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Knochen zu Asche

Knochen zu Asche

Titel: Knochen zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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sunshine, aware and awake like
    I have not been before. A warm glow envelops me and tells all around
    ›Now I am love!‹ I can laugh at the univers for he is all mine.«
    Diese Worte aus der Vergangenheit machten mir die Brust schwer. Ich ließ Rob weiterreden
    »Jetzt hör dir diese Zeile aus einem F-Gedicht an:
    Lost in the univers, hiding in shadow, the woman, once young, looks
    Into the mirror and watches young bones returning to dust
    Sowohl bei dem B- wie bei dem F-Gedicht verwendet der Autor einen daktylischen Hexameter als Metrum.«

    »Dasselbe Stilmittel, das Longfellow bei seiner Évangéline benutzte. Meine Freundin liebte dieses Gedicht.«
    »Der daktylische Hexameter ist in der epischen Dichtung sehr verbreitet. Für sich allein genommen, hat das identische Metrum also noch keine besondere Bedeutung. Von großem Interesse ist aber, dass in diesen beiden B- und F-Beispielen ähnliche Fehler immer wieder auftauchen. Und in beiden fehlt dem Wort ›universe‹ das ›e‹ am Ende.«
    »Univers. Die französische Schreibweise.«
    »Oui. Kehren wir noch einmal zur Geografie zurück. Deine Freundin war Akadierin aus New Brunswick. Sie verbrachte einige Zeit im South Carolina Lowcountry. Hör dir das Titelgedicht aus dem F-Buch, Bones to Ashes, an.«
    »Worauf soll ich achten?«
    »Regionaldialekte. Dieses F-Gedicht enthält eine ganze Menge davon.«
    Rob las langsam vor:
    »Laughing, three maidens walk carelessly, making their way to the river.
    Hiding behind a great hemlock, ones smiles as others pass unknowing
    Then with a jump and a cry and a hug the girls put their
    Surprise behind them. The party moves on through the forest primeval
    In a bright summer they think lasts forever. But not the one ailing.
    She travels alone and glides through the shadows; others can not see her.
    Her hair the amber of late autumn oak leaves, eyes the deep purple of dayclean.
    Mouth a red berry. Cheeks ruby roses. Young bones going to ashes.«

    »Dasselbe Metrum«, sagte ich.
    »Was ist mit dem Vokabular? Du warst in New Brunswick und in South Carolina.«
    »Der Ausdruck forest primeval für Urwald ist direkt aus Longfellow. «
    »Und bezieht sich auf New Brunswick. Zumindest in Évangéline. Was sonst noch?«
    Ich schaute in meine Notizen. »Dayclean ist ein Carolina-Ausdruck für Morgenröte, dawn. Und im Süden ist ailing ein umgangssprachlicher Ausdruck für krank sein, being ill.«
    »Genau. Diese beiden Ausdrücke weisen also nach South Carolina.«
    Ein Dichter mit Verbindungen nach New Brunswick und South Carolina. Ein Dichter, der von Longfellows Évangéline beeinflusst war. Ein Französischsprecher, der auf Englisch schreibt. Linguistische Fingerabdrücke.
    O Gott. Harry hatte recht. Bones to Ashes stammte von Évangéline.
    Wut zuckte mir durchs Hirn. Noch eine Lüge. In jedem Fall eine Ausflucht. Ich konnte es kaum erwarten, Obéline damit zu konfrontieren.
    Rob redete weiter.
    Seine Worte jagten mir Eis durch die Adern.

38
    »Moment«, sagte ich, als meine Lippen wieder Worte formen konnten. »Noch mal.«
    »Okay. Ich sagte, dass die Muttersprache eines Sprechers oft in den Vordergrund tritt, wenn er oder sie unter Stress ist. Dann ist es wahrscheinlicher, dass man falsche Kognate benutzt, weil Emotionen sich immer in der eigenen Sprache Luft machen. In diesen Zeilen kann das von den schrecklichen Empfindungen
des Betrachters herrühren, von den unvorstellbaren und doch realen Fernsehbildern brennender Opfer, die sich in den Tod stürzen.«
    »Lies mir die Zeilen noch einmal vor.«
    Rob wiederholte, was er gelesen hatte.
    »I see the terror that comes from hate
Two towers fall while men debate
Oh where is God? Even brave people, chair, blessed by fire,
Jet to death!«
    Mein Herz klopfte so heftig, dass ich beinahe befürchtete, man könnte es durch die Leitung hören. Rob, der nichts ahnen konnte von den Gefühlen, die in mir tobten, redete weiter.
    »Chair, blessed by fire, Stuhl, von Feuer gesegnet, ist nicht sehr verständlich, aber wir haben es hier mit Poesie zu tun, und in der Poesie erwartet man, dass der Informationsfluss und die Bezugsrahmen dunkel und anders sind als in der Alltagssprache. Nur dass es in diesen Zeilen fast Alltagssprache ist, zumindest im Französischen. Chair heißt Fleisch auf Französisch, nicht Stuhl. Und se jeter heißt sich werfen und hat mit dem englischen Verb jet, ausstoßen, hervorschießen, nur den Wortstamm gemeinsam, nicht die Bedeutung. Und blesser heißt verletzen

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