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Knochen-Poker

Knochen-Poker

Titel: Knochen-Poker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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kümmerte sich darum nicht, er machte weiter. Ihn hatte es gepackt. Voller Zorn jagte er das Schaufelblatt in die weiche Erde, schleuderte die schlammige Masse hoch und gleichzeitig zur Seite, wo sie gegen die Schachtwand klatschte und wie zäher Teer daran herablief.
    Er wühlte sich vor, kam schließlich zu dem Ergebnis, dass er nicht zu wild schaufeln durfte; denn wie leicht konnte auch ein Knochenschädel zerstört werden.
    Seitlich setzte er jetzt das Schaufelblatt an. Mittlerweile hatte er eine festere Schicht erreicht und erzielte urplötzlich den erhofften Erfolg. Mit der Kante traf er auf Widerstand. Es konnte ein Stein sein, musste aber nicht.
    Tommy fiel auf die Knie. Er leuchtete genau hin, wühlte mit den Händen nach und erwischte den Gegenstand, auf den er sich so lange gefreut hatte.
    Es war der Schädel!
    Schon beim ersten Tasten hatte er es gespürt. Seine gekrümmte Handfläche war über das halbrunde Gebein an der Oberseite geglitten, und mit den Fingerspitzen konnte er sogar in die leeren Augenhöhlen hineinstechen.
    Tommy blieb sitzen. Sein Herz schlug schneller. Aufregung und Nervosität hielten ihn umklammert. Er setzte auch die Linke ein, um den Fund so behutsam wie möglich aus dem Schlamm herauszuholen. Behutsam holte er ihn hervor. Zwischen seinen Händen befand sich ein dunkler Gegenstand, der allmählich eine hellere Farbe bekam, als der Schlamm in dicken Tropfen zu Boden fiel. Vorsichtig stellte er den Vampirkopf neben sich und schaute in die Höhe.
    Am Rand der Luke hockten seine beiden Helfer. Noch schien der Mond in den Schacht. Seine Strahlen ließen das obere Drittel der Innenwände silberfarben flimmern.
    Moore ballte die linke Hand zur Faust. Wieder zogen sich seine Lippen zu einem kalten Lächeln in die Breite. Es war das Lächeln des Triumphes. »Ich habe ihn!« schrie er hoch. »Ich habe ihn gefunden!«
    »Wirklich?« brüllte Jackson zurück, der es kaum fassen konnte.
    »Ja, er ist hier bei mir. Er steht im Schlamm. Ich werde jetzt hochkommen.«
    »Verlier ihn nur nicht!«
    »Nein. Seid ihr nur vorsichtig, wenn ihr mich rauszieht. Ich muss ihn schließlich halten.«
    »Machen wir.«
    Tommy stellte sich in die Schachtmitte. Das Seil hatte er während der Arbeit nicht abgenommen. Den gefundenen Schädel hielt er mit beiden Händen fest. Die Lampe hatte er wieder weggesteckt, und er stand in der Finsternis des Schachtes.
    Es war unheimlich. Nur über ihm schien der Mond gegen die Wände. Ansonsten hüllte ihn die Dunkelheit ein. Er spürte zudem, dass sich etwas in seiner Nähe befand, über das er nicht sprechen konnte. Etwas Unheimliches, Lauerndes, ein böser Schatten, der auf ihn lauerte, um ihn einfangen zu können. Das war die andere Seite, die andere Macht, die es tatsächlich gab. Die alten Bücher hatten nicht gelogen. Kalt rann es über seinen Rücken. Der Schmutz klebte an seiner Kleidung. Er würde später verkrusten. Dann konnte er sowieso seine Sachen wegwerfen. Wen würde das noch interessieren? Er hatte seinen Schädel gefunden, der Knochenpoker konnte beginnen. Mit Killing Star und Blue Boy Jackson wollte er anfangen.
    »Wir ziehen dich jetzt hoch!« Killing Stars schreiende Stimme unterbrach seine Gedanken. »Ja, macht schon!«
    Im nächsten Augenblick spürte er den sich verhärtenden Druck unter seinen Achselhöhlen und an der Hüfte. Hoffentlich beherzigten die beiden seine Warnung und waren vorsichtig.
    Schon sehr bald schwebte er über dem schlammigen Untergrund. Natürlich geriet er wieder ins Pendeln, schlug gegen die Schachtwand, schwang wieder zurück, prallte abermals davor, gewann aber an Höhe und trug den Schädel so, dass ihm nichts passierte. Wer einem Vampir den Kopf abschlug, hatte den Blutsauger für alle Zeiten vernichtet. So schrieb es das schwarzmagische Gesetz vor. Aber es konnte etwas anderes sein, wenn der Teufel einen Schwarzblütler vernichtete. Durch seine immense Kraft und Macht war er in der Lage, die Dunklen Gesetze aufzuheben.
    Die Zeit lief ihm viel zu langsam ab. Er wollte endlich aus diesem Gefängnis raus und sich mit dem Schädel beschäftigen. Dass er dabei einen bestimmten Plan verfolgte, davon hatte er seinen Helfern nichts mitgeteilt. Sie würden sich wundern, wenn sie als erste daran glauben mussten. Tommy Moore hatte sich nie als großer Held gefühlt. Allein von seiner Statur her gehörte er zu den Menschen, die der Gewalt stets aus dem Weg gingen, aber in der Zukunft würde sich das ändern. Schon jetzt spürte er,

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