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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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nickte.
    »Manches ist anders, als es auf den ersten Blick aussieht.«
    »Stimmt.«
    »Ich kann mich ja mal umhören, wenn Sie wollen.«
    »Das wäre sehr nett.«
    »Brauchen Sie ein Pflaster?«
    Ich ließ die Hände sinken und stand auf.
    »Nein, danke. Ich will Sie wirklich nicht länger aufhalten. Sie haben mir sehr geholfen.«
    »Falls Sie noch Fragen haben, Sie wissen ja, wo ich zu finden bin.«
     
    Kurz darauf saß ich in meinem Büro und sah zu, wie die Schatten länger wurden. Noch immer quälte mich diese unbestimmte Ahnung. Feierabendliche Ruhe lastete auf dem ganzen Gebäude.
    War es Daisy Jeannotte? Ich hatte vergessen, Red zu fragen, ob er sie kenne. War es das?
    Nein.
    Was war es dann, das beständig aus dem Labyrinth meiner Nervenknoten Signale aussandte? Warum konnte ich es mir nicht ins Bewußtsein bringen? Was für eine Verbindung sah mein Unterbewußtes, die ich nicht sah?
    Mein Blick fiel auf die kleine Sammlung Krimis, die ich im Büro hatte, um sie mit meinen Kollegen zu tauschen. Wie nannten es diese Autoren? Die »Hätte ich es nur gewußt«-Technik. War es also das? Drohte eine Tragödie, weil ich eine Botschaft des Unterbewußten nicht entschlüsseln konnte?
    Was für eine Tragödie? Noch ein Tod in Quebec? Weitere Morde in Beaufort? War Kathryn in Gefahr? Oder drohte mir ein weiterer Anschlag, einer mit ernsteren Folgen?
    Irgendwo klingelte und klingelte ein Telefon und hörte dann abrupt wieder auf.
    Ich versuchte noch einmal Petes Nummer. Keine Antwort. Es machte nichts. Ich wußte ja, daß Birdie nicht dort war.
    Ich stand auf und fing an, Unterlagen zu ordnen, sichtete einen Stapel Reprints und räumte Bücher in Regale. Ich wußte, das war eine Ersatzhandlung, aber ich konnte nicht anders. Der Gedanke, nach Hause zu gehen, war mir unerträglich.
    Zehn Minuten hektische Betriebsamkeit, um nur ja nicht nachzudenken. Und plötzlich: »O verdammt, Birdie!«
    Ich knallte das Buch, das ich gerade in der Hand hatte, auf den Tisch und ließ mich in meinen Sessel sinken.
    »Warum mußtest du gerade in diesem Augenblick zu Hause sein? Es tut mir so leid. Es tut mir so furchtbar leid, Bird.«
    Ich legte den Kopf auf die Schreibunterlage und weinte.

23
    Der Donnerstag verlief täuschend angenehm.
    Am Vormittag erlebte ich zwei kleine Überraschungen. Das Gespräch mit meinem Versicherungsagenten lief gut. Und beide Handwerker, die ich anrief, waren verfügbar und konnten sofort anfangen.
    Tagsüber unterrichtete ich und redigierte mein CT-Paper. Am späten Nachmittag rief Ron Gillman an und berichtete, daß die Spurensicherung nichts gefunden hatte. Das überraschte mich nicht. Er hatte eine Polizeistreife gebeten, meine Wohnung im Auge zu behalten.
    Auch Sam meldete sich. Er hatte zwar nichts Neues zu berichten, war aber mehr denn je davon überzeugt, daß die Toten auf seiner Insel von Drogendealern verscharrt worden waren. Er betrachtete das als persönliche Beleidigung und hatte sogar seine alte Schrotflinte hervorgeholt, die er jetzt unter einer Sitzbank im Stützpunkt aufbewahrte.
    Auf dem Nachhauseweg von der Universität fuhr ich bei dem Supermarkt gegenüber des Southpark-Einkaufszentrums vorbei und kaufte mir alle meine Lieblingsspeisen. Dann trainierte ich im Harris-YMCA und kam gegen halb sieben im Annex an. Das Fenster war bereits repariert, und ein Arbeiter schliff eben den Boden ab. Jede Oberfläche in der Küche war mit einem feinen weißen Staub überzogen.
    Ich putzte Herd und Anrichte, machte mir dann Krabbenpastete mit Ziegenkäsesalat und schaute mir während des Essens eine Wiederholung von Murphy Brown an. Murphy war eine taffe Frau. Ich beschloß, so zu werden wie sie.
    Danach nahm ich mir noch einmal das CT-Paper vor, sah mir ein Spiel der Hornets an und dachte an meine Steuererklärung. Ich beschloß, auch die zu machen. Aber nicht diese Woche. Um elf schlief ich über den auf meinem Bett ausgebreiteten Kopien von Louis-Philippes Tagebuch ein.
     
    Der Freitag war vom Teufel inszeniert. An diesem Tag bekam ich eine erste Ahnung davon, welche Entsetzlichkeiten noch auf mich warteten.
    Früh am Morgen trafen die Murtry-Opfer aus Charleston ein. Um halb zehn stand ich mit Handschuhen und Schutzbrille vor den Tischen in meinem Labor, auf denen die Überreste lagen. Auf dem einen Tisch befanden sich der Schädel und die Knochenproben, die Hardaway bei seiner Autopsie der unteren Leiche für mich präpariert hatte. Auf dem anderen lag ein vollständiges Skelett. Die Techniker

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