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Knochen zu Asche

Knochen zu Asche

Titel: Knochen zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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einfach hereingeplatzt waren.
    » Weißt du noch, wo du warst, bevor du zu Obéline kamst?«
    Das Lächeln verschwand.
    »Macht es dich traurig, wenn du an dieses andere Haus denkst?«
    »Ich denke nicht daran.«
    »Kannst du es beschreiben?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    » War jemand gemein zu dir?«
    Sie wippte mit dem Knie, sodass ihr Turnschuh auf dem Boden leise quietschte.
    »War es ein Mann?« Sanft.

    »Ich musste mich für ihn ausziehen. Und.« Das Wippen wurde heftiger. »Sachen tun. Er war böse. Böse.«
    »Kannst du dich vielleicht noch an den Namen des Mannes erinnern?«
    »Mal-o. Er war böse. Ich konnte nichts dafür.«
    »Natürlich nicht.«
    »Aber er hat mir was Tolles geschenkt. Ich hab’s noch. Willst du’s sehen?«
    »Später vielleicht …«
    Doch Claudine ignorierte meine Antwort und schoss aus dem Zimmer. Sekunden später kam sie mit einem geflochtenen Lederring, der mit Federn und Perlen verziert war, zurück.
    »Das ist ein Zauberding.Wenn man es sich übers Bett hängt, dann hat man schöne Träume. Und –«
    »Warum belästigst du Cecile?«
    Claudine und ich drehten uns um, als wir Obélines Stimme hörten.
    »Wir unterhalten uns nur«, sagte Claudine.
    »Auf der Anrichte in der Küche liegen Äpfel.« Obéline nahm ihren finsteren Blick nicht von meinem Gesicht. »Wenn du sie schälst, können wir einen Kuchen backen.«
    »Okay.«
    Ihren Traumfänger in der Hand drehend, ging Claudine an Obéline vorbei und verschwand. Sekunden später wehte ihr Gesang über den Korridor. »Fendez le bois, chauffez le four. Dormez la belle, il n’est point jour.«
    Im Kopf übersetzte ich das Lied des Mädchens. Hack das Holz, zünd den Ofen an. Schlaf, meine Schöne, noch ist es nicht Tag.
    »Wie kannst du es wagen?«, zischte Obéline.
    »Nein, Obéline.Wie kannst du es wagen?«
    »Sie hat den Verstand eines achtjährigen Kindes.«
    »Na gut. Lass uns über Kinder reden.« Mein Ton war eisig. »Lass uns über deine Schwester reden.«

    Die Farbe wich ihr aus dem Gesicht.
    »Wo ist sie?«
    »Das habe ich dir schon gesagt.«
    »Du hast mich angelogen.«
    Ich schlug beide Handflächen auf den Tisch und sprang auf. Mein Stuhl kippte um und fiel mit einem Knall wie ein Pistolenschuss zu Boden.
    »Évangéline wurde nicht ermordet«, sagte ich, und mein Ton war so hart wie mein Gesichtsausdruck. »Auf jeden Fall starb sie nicht mit sechzehn.«
    »Das ist Unsinn.« Obélines Stimme zitterte, wie bei einer mehrmals überspielten Audiokassette.
    »Harry hat Bones to Ashes gefunden, Obéline. Ich weiß, dass Évangéline diese Gedichte geschrieben hat. Einige davon erst zweitausendeins.«
    Ihr Blick zuckte an mir vorbei zum Fenster.
    »Ich weiß über O’Connor House Bescheid. Ich bin gerade dabei, die Bestellung zurückzuverfolgen. Ich wette, dass Virginie LeBlanc entweder du bist oder Évangéline.«
    »Du hast es mir gestohlen.« Sie redete jetzt, ohne mich wieder anzusehen.
    »Ich sag dir das ja nicht gerne, aber das, was du und dein Mann getan habt, ist eindeutig schlimmer, als ein Buch zu klauen.«
    »Du beurteilst uns falsch und machst schmerzhafte Anschuldigungen, die nicht wahr sind.«
    »Was ist mit Évangéline passiert?«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Was war der Grund? Ein gutes Geschäft? Was soll’s, die Kleine arbeitet ja für Daddy. Steht zwar nicht in der Stellenbeschreibung, aber ich zieh sie aus, fessle sie und mach ein paar Aufnahmen. Sie ist jung und braucht das Geld. Sie wird mich schon nicht verpfeifen.«
    »So war es nicht.«

    Ich schlug so heftig auf den Tisch, dass Obéline zusammenzuckte. »Dann sag’s mir. Wie war es?«
    Sie drehte sich zu mir um.
    »Es war der Geschäftsführer meines Schwiegervaters.« Tränen benetzten die furchige Haut. »Er zwang Évangéline, es zu tun.«
    »Der namenlose Bösewicht.« Ich kaufte es ihr nicht ab.Wenn es diesen Mann wirklich gab, musste Obéline wissen, wie er hieß.
    »David feuerte ihn an dem Tag, als sein Vater starb. Die Sache mit den Fotos habe ich erst später herausgefunden.«
    »Was ist mit Évangéline passiert?« Ich würde ihr diese Frage entgegenschleudern, solange es eben sein musste.
    Sie starrte mich mit zitternden Lippen an.
    »Was ist mit Évangéline passiert?«
    »Warum kannst du nicht endlich Ruhe geben?«
    »Ruhe geben? Wie kann ich Ruhe geben, solange ich nicht weiß, was mit meiner Jugendfreundin passiert ist?«
    »Bitte!«
    »Was ist mit Évangéline passiert?«
    Ein Schluchzen stieg in ihrer Kehle auf.
    »Hat

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