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Knochen-Mond

Knochen-Mond

Titel: Knochen-Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wurde zu einer dumpf-grauen Masse, die ihm gleichzeitig wie Hügel aus Knete erschien.
    Ob er den Arm noch erreichte, konnte er nicht sagen. Jedenfalls stützte ihn der Mann nicht ab, als Suko fiel.
    Schwer prallte er auf die Bohlen nieder. Ein harter Schlag durchzuckte seinen Körper. Blitze tanzten einen irren Reigen vor seinen Augen, bis sie von einer Schwärze erstickt wurden, die tief aus einer anderen Dimension kam.
    Wie ein Trichter wirkte sie, als sie den Inspektor zu sich hereinzog. Suko wußte nichts mehr.
    Er lag auf dem Bauch, den Kopf zur Seite gedreht und spürte nicht einmal, daß seine beiden Existenzen voneinander getrennt wurden. Der Körper blieb zurück. Das seelische Ich aber zog es hinein in die fürchterliche Traumwelt.
    Der Alte lächelte, als er auf leisen Schritten den Raum verließ. Seine Aufgabe war erfüllt…
    Ich hatte lange gewartet und eigentlich damit gerechnet, von Suko eine Nachricht zu bekommen, aber das Telefon blieb stumm. Dabei hätte er von unterwegs her anrufen können.
    Warum hatte er das nicht getan?
    Meine Unruhe wuchs, was auch Dennis merkte, der bei mir in der Wohnung war, vor der Glotze hockte, mit seinen Gedanken aber nicht bei der Sache war, weil er immer wieder Fragen stellte, die sich auf meinen Beruf bezogen.
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Dennis. Ich schaffe es schon.«
    »Hoffentlich.«
    Ich beobachtete ihn, wie er des öfteren über seine Haut strich. Die Knochen waren nicht zu sehen, auch wenn die Haut dünner wirkte. Sie traten nur hervor, wenn ich sie mit meinem Kreuz berührte. Irgendwann fragte ich ihn, ob es wirklich keine Ausnahmen in Llannonwelly gab.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich denke dabei an dein Gesicht.«
    Er hob die Schultern. »Das glaube ich nicht. Sie alle haben den Knochenmond gesehen. Sie alle haben die Strahlen mitbekommen, die sie verändern. Alle träumen, John.«
    »Du auch, wie ich weiß. Willst du darüber reden? Willst du mir deinen schlimmsten Traum erzählen?«
    Mit einem Ruck stand er auf. Wie ein Alter ging er durch das Zimmer, überlegend, die Hände dabei auf den Rücken gelegt. Vor dem Fenster blieb er stehen, schaute in den Londoner Himmel, wo sich weder Sonne noch Mond abzeichneten und nur die graue Wolkendecke lag.
    »War das mit den Kannibalen nicht schlimm genug?«
    »Bestimmt. Aber gab es auch andere Träume? Irgendwelche Hinweise, wie man die Welt zerstören kann?«
    »Willst du das denn?« Dennis hatte gegen die Scheibe gesprochen.
    »Und ob ich das will, Junge. Ich muß die Welt zerstören, sonst wird sie immer mehr Menschen mit in den Abgrund reißen. Was sich in Llannonwelly aufgebaut hat, darf sich auf keinen Fall weiterentwickeln. Wenn du verstehst, was ich meine.«
    Er drehte sich um und schaute dabei zu Boden. Auch seine Arme hingen nach unten, als würden sie nicht zu ihm gehören. Er kam mir so allein und verlassen vor.
    Ich ging hin, hockte und legte meine Hände auf seine Schultern. »Wir werden zusammenhalten, Dennis, glaube es mir. Aber ich muß mehr über dich wissen.«
    »Was denn?«
    »Wir haben nie über deine Eltern gesprochen. Was sagen sie dazu, daß du…?«
    »Es gibt sie nicht mehr.«
    »Sind sie gestorben?«
    »Nein, sie zogen weg. Sie… haben sich getrennt. Mein Vater ist Soldat, wir haben ihn kaum gesehen. Meine Mum konnte es nicht mehr aushalten. Sie ist dann irgendwann verschwunden.«
    »Ohne dich?«
    »Ja.«
    »Und du hast sie auch nie gesehen?«
    Da schluckte er, seine Augen füllten sich mit Tränen. »Doch… doch, ich habe sie gesehen. In meinen Träumen in der anderen Welt. Da war sie unter den Schlimmen, die…«
    »Pssst… ich habe verstanden, Dennis.«
    »Danke.«
    Ich war ebenfalls blaß geworden und dachte daran, was dieser Junge hinter sich hatte. Konnte es Schlimmeres geben als diese Träume, in die gleichzeitig Fiktion und Wahrheit hineinflössen?
    Es klingelte, und ich wußte auch, wer es war. Wenig später betrat Barry F. Bracht meine Wohnung.
    »Wie ist die Nacht gewesen?« fragte er mit etwas müde klingender Stimme.
    »Traum frei.«
    Er strich über sein beiges Jackett. »Nicht bei mir.«
    »Hast du dich verändert?«
    »Ja, ich wurde zu Zebuion. Doch ich kam nicht durch, die Sperre war zu groß. Sie setzt sich einfach aus der negativen Kraft zusammen. Meine positive kam dagegen nicht an.«
    »Das kann ich sogar verstehen. Hast du denn einen Ausweg aus diesem Dilemma gefunden?«
    Er setzte sich und nickte. »Wir müssen so rasch wie möglich an das Zentrum

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