Knochen-Poker
wussten wir nicht…« Er merkte selbst, dass seine Ausrede lahm klang. Dann schwieg er.
Suko sagte: »John, du beschmutzt mit deiner Kleidung das Eigentum des Staates.«
»Was meinst du, wie egal mir das ist! Lieber schmutzige Kleidung als eine schmutzige Seele.«
Mein Freund lachte. »Wobei du wohl beides hast oder?«
***
Wir hatten die beiden Gefangenen in ein Vernehmungszimmer gebracht, Stühle geholt und sie vor uns hingesetzt. Zwischen uns befand sich nur ein Schreibtisch. Suko hockte auf einem Stuhl, ich hatte auf der Kante meinen Platz gefunden. Im Waschraum hatte ich meine Kleidung notdürftig gereinigt.
Das Büro war ebenso nüchtern eingerichtet wie die Fragen, die hier gestellt wurden. Wir kannten inzwischen die Personalien der Männer. Der Hafenschläger, ein aschblonder Kerl mit halblangen Haaren, hieß Tony Lecci. Sein Kumpan, um einen halben Kopf größer und schmaler in den Schultern, hörte auf den Namen Walter Slade. Sie hatten von uns Kaffee bekommen und die Becher bereits geleert. Die Handschellen hatten wir ihnen nicht abgenommen.
Lecci war der mit dem größeren Mundwerk. »Was wollt ihr eigentlich von uns? Ihr hättet nichts anderes getan, wenn euch auf dem Friedhof in stockdunkler Nacht zwei komische Gestalten begegnet wären. Das war reine Notwehr von uns, und zwar…«
Ich schaute ihn nur an und schüttelte dabei leicht den Kopf. Lecci verstummte.
»Sie sollten sich andere Ausreden einfallen lassen«, sagte Suko und kam zur Sache. »Da Sie mit einigen Gerätschaften dem Friedhof einen Besuch abgestattet haben, gehe ich davon aus, dass Sie Gräber öffnen wollten.«
»Niemals!« behauptete Lecci, und sein Kumpan stimmte ihm zu.
»Dann habt ihr auch nicht die anderen Gräber aufgewühlt?«
»Wie kämen wir dazu?«
»Wetten, dass wir euch das beweisen können?« sagte ich. »Wir brauchen die Schaufeln und Hacken in unserem Labor nur untersuchen zu lassen. Da finden wir genügend Spuren.«
»Dann macht das doch.«
»Das dauert etwas, Mr. Lecci. So lange werdet ihr beim Yard einsitzen. Anschließend, wenn die Beweise vorliegen, können wir Anklage erheben. Grabschändung ist zwar kein allzu großes Verbrechen, aber auch kein Kavaliersdelikt. Besonders dann nicht, wenn die entnommenen Gebeine noch verwendet werden.«
»Wer sagt das denn?«
»Aber Mr. Lecci! Sammeln Sie etwa Gebeine?«
»Nein, ich…«
»An wen haben Sie die Knochen gegeben?«
So gesprächig er sich auch gezeigt hatte, jetzt senkte er den Kopf und knetete seine kräftigen Hände. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
Suko wandte sich an Slade. »Sind Sie auch so dumm wie Ihr Freund, Mister?«
»Wieso denn?«
»Mensch, machen Sie den Mund auf! Das ist besser. Wir könnten etwas für euch tun.«
»Du hältst dein Maul, Walter!«
Slade nickte und schaute demonstrativ gegen die Wand. Wir versuchten es noch eine weitere halbe Stunde, aber die beiden sagten einfach nichts mehr. Dann waren Suko und ich es leid. Von den uniformierten Kollegen ließen wir sie abführen und in eine Zelle stecken.
»Ich… ich will meinen Anwalt sprechen!« rief Lecci noch an der Tür und sah mein Nicken. »Bitte, Sie können ihn anrufen. Wie heißt er denn?«
Mit dieser Antwort hatte Lecci nicht gerechnet. »Ach, verdammt, du kannst mich mal.«
»Darauf verzichte ich.«
Als sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, stand ich auf und reckte mich. »Was hast du vor?« fragte Suko.
»Nach Hause fahren, mich ins Bett legen und den beiden morgen früh neue Fragen stellen.«
»Einverstanden. Ich habe auch keine Lust, die restlichen Stunden hier zu verbringen.«
Ich hinterließ Sir James noch eine Notiz und sorgte auch dafür, dass Kollegen die Geräte der beiden abholten. Wir hatten die Namen inzwischen überprüfen lassen. Beide waren nicht registriert und demnach auch nicht vorbestraft. Anschließend fuhren wir durch in Richtung Hochhaus.
»Was hältst du von den beiden?« fragte Suko.
»Schwer zu sagen. Jedenfalls haben sie in einem Auftrag gehandelt.«
»Und wer ist der Unbekannte?«
»Keine Ahnung. Jedenfalls müssen sie Angst vor ihm haben, sonst hätten sie den Mund aufgemacht.«
»So siehst du das.«
»Du nicht?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht haben sie auch nur einfach ein verrücktes Hobby oder ticken nicht richtig.«
»Das werden wir herausfinden.«
»Jedenfalls sind schon mehr Gräber aufgebrochen worden, und wir haben die Gebeine nie gefunden. Wer kann so etwas gebrauchen?«
»Die Geheimbünde, die
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