Knochen-Poker
trieb.
Er hatte sich für eine Schaufel entschieden, hob sie an und hielt sie mit beiden Händen fest. Wieder nahm er den gleichen Weg. Killing Star und Jackson interessierten sich nicht für ihn. Sie waren in einem wahren Rausch gefangen und sprachen darüber, was ihnen der Schädel bei einem Verkauf einbringen würde. Besser konnte es für Tommy gar nicht laufen…
Er freute sich, über Grasboden laufen zu können. Der dämpfte seine Schritte fast bis zur Geräuschlosigkeit. Schon jetzt drehte er die Schaufel so, dass er damit zielsicher zuschlagen konnte.
Noch vier Schritte…
Er befand sich direkt im Rücken der beiden Helfer, die ihn übers Ohr hauen wollten. Tommys Gesicht verzog sich. Das sollten sie mal versuchen. Er würde sie fertig machen. Zwei Schritte ging er vor, holte noch weiter aus und konzentrierte sich auf Killing Star. Dann schlug er zu.
Er wollte den Burschen nicht töten, nur ins Reich der Träume schicken. Die flache Rückseite der Schaufel musste einfach ausreichen. Der Treffer! Tommy hörte den Aufschlag, und Killing Star zuckte zusammen, bevor er steif sitzen blieb.
Er hatte den Treffer zwar abbekommen. Blue Boy Jackson aber wirbelte sitzend herum, war noch völlig konsterniert und sah den Schatten vor sich auftauchen, der im nächsten Moment an seinem Kopf explodierte. Jackson flog zurück, sein Kumpan saß auch nicht mehr. Er war zur Seite gefallen. Zueinander lagen die beiden in einem rechten Winkel, und Tommy atmete tief durch, während er sich gleichzeitig den Schweiß von der Stirn wischte.
Das war erledigt. Er hätte nie gedacht, dass es so einfach sein würde. Zwei Schläge - vorbei.
Diesmal lächelte er nicht. Er lachte lauthals, als er die Schaufel zur Seite schleuderte. Die beiden Taschenlampen der Bewusstlosen brannten noch weiter. Sie gaben genügend Licht ab, um sich orientieren zu können. Tommy erwachte zu einer fieberhaften Tätigkeit. Zunächst brachte er den wertvollen Schädel in Sicherheit. Dann kümmerte er sich um Killing Star. Aus seiner Tasche holte er das gefährliche Messer. Für einen Moment starrte er den New Yorker Straßenmugger an. Der hatte Tommy töten wollen. Jetzt hätte er ihn ins Jenseits schicken können, aber das ließ er bleiben. Was die beiden erwartete, war schlimmer als der Tod.
Moore ging zu Jackson. Dessen Stirn zeigte eine breite Platzwunde, aus der zwei dünne Blutfäden rannen. Tommy schob seine Hände unter Jacksons Achselhöhlen und zog den schweren Körper dorthin, wo auch Killing Star lag. Friedlich >schliefen< die beiden Schläger nebeneinander. Tommy dachte an sein Beutemesser. Es war für ihn ungemein wichtig geworden. Fast so wichtig wie der Schädel, den er ebenfalls holte und neben Killing Star stellte.
Dann hob Moore dessen Arm an. Er schob Pullover-und Jackenärmel zurück, damit die Haut frei lag. Tommy brauchte von diesem Mann etwas Bestimmtes.
Dessen Blut!
Der Schädel lag so unter dem Arm, dass sein weit geöffnetes Maul in die Höhe wies. Eine ideale Lage.
Tommy führte das Messer an den Arm heran. Der Lichtarm einer Taschenlampe erreichte die Klinge und gab ihr einen hellen, kalten Schein, der wie ein Spiegel wirkte.
Tommy stach zu. Gleichzeitig zog er die Klinge nach hinten, damit sich die kleine Wunde öffnen konnte. Augenblicklich fing sie an zu bluten. Die Tropfen sammelten sich, mussten der Schwerkraft Tribut zollen und fielen nach unten. Sie klatschten haargenau in das offene Maul des Vampirschädels hinein, wo ein Zischen erklang, als sie verdampften und der Qualm aus dem Maul hervorquoll.
Einige Sekunden ließ Tommy das Blut tropfen, dann nahm er den Schädel und bewegte sich auf die andere Seite, wo Blue Boy Jackson auf dem Rücken lag und sich nicht rührte. Auch dessen Arm hob er an, schnitt eine Wunde in die Haut und ließ das Blut in das Schädelmaul tropfen. Nur so konnte er einen Vampir zum Leben erwecken, und wenn es auch nur ein Kopf war.
Auch dieses Blut zischte, als es zielsicher seinen Weg in das geöffnete Maul fand. Abermals wölkte Rauch aus der Öffnung, vernebelte die Sicht auf die beiden Vampirzähne und brachte gleichzeitig einen Geruch mit, der sich aus einer Mischung von Blut und Moder zusammensetzte. Ein widerlicher Gestank.
Tommy machte es nichts aus. Er freute sich darüber, das gehörte zu seinem Plan, so hatte es in seinem alten Buch gestanden. Er wartete, bis die Wunde nicht mehr so stark blutete. Erst dann drückte er den Arm zurück und nahm den Schädel wieder an sich.
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