Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochen-Poker

Knochen-Poker

Titel: Knochen-Poker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
atmete laut und keuchend. Von Grund her stieg ein widerlicher, modriger Geruch auf.
    Moore kannte den süßlichen Leichengeruch. Er selbst hatte sich oft genug auf Friedhöfen herumgetrieben und nach Knochen gesucht. Da war es nicht zu vermeiden gewesen, dass er mit halbverwesten Leichen Kontakt bekommen hatte. Dieser Gestank hier war nicht so intensiv. Nur vermischte er sich mit der verbrauchten Luft, die ein Atmen erschwerte. Seine Helfer arbeiteten relativ geschickt. Sie versuchten, das Seil in einer gewissen Gleichmäßigkeit durch ihre behandschuhten Hände laufen zu lassen, so dass sich die Pendelbewegungen des Körpers in Grenzen hielten. Dennoch machte Tommys Gesicht mehrmals mit der Schachtwand Bekanntschaft. Sie war feucht und lehmig. Bestimmt krabbelte allerlei Getier durch Spalten und Risse, was Tommy allerdings nicht weiter störte. Wer mit Gebeinen handelte und Tiere präparierte, überging so etwas einfach.
    Hin und wieder legte er den Kopf zurück und schaute in die Höhe. Das Viereck war noch vorhanden, allerdings verkleinerten sich seine Umrisse mit jedem Yard, den Tommy zurücklegte. Killing Star schrie etwas. Tommy verstand es nicht einmal. Er dachte darüber nach, wie lang zwanzig Fuß werden konnten.
    Die Luft verschlechterte sich zusehends. Ohne die Öffnung wäre er vielleicht erstickt, so aber ließ er sich weiter in die Tiefe hinab und wartete darauf, endlich Kontakt mit dem Grund zu bekommen. Sekunden verstrichen. Er zählte sie automatisch mit. Bei der Zahl elf spürte er unter seinem rechten Fuß den ersten Widerstand. Im nächsten Augenblick stand er auch mit der linken Sohle auf dem Grund und taumelte zur Seite, um sich gegen die Schachtwand zu lehnen, wo er sich ausruhte.
    Es fiel noch Seil nach, aber die beiden in der Oberwelt merkten sehr schnell, dass Tommy sein Ziel erreicht hatte. Sie ließen das Seil los und knieten neben dem Lukenrand nieder. »He, Tommy!« brüllte Blue Boy Jackson.
    Moore vernahm die Stimme als dumpfes Echo. Er gab noch keine Antwort. Erst als Killing Star fragte, ob er noch lebte, rief er zurück: »Es ist alles okay.«
    »Hast du den Schädel?«
    »Nein, den suche ich noch.«
    »Wir warten!«
    Tommy musste erst den Schwindel loswerden. Seine Brille war zudem verrutscht. Er setzte sie wieder zurecht und holte die Stableuchte aus der Innentasche. Irgendwie fürchtete er sich davor, sie einzuschalten. Als der Strahl schließlich über den Boden wanderte und auf kleinen, schwarzen Pfützen helle Reflexe hinterließ, ging es ihm besser. Es war hier unten alles normal.
    Ein schlammiger Boden. Kriechtiere, die sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten und sich fluchtartig versteckten, als der Lichtschein sie berührte. Der Modergeruch war nicht nur geblieben, er hatte sich zudem noch verstärkt. Wie Nebel stand er in der Luft. Tommy suchte nach dem Gegenstand, der den Gestank abgab.
    Er durchwanderte den Schachtboden, schaute mal in die Höhe und konnte den Himmel erkennen. Direkt über der Öffnung sah er die runde, jetzt intensiver strahlende Scheibe des Mondes. Das gelbe Auge glotzte in den Schacht hinein, ohne ihn voll auszuleuchten. Wo befand sich der Schädel?
    Eine erste Untersuchung hatte nichts ergeben. Tommy ging bei der zweiten genauer vor. Er kniete sich hin und tastete mit seinen gespreizten Händen den Boden ab. Seine Finger wühlten sich durch den Schlamm wie unter eine Decke. Wenn seine Informationen stimmten, musste er einfach etwas finden. Den Schacht hatten sie ja auch gefunden.
    Je mehr Zeit verstrich, um so hektischer bewegte er sich. Tommy geriet ins Schwitzen. Vielleicht war es besser, wenn man ihm von oben eine Schaufel zuwarf. Darum bat er auch.
    »Dann nimm aber Deckung!« schrie Jackson. »Keine Sorge!«
    Tommy presste sich dicht gegen die Wand. Jackson warf die Schaufel senkrecht nach unten. Dennoch geriet sie auf dem Weg in die Tiefe aus der Richtung, stellte sich quer, klatschte mit dem Griff gegen die Stollenwand und hätte Tommy fast noch erwischt, kurz bevor sie auf den Boden schlug.
    »Alles klar?« schrie Jackson.
    »Ja, es ist gut.«
    Tommy packte die Schaufel. Zuvor hatte er die Stableuchte in eine Lücke zwischen zwei Jackenknöpfen gesteckt, so dass sie Halt bekam und ihm leuchtete.
    Während er die schlammige Erde aufgrub, tanzte der Strahl über den Boden. Er wollte endlich den Schädel finden, weil er fest davon überzeugt war, dass er ihn hier unten fand. Killing Star schrie einen höhnischen Kommentar in den Schacht. Tommy

Weitere Kostenlose Bücher