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Knochen-Mond

Knochen-Mond

Titel: Knochen-Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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trat zögernd an das alte Metallbett heran, auf dem die Person lag. Tom Evans lag auf dem Rücken. Er trug einen Vollbart. Dort, wo in seinem Gesicht die Haut zu sehen war, sah sie aus, als wäre die von zahlreichen Rasierklingen zerschnitten worden. Die dunkelrote Flüssigkeit rann über die Haut und hatte dort ein Muster hinterlassen. Daß er noch lebte, grenzte fast an ein Wunder.
    Suko blieb an der linken Seite des Betts stehen, damit das Licht weiterhin auf die Schlafstatt fallen konnte. Es war nur schwach, denn die Fenster glichen Luken.
    Der Inspektor schaute in das Gesicht. Obwohl kleine Blutfäden in den Augen geronnen waren, standen sie weit offen. Ebenso wie der Mund, aus dem die furchtbaren Geräusche drangen.
    Suko wollte wissen, ob ihn der Mann überhaupt erkannte, und er sprach ihn flüsternd an.
    »Können Sie mich hören, Tom?«
    Er bekam als Antwort ein tiefes Stöhnen, das ihn davon abhielt, weiterzusprechen. Suko glaubte nicht daran, erkannt oder wahrgenommen zu sein. Dieser Tom Evans mußte ein Gefangener seiner Alpträume sein, die er körperlich erlebte.
    Als sich hinter Suko der Holzboden knarrend bewegte, drehte er sich um und sah den Alten näherkommen.
    »Du hast ihn gesehen?«
    »Ich stehe ja vor ihm.«
    Er blieb stehen. »Was sagst du dazu?«
    »Ich habe noch keine Erklärung, tut mir leid.«
    Der Mann lächelte. Unter der dunklen Krempe wirkte sein Gesicht noch blasser. »Wenn du Erklärungen willst, mußt du dein eigenes Denken zur Seite stellen.«
    »Ich versuche es.«
    Der Alte nickte in Richtung Bett. »Tom Evans, der Fremde in unserem Ort, erlebt sein zweites Ich.«
    »Wie bitte?«
    »Er träumt. Er hat Alpträume, aber keine normalen. Sein zweites Ich, seine Seele ist aus dem Körper hervorgeholt worden und irrt durch andere Dimensionen. Sie befindet sich in einer anderen Welt und hat dort Gestalt angenommen. Da ist sie in Gefangenschaft geraten, denn man hat gespürt, daß er nicht zu uns gehört. Er erlebt also in seiner zweiten Gestalt die Folter.«
    »Das heißt, daß er…«
    »Ja, er wird in der zweiten Gestalt gefoltert, und die erste erlebt die Qualen mit. Was du hier siehst, spielt sich gleichzeitig in der Dimension der Alpträume ab. Tür ihn scheint der Knochenmond auch dann, wenn er nicht am Himmel steht.«
    Es war nicht einfach für Suko, das nachzuvollziehen und auch zu begreifen. Möglicherweise wäre er überraschter gewesen, hätte ihm sein Freund John Sinclair nicht von seinem letzten Fall berichtet, wo dieses Phänomen aufgetreten war.
    »Fängst du an zu begreifen?«
    Suko nickte. »Ich habe schon begriffen, keine Sorge. Ich weiß inzwischen Bescheid.«
    »Das freut mich.« Der Alte reckte sein Kinn vor. »Du wirst mit ihm nichts anfangen können. Er bleibt ein Gefangener seiner Alpträume. Die beiden Ichs sind getrennt worden, und auch du kannst es nicht schaffen, sie wieder zusammenzuführen.«
    »Ich werde es trotzdem versuchen.«
    »Nein, dann wird ersterben. Außerdem bist du nicht in der Lage, um dich über die beiden Ichs hinwegsetzen zu können. Das schafft kein normaler Mensch.«
    »Ich will ihm helfen.«
    »Nicht hier.«
    »Frage: Wo dann?«
    »In seiner zweiten Welt. Du kannst versuchen, mit dem zweiten Ich Kontakt aufzunehmen. Wahrscheinlich wirst du das sogar. Ich habe dir berichtet, daß kein Weg daran vorbeiführt. Du bist fremd, er ist fremd. Ihr werdet beide das Grauen erleben. Auch du wirst hineingleiten in die andere Welt, wenn sich dein zweites Ich aus deinem Körper löst und in der Dimension der Träumer als andere Gestalt umherläuft. Das alles wird auf dich zukommen, Fremder.«
    »Als was wäre er denn in der Traumwelt?«
    Der Alte hob die Schultern. »Das kann ich dir nicht sagen. Er mag so aussehen wie immer, er kann aber auch eine andere Gestalt annehmen, die nicht unbedingt menschlich zu sein braucht. Es gibt zahlreiche Wege und Pfade, einen davon wirst auch du gehen, wenn du versuchst, in meine Welt einzutauchen.«
    »Es gibt also keine andere Möglichkeit für mich?«
    »Nein.«
    Suko hatte die Waffe wieder weggesteckt. Er wollte allein nachdenken und sich durch die Worte des Alten nicht ablenken lassen, deshalb ging er zum Fenster und drehte seinem Begleiter den Rücken zu. An der Schmalseite des Hauses schaute er hinaus ins Freie, und sein Blick traf den dunklen Felsen, der auf ihn von der Seite her gesehen wie das weit geöffnete Maul eines Krokodils wirkte, das jeden Moment zuschnappen konnte.
    Dieser alte Felsen war das

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