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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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der medizinischen Fakultät hatten hervorragend gearbeitet. Alle Knochen sahen sauber und unbeschädigt aus.
    Ich fing mit dem unteren Opfer an. Trotz fortgeschrittener Verwesung war noch genügend Bindegewebe für eine volle Autopsie vorhanden gewesen. Geschlecht und Rasse waren offensichtlich, nur bei der Altersbestimmung brauchte Hardaway meine Hilfe. Seinen Bericht und die Fotos hob ich mir für später auf, weil ich mir mein Urteil nicht durch seine Schlußfolgerungen beeinflussen lassen wollte.
    Ich klemmte die Röntgenaufnahmen an den Lichtkasten. Nichts Ungewöhnliches. Die Schädelansichten zeigten mir, daß alle zweiunddreißig Zähne durchgebrochen, ihre Wurzeln voll ausgebildet waren. Es gab keine Füllungen, Kronen oder fehlenden Zähne. Ich notierte mir das auf ein Fallformular.
    Dann ging ich zum ersten Tisch und sah mir den Schädel an. Die Wachstumsfuge an der Schädelbasis war geschlossen. Bei dem Opfer handelte es sich um eine Erwachsene.
    Ich betrachtete die Rippen und die Oberflächenbeschaffenheit der Schambeinfuge. Die Rippen wiesen mäßig tiefe Einkerbungen auf, wo Knorpel sie mit dem Brustbein verbunden hatten. Wellige Grate zeigten sich an den Nahtstellen der Schambeinfuge, an den Rändern waren winzige Knochenknötchen zu erkennen.
    Die inneren Enden der Schlüsselbeine waren verwachsen. Die oberen Ränder der beiden Beckenschaufeln zeigten feine Reste von Wachstumsfugen.
    Ich verglich die Befunde mit meinen Modellen und Histogrammen und schrieb dann meine Schätzung ins Formular. Die Frau war zum Zeitpunkt ihres Todes zwischen zwanzig und achtundzwanzig Jahre alt gewesen.
    Hardaway wollte eine vollständige Analyse des oberen Skeletts. Wieder fing ich mit den Röntgenaufnahmen an. Auch sie waren unauffällig, bis auf das perfekte Gebiß.
    Ich vermutete bereits, daß es sich bei diesem Opfer ebenfalls um eine Frau handelte. Schon beim Zurechtlegen der Knochen waren mir der glatte Schädel und die feine Gesichtsarchitektur aufgefallen. Das breite kurze Becken mit seinem deutlich weiblichen Schambereich bestätigte meinen ersten Eindruck.
    Die Alterskriterien dieser Frau waren denen des ersten Opfers sehr ähnlich, nur die Schambeinfugen zeigten tiefere Kerben, und die Knötchen fehlten.
    Ich schätzte, daß diese Frau bei ihrem Tod etwas jünger gewesen war, entweder knapp unter oder über zwanzig.
    Für die Frage der Abstammung wandte ich mich wieder dem Schädel zu. Die Gesichtsmitte war klassisch, vor allem der Nasenbereich: hoher Rücken, schmale Öffnung, ausgeprägter unterer Rand und Dorn.
    Ich vermaß den Schädel, um die Ergebnisse später statistisch analysieren zu können, wußte aber bereits jetzt, daß die Frau weiß war.
    Ich maß die langen Knochen, gab die Daten in den Computer ein und ließ ihn die Regressionsgleichungen berechnen. Als ich gerade meine Größenschätzung in das Fallformular eintrug, klingelte das Telefon.
    »Wenn ich noch einen Tag länger hierbleibe, brauche ich eine komplette sprachliche Umschulung«, sagte Ryan und fügte dann hinzu: »Y’all. Scheiß-Kauderwelsch.«
    »Steigen Sie in den nächsten Bus nach Norden.«
    »Erst dachte ich, nur Sie reden so komisch, aber jetzt merke ich, daß Sie gar nichts dafür können.«
    »Seine Wurzeln wird man so leicht nicht los.«
    »Wie wahr.«
    »Haben Sie was Neues herausgefunden?«
    »Ich habe heute früh einen tollen Autoaufkleber gesehen.«
    Ich wartete.
    »Jesus liebt dich. Jeder andere hält dich für ein Arschloch.«
    »Ist das der Grund, warum Sie mich angerufen haben?«
    »Sind wir nicht ein religiöses Völkchen?«
    Ich sah auf die Uhr. Viertel nach zwei. Ich merkte, daß ich Hunger hatte, und griff nach der Banane und dem Moon Pie, die ich mir von zu Hause mitgebracht hatte.
    »Ich habe Doms kleinen Ashram eine Weile beobachtet. Hat nicht viel gebracht. Am Donnerstag sind drei der Gläubigen in einen Transporter gestiegen und davongefahren. Ansonsten war verkehrsmäßig gar nichts los.«
    »Kathryn?«
    »Hab sie nicht gesehen.«
    »Haben Sie die Nummernschilder überprüft?«
    »Ja, Ma’am. Beide Transporter sind auf Dom Owens unter der Adler-Lyons-Adresse registriert.«
    »Hat er einen Führerschein?«
    »Ausgestellt in South-Carolina im Jahr 1988. Kein Hinweis auf einen früheren Schein. Anscheinend ist der Reverend einfach aufgetaucht und hat die Prüfung gemacht. Er zahlt seine Versicherung immer pünktlich. In bar. Keine Mahnungen. Keine Verkehrssünden, keine Vorladungen.«
    »Strom, Wasser,

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