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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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nervös, als sie anrief.«
    »Mein Eindruck ist, daß Miss Kathryn nicht alle Tassen im Schrank hat.«
    »Sie ist eben anders.«
    »Ihre Freundin Ellie sieht mir auch nicht gerade nach einer Intelligenzbestie aus. Und was liegt bei Ihnen so an?«
    Ich zögerte kurz und erzählte ihm dann von dem Anschlag auf mich.
    »Scheiße. Tut mir leid, Brennan. Ich mochte die Katze. Haben Sie eine Ahnung, wer es war?«
    »Nein.«
    »Hat man Ihr Haus unter Polizeischutz gestellt?«
    »Sie fahren ab und zu mal vorbei. Ich komme schon zurecht.«
    »Meiden Sie dunkle Gassen.«
    »Die Murtry-Fälle sind heute morgen angekommen. Ich habe ziemlich viel im Labor zu tun.«
    »Wenn’s da wirklich eine Verbindung zum Drogenhandel gibt, könnte es sein, daß einige schwere Jungs ziemlich sauer auf Sie werden.«
    »Was Sie nicht sagen, Ryan.« Ich warf die Bananenschale und die Moon-Pie-Tüte in den Abfallkorb. »Die Opfer sind beide jung, weiß und weiblich.«
    »Nicht gerade typische Dealer.«
    »Nein.«
    »Schließt es aber nicht aus. Einige dieser Typen benutzen Frauen wie Kondome. Die Damen waren vielleicht zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    »Ja.«
    »Todesursache?«
    »Ich bin noch nicht fertig.«
    »Dann mal los. Aber denken Sie dran, wir brauchen Sie bei den Schneider-Fällen, wenn ich mir diese Mistkerle geschnappt habe.«
    »Welche Mistkerle?«
    »Weiß ich noch nicht, werd’s aber herausfinden.«
    Nach dem Gespräch starrte ich meinen Bericht an. Dann stand ich auf und ging im Labor auf und ab. Setzte mich wieder. Und ging noch einmal auf und ab.
    In meinem Kopf blitzten immer wieder Bilder aus St. Jovite auf. Teigig weiße Babys mit fahlblauen Lidern und Fingernägeln. Ein Schädel mit Schußlöchern. Aufgeschlitzte Kehlen, mit Abwehrverletzungen übersäte Hände. Verkohlte Leichen, die Glieder verdreht und verkrampft.
    In welchem Zusammenhang standen die Quebecer Toten mit diesem Stück Land an der Adler Lyons Road? Warum Babys und schwächliche alte Frauen? Wer war Guillion? Was war in Texas? In welche abartigen Kreise waren Heidi und ihre Familie hineingestolpert?
    Konzentriere dich, Brennan. Die jungen Frauen in diesem Labor sind ebenso tot. Überlaß die Quebecer Morde Ryan, und schließe diese Fälle hier ab. Sie verdienen deine Aufmerksamkeit. Finde heraus, wann sie gestorben sind. Und wie.
    Ich zog frische Handschuhe an und untersuchte jeden Knochen des zweiten Opfers mit der Lupe. Ich fand nichts, was mir etwas über die Todesursache verraten hätte. Keine Hinweise auf Verletzungen mit einem stumpfen Gegenstand. Keine Ein- oder Ausschußlöcher. Keine Stichwunden. Kein gebrochenes Zungenbein, das auf eine Erdrosselung hingedeutet hätte.
    Die einzigen Schäden, die ich feststellen konnte, waren die Fraßspuren von Tieren.
    Als ich den letzten Fußknochen zurücklegte, kroch ein winziger schwarzer Käfer unter einem Wirbel hervor. Ich starrte ihn an und dachte dabei an einen Nachmittag in Montreal, als Birdie in meiner Küche einen Junikäfer gejagt hatte. Stundenlang hatte er mit dem Tierchen gespielt, bis er schließlich das Interesse verlor.
    Tränen brannten mir in den Augen, aber ich gab meinem Kummer nicht nach.
    Ich fing den Käfer und steckte ihn in einen Plastikbehälter. Keine Toten mehr. Ich wollte ihn freilassen, wenn ich das Gebäude verließ.
    Okay, Käfer. Wie lange sind diese Damen schon tot? Daran arbeiten wir jetzt.
    Ich sah auf die Uhr. Halb fünf. Spät genug. Ich blätterte in meinem Rolodex, fand die Nummer und wählte.
    Fünf Zeitzonen entfernt wurde ein Hörer abgenommen.
    »Dr. West.«
    »Dr. Lou West?«
    »Ja.«
    »Alias Kaptain Kam?«
    Schweigen.
    »Mr. Dosenfleisch?«
    »Es ist Thunfisch. Bist du das, Tempe?«
    Ich sah ihn vor mir, mit seinen dichten Silberhaaren und dem Vollbart, die sein von hawaiischer Sonne gebräuntes Gesicht umrahmten. Jahre bevor ich ihn kennenlernte, hatte eine japanische Agentur ihn entdeckt und zum Werbeträger für eine Thunfischmarke gemacht. Sein Ohrring und der Pferdeschwanz paßten perfekt zu dem Image des Schiffskapitäns, das sie kreieren wollten. Die Japaner liebten Kaptain Kam. Niemand, den ich kannte, hatte je diese Anzeigen gesehen, aber wir alle hatten ihn erbarmungslos damit aufgezogen.
    »Hast du die Käfer inzwischen aufgegeben und verhökerst bloß noch Thunfisch?«
    Lou ist Doktor der Biologie und unterrichtet an der Universität von Hawaii. Meiner Meinung nach ist er der beste forensische Entomologe im Land.
    »Nicht ganz«, lachte er. »Der

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