine gewisse Großoffensive dieser neuen Dämonenart? Die Traumdämonen, die Visionskünstler des Schreckens? Sind die unterwegs, um die Welt unter ihre Kontrolle zu bringen?«
»Kann sein.«
Suko grinste. »Dann werde ich versuchen, so wenig wie möglich zu schlafen.«
»Vor allen Dingen nicht am Lenkrad.«
»Keine Sorge, das packe ich.« Er winkte mir zu. »Bis später dann, Alter.«
Er ging und ließ mich sehr nachdenklich zurück. Was uns erwartete, wußte ich natürlich nicht. Ein Spaß würde dieser Fall nicht werden, das stand fest.
Ich dachte auch über Bracht nach. In Jericho war sein Name zum erstenmal erwähnt worden. Wir hätten ihn suchen müssen, doch wie finden? Zum Glück hatte sich das Problem von selbst erledigt, und ich war froh, ihn in naher Zukunft an meiner Seite zu wissen. Noch gespannter war ich auf seine Verwandlung, wenn aus ihm Zebuion, der Schattenkrieger wurde…
***
Die Fahrt nach Wales hatte Suko zwar von den Problemen nicht befreit, sie zunächst allerdings zurückgedrängt, so daß er sich hatte auf seinen Wagen konzentrieren können.
Es tat dem Flitzer gut, tempomäßig gekitzelt zu werden, und als Suko die ersten gälischen Namen der Orte las, da wußte er, daß er diesen geheimnisumwitterten Landstrich im Westen der Insel erreicht hatte. Hier war vieles anders. Zwar nicht so sehr von der Landschaft, aber die Menschen hatten sich eine gewisse Eigenständigkeit bewahrt, die so weit ging, daß man sie als Sonderlinge bezeichnete.
Es gab Waliser, die sich weigerten, das normale Englisch zu sprechen und sich in ihrer alten gälischen Sprache unterhielten, für Suko und andere Menschen regelrechte Zungenbrecher.
Von Newport aus führte der Motorway an der Küste entlang. Er endete nördlich von Swansea, ungefähr dort, wo die Black Mountains begannen. An ihrem westlichen Rand mußte der kleine Ort Llannonwelly liegen. Suko hatte sich in London noch hingelegt. Kurz vor Mitternacht war er losgefahren, hinein in den anbrechenden Tag und auch hinein in die Kühle, denn der vorhergesagte Temperatur-und Wetterumschwung war endlich eingetreten.
Zwar hatte der Wind noch nicht gedreht, er blies noch immer aus Richtung Süden, aber die Sonne war verschwunden hinter dicken Wolken.
Es hatte auch einige Male geregnet. Nie ein langer Landregen, nur immer heftige Schauer, die nach einigen Minuten schon vorbei waren. Suko hatte keine Ahnung, wie es in Llannonwelly aussah. Für ihn als Außenstehenden würde es jedenfalls nicht einfach sein, mit den Bewohnern in Kontakt zu kommen. Er mußte sich da auf Tom Evans, den Aussteiger, verlassen. Wenn diesem Mann John Sinclair bekannt war, würde er sich auch an den Inspektor erinnern können. Suko war vom Motorway abgefahren und folgte dem Weg, der sich durch die hügelige Landschaft wand, kurvig, nie gleich breit, mal enger, mal breiter, hin und wieder von Steinwällen flankiert, die mit einer grünen Moosschicht überzogen waren.
Hier wehte stets ein Wind. Vom Atlantik her fiel er über das Land, um sich an den Bergen und Tälern zu fangen.
Die Orte waren zumeist winzig. Alte Häuser duckten sich oft genug in Talmulden hinein. Zäune und Hecken umgaben viele Gebäude. Menschen waren nicht oft zu sehen, auch der Verkehr schien hier auf dem Stand der fünfziger Jahre stehengeblieben zu sein. Nicht so sehr in die Landschaft hinein paßten die Skelette der Fördertürme. Wales ist reich an Kohle, aber die große Krise hatte viele Zechen eingehen lassen. Die Rechnung dafür hatten leider die einfachen Menschen zahlen müssen.
Des öfteren überfuhr Suko alte Steinbrücken oder huschte durch Tunnels. Manche waren so schmal, daß er Mühe hatte, seinen Wagen hindurchzubekommen.
Auf der Karte hatte er nachgeschaut, wo Llannon-welly zu finden war. Es lag dort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagten. Da wollte Suko nicht einmal tot über'm Zaun hängen.
Etwa drei Meilen vor dem Ziel wurde der Weg breiter. Suko konnte wieder etwas mehr Gas geben. Glücklicherweise war der BMW gut gefedert. Er schluckte die Unebenheiten des Bodens weg. Auf der Karte war die lange Kurve nicht
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