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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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der Öffentlichkeit dieser Eindruck vor, weil in den Sechzigern und Siebzigern viele dieser Gruppen sich aus steuerlichen Gründen als Kirchen registrieren ließen. Kulte gibt es in den unterschiedlichsten Spielarten, und sie versprechen alle möglichen Wohltaten. Gesundheit. Den Sturz der Regierung. Eine Reise ins All. Unsterblichkeit.«
    »Aber auf so einen Unsinn können doch nur Spinner hereinfallen.«
    »Ganz im Gegenteil.« Er schüttelte den Kopf. »Es sind nicht nur Randgruppen, die angelockt werden. In einigen Studien kamen ungefähr zwei Drittel der Befragten aus normalen Familien und wiesen vor dem Eintritt in den Kult ein völlig altersentsprechendes Verhalten auf.«
    Ich betrachtete den winzigen Navajo-Teppich unter meinen Füßen. Die unbestimmte Ahnung meldete sich wieder. Was war es nur? Warum konnte ich es nicht an die Oberfläche bringen?
    »Kann Ihre Forschung erklären, warum Leute sich diese Bewegungen aussuchen?«
    »Oft tun sie das gar nicht. Diese Gruppen suchen sich die Leute. Und wie gesagt, die Führer können unglaublich charmant und überzeugend sein.«
    Auf Dom Owens traf diese Beschreibung zu. Wer war er? Ein Ideologe, der seine Hirngespinste leicht formbaren Anhängern aufzwang? Oder nur ein Gesundheitsapostel, der Bio-Bohnen züchten wollte?
    Wieder dachte ich an Daisy Jeannotte. Hatte sie recht? Hatte die Öffentlichkeit zuviel Angst vor Kulten?
    »Wie viele Kulte gibt es in den USA?« fragte ich.
    »Je nach Definition…«, er grinste und breitete die Hände aus, »zwischen drei- und fünftausend.«
    »Im Ernst?«
    »Eine meiner Kolleginnen schätzt, daß im Verlauf der letzten zwei Jahrzehnte an die zwanzig Millionen Leute mit Kulten zu tun hatten. Sie glaubt, daß es zu jeder beliebigen Zeit zwischen zwei und fünf Millionen sind.«
    »Stimmen Sie ihr zu?« Ich war erstaunt.
    »Das alles ist sehr schwer einzuschätzen. Einige Gruppen blähen ihre Zahlen auf, indem sie jeden als Mitglied zählen, der je eine Versammlung besucht oder sich Informationen geholt hat. Andere sind sehr verschwiegen und üben äußerste Zurückhaltung. Die Polizei wird auf einige Gruppen nur indirekt aufmerksam, wenn es Probleme gibt oder wenn ein Mitglied den Kult verläßt und Anzeige erstattet. Die kleinen Gruppen sind besonders schwer aufzuspüren.«
    »Schon mal was von Dom Owens gehört?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wie heißt seine Gruppe?«
    »Sie hat keinen Namen.«
    Irgendwo sprang ein Drucker an.
    »Gibt es in den Carolinas irgendwelche Organisationen, die die Polizei überwacht?«
    »Das ist nicht mein Fachgebiet, Tempe. Ich bin Soziologe. Ich kann Ihnen sagen, wie diese Gruppen funktionieren, aber ich habe keinen Überblick über den aktuellen Stand der Dinge. Ich kann’s allerdings rausfinden, falls es wichtig ist.«
    »Ich versteh das einfach nicht, Red. Wie können die Leute nur so leichtgläubig sein?«
    »Der Gedanke, zu einer Elite zu gehören, kann sehr verführerisch sein. Zu den Auserwählten. Die meisten Kulte trichtern ihren Anhängern ein, daß nur sie erleuchtet sind und der Rest der Welt nicht. Alle anderen sind irgendwie minderwertiger. So etwas wirkt.«
    »Red, sind diese Gruppen gewalttätig?«
    »Die meisten nicht, aber es gibt Ausnahmen. Denken Sie an Jonestown, Waco, die Sonnentempler, an Heaven’s Gate. Deren Anhängern erging es ja offensichtlich nicht besonders gut. Erinnern Sie sich noch an den Rajneesh-Kult? Der versuchte, das Trinkwasser einer Stadt in Oregon zu vergiften, und bedrohte diverse Bezirksbeamte. Und Synanon? Diese wohlanständigen Bürger steckten einem Anwalt, der sie verklagt hatte, eine Giftschlange in den Briefkasten. Der Mann ist gerade noch mit dem Leben davongekommen.«
    Ich konnte mich undeutlich an den Vorfall erinnern.
    »Was ist mit kleinen Gruppen, solchen, die in der Öffentlichkeit weniger bekannt sind?«
    »Die meisten sind harmlos, aber ein paar sind ziemlich raffiniert und potentiell gefährlich. Ich kann Ihnen nur einige wenige nennen, die in den letzten Jahren die Grenze zur Gewalt überschritten haben. Hat das alles denn mit einem Fall zu tun?«
    »Ja. Nein. Ich bin mir nicht sicher.« Ich zupfte an einem Niednagel an meinem Daumen.
    Er zögerte. »Geht es um Katy?«
    »Was?«
    »Hat sich Katy mit einer solchen…«
    »O nein, nichts in der Richtung. Es hat schon mit einem Fall zu tun. Ich bin da in Beaufort auf eine Kommune gestoßen, und die geht mir nicht mehr aus dem Kopf.«
    Das Nagelbett begann zu bluten.
    »Dom Owens.«
    Ich

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