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Knochen-Poker

Knochen-Poker

Titel: Knochen-Poker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wie ihn der Besitz dieses unheimlichen Schädels innerlich veränderte. Er wurde ein anderer, er fasste Mut und hatte das Gefühl, über seinen eigenen Schatten springen zu können. Das Böse fand sein Opfer…
    Nur anmerken lassen durfte er sich nichts. Die Rolle einfach weiterspielen, das war wichtig.
    Er blickte hoch. Die Hälfte der Strecke lag bereits hinter ihm. Am Schachtrand malten sich die Umrisse seiner Helfer vor dem fahlsilbrigen Mondlicht ab. Tommy glaubte daran, dass der Erdtrabant in dieser Nacht stärker scheinen würde als normal, um dem Vampirschädel die Kraft zu geben, die er brauchte.
    »Verdammt, das halte ich nicht mehr lange durch!« vernahm Tommy die keuchende Stimme. »Reiß dich zusammen, Killing Star! Wir packen das!«
    Und sie schafften es auch. Unter großen Anstrengungen zogen sie Tommy aus dem Schacht. Sobald es möglich war, winkelte er ein Bein an, stützte sich auf dem Schachtrand ab und unterstützte die Bemühungen der beiden New Yorker. Geschafft! Er blieb knien, zitterte, hob den Kopf und sah in die gespannten, aber auch erschöpften Gesichter.
    Blue Boy Jackson nickte ihm zu. »Alle Achtung! Ich hätte nie gedacht, dass du es packen würdest.«
    »Ich… ich konnte mich auf mein Buch verlassen. Und jetzt habe ich ihn.« Noch immer angebunden nahm er den Schädel behutsam in beide Hände und stellte ihn neben sich.
    Sofort traten die beiden näher, aber Tommy hatte etwas dagegen.
    »Nein, nicht berühren. Er ist zerbrechlich. Wir sehen ihn uns gemeinsam an.«
    »Quatsch!« Killing Star wollte sich bücken, doch Blue Boy stieß ihm den Ellbogen gegen die Brust, so dass er zurückfiel.
    »Lass es sein, Tommy hat recht. Er hat den Schädel schließlich geholt. Wir wollen ihm seinen Spaß noch etwas lassen.«
    Wenn ihr wüsstet, dachte Moore, während er dabei war, sich von dem Seil zu befreien. Durch geschickte Griffe öffnete er die Knoten, nahm den Schädel und stand auf.
    Sie verließen die Grube und stellten ihn dort auf den Boden, wo das Gras nicht so hoch wuchs. Moore nahm seine Lampe und strahlte ihn an. Mittlerweile war der Schlamm von dem Vampirkopf herabgelaufen. Der Lampenstrahl traf einen glatten Totenkopf, der aussah wie frisch rasiert. Normalerweise hätte das Gebein bleich schimmern müssen. Das war bei diesem Schädel nicht der Fall. Er besaß einen Grauton. Er unterschied sich in nichts von den normalen Totenschädeln. Bis auf eine sehr wichtige Kleinigkeit. Aus seinem Oberkiefer ragten zwei lange Zähne, die an ihren Enden pfeilartig zuliefen.
    Moore lachte, als er das sah. Blue Boy Jackson schwieg, selbst Killing Star sagte nichts und wischte nervös seine Hände an den Hosenbeinen ab. Die Handschuhe hatte er ausgezogen.
    »Nun?« fragte Moore leise, »haben wir einen Vampir vor uns?«
    Jackson hob die Schultern. »Das lässt sich wohl nicht mehr leugnen. Es muss einer gewesen sein.« Er schaute Killing Star an. »Was sagst du dazu?«
    »Ja, ich sehe das.« Er lachte unsicher. »Was könnte man für den denn kriegen, wenn wir ihn verkaufen?«
    Tommy zeigte gespieltes Erschrecken. »Du willst ihn verkaufen?«
    »Ja. Auf den Nachttisch stelle ich mir den nicht. Also, was würde ein Kunde lockermachen?«
    Moore hob die Schultern. »Es kommt auf den Kunden an. Wenn er Raritäten sammelt und wir ihm nachweisen können, dass es sich um einen echten Vampirschädel handelt, sicherlich zehntausend Dollar.«
    Killing Star war begeistert. »Zehn Riesen. Irre, dann hätten wir die Spesen wieder raus.«
    »Das meiste habe ich für euch bezahlt, vergesst das nicht«, warf der Knochensammler ein.
    »He, reiß dich mal zusammen, du Stinker! Soll das etwa heißen, dass du den Kopf behalten willst?«
    »Davon habe ich nichts gesagt.«
    »Hörte sich aber fast so an!«
    Moore stand auf. »Keine Sorge, ihr könnt ihn behalten. Das war ja abgemacht.«
    Jackson grinste ihm zu. »Wenn wir keinen Käufer finden, kannst du ihn ja abkaufen.«
    »Vielleicht.«
    Tommy hatte die Antwort bewusst gegeben. Er wollte die beiden einlullen, um seine nächste, nicht ganz einfache Aufgabe in Angriff zu nehmen. Es störte ihn nicht, dass sich die beiden um den Vampirschädel kümmerten und ihn von allen Seiten im Licht ihrer Taschenlampen betrachteten. Moore schlug um seine Helfer einen Bogen und ging dorthin, wo die Schaufeln und Spitzhacken lagen.
    Inzwischen war es dunkel geworden. Auch wenn sich die Typen umgeschaut hätten, sie hätten kaum erkennen können, was Tommy Moore hinter ihrem Rücken

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