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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Anzug kratzt.«
    »Probiers im Adamskostüm.«
    »Ich glaube nicht, daß die Japaner für so was schon bereit sind.«
    »Hat dich das je von irgendwas abgehalten?«
    Lou und ich und eine Handvoll anderer Forensikspezialisten geben einen Kurs über Leichenbergung an der FBI Academy in Quantico, Virginia. Es ist ein respektloser Haufen aus Pathologen, Entomologen, Anthropologen, Botanikern und Bodenexperten, die meisten mit akademischem Hintergrund. Vor einem Jahr hatte ein stockkonservativer Agent Lou zu verstehen gegeben, daß er den Ohrring für unangebracht halte. Lou hörte aufmerksam zu, und am nächsten Tag prangte in seinem Ohr anstelle des kleinen goldenen Reifens eine zwanzig Zentimeter lange Cherokee-Feder samt Perlen, Fransenbesatz und einer kleinen silbernen Glocke.
    »Ich habe deine Käfer bekommen.«
    »Sie sind unbeschädigt angekommen?«
    »Ohne einen Kratzer. Du hast dich ja ziemlich angestrengt beim Sammeln. In den Carolinas gibt es über fünfhundertzwanzig Arten von verwesungsrelevanten Insekten. Ich glaube, du hast mir die meisten davon geschickt.«
    »Und was kannst du mir darüber sagen?«
    »Willst du die komplette Analyse hören?«
    »Sicher.«
    »Zuerst einmal glaube ich, daß deine Opfer tagsüber getötet wurden. Zumindest waren die Leichen einige Stunden lang dem Sonnenlicht ausgesetzt, bevor sie begraben wurden. Ich habe Larvenablage durch Sarcophaga bullata festgestellt.«
    »Und was heißt das für den Laien?«
    »Es ist eine Spezies von Fleischfliegen. Du hast leere Puppenhüllen und intakte Puppen von Sarcophaga bullata an beiden Leichen gefunden.«
    »Und?«
    »Die Sarcophagidae sind nach Sonnenuntergang nicht mehr besonders rege. Wenn man eine Leiche direkt neben sie legt, kommt es vielleicht zur Viviparie, aber ansonsten sind sie nachts nicht sehr aktiv.«
    »Viviparie?«
    »Insekten betreiben Viviparie oder Oviparie. Einige sind lebendgebärend, legen also Larven, andere legen Eier.«
    »Insekten legen Larven?«
    »Larven der ersten Erscheinungsform. Das ist das früheste Larvenstadium. Die Sarcophagidae sind vivipar. Das ist eine Strategie, die ihnen einen Vorsprung vor den anderen Maden gibt und außerdem einen gewissen Schutz vor eierfressenden Räubern bietet.«
    »Warum legen dann nicht alle Insekten Larven?«
    »Es gibt auch Nachteile. Die Weibchen können nicht annähernd so viele Larven produzieren, wie sie Eier legen können. Es ist ein Kompromiß.«
    »Das ganze Leben ist ein Kompromiß.«
    »Wie wahr. Ich vermute auch, daß die Leichen im Freien lagen, zumindest für kurze Zeit. Die Sarcophagidae dringen nicht so bereitwillig in Häuser ein wie andere Arten. Die Calliphoridae zum Beispiel.«
    »Das ergibt einen Sinn. Sie wurden entweder auf der Insel getötet oder mit dem Boot dorthin transportiert.«
    »Auf jeden Fall würde ich vermuten, daß sie tagsüber getötet wurden und dann einige Zeit draußen und über der Erde lagen, bevor sie begraben wurden.«
    »Was ist mit den anderen Spezies?«
    »Du willst die ganze illustre Gesellschaft?«
    »Auf jeden Fall.«
    »Bei beiden Leichen dürfte das Vergraben den normalen Insektenbefall verzögert haben. Aber nachdem die obere Leiche von Aasfressern wieder freigelegt wurde, war sie für die Calliphoridae ein unwiderstehlicher Anreiz zum Eierlegen.«
    »Calliphoridae?«
    »Schmeißfliegen. Die treffen normalerweise schon Minuten nach Eintritt des Todes ein, zusammen mit ihren Freunden, den Fleischfliegen. Sind beide gute Flieger.«
    »Na toll.«
    »Du hast mindestens zwei Spezies von Schmeißfliegen gesammelt, Cochliomyia… «
    »Vielleicht sollten wir uns auf die Alltagsnamen beschränken.«
    »Okay. Du hast Larven der ersten, zweiten und dritten Erscheinungsform sowie intakte und leere Puppenhüllen von mindestens zwei Schmeißfliegenarten gesammelt.«
    »Und das heißt?«
    »Aufgepaßt, Klasse. Sehen wir uns den Lebenszyklus der Fliege an. Wie wir sind auch erwachsene Fliegen vor allem darum bemüht, einen geeigneten Ort zu finden, wo sie ihre Jungen aufziehen können. Eine Leiche ist perfekt dafür. Eine geschützte Umgebung. Jede Menge zu fressen. Die perfekte Nachbarschaft, um Kinder großzuziehen. Leichen sind so attraktiv, daß sich Fleisch- und Schmeißfliegen schon Minuten nach dem Tod darauf stürzen. Das Weibchen legt entweder sofort die Eier, oder sie stärkt sich zuerst an den Flüssigkeiten, die aus dem Kadaver sickern, und legt dann ihre Eier.«
    »Nett.«
    »Heh, das Zeug ist sehr proteinreich. Wenn die

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