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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Fleck.
    Hubert gesellte sich zu uns, als LaManche die Leiche wieder in die Ursprungsposition zurückdrehte. Wir beiden sahen ihn fragend an.
    »Leer.«
    Unsere Mienen blieben, wie sie waren.
    »Da drinnen stehen zwei Bettchen. Muß das Kinderzimmer gewesen sein. Die Nachbarn sagen, daß es zwei Babys gab.« Er atmete schwer. »Zwillingsjungen. Aber da drin sind sie nicht.«
    Hubert zog ein Taschentuch heraus und wischte sich über das Gesicht. Seine Haut war aufgesprungen; Schweiß und arktische Luft sind keine gute Kombination. »Was gibt’s hier?«
    »Natürlich ist eine volle Autopsie nötig«, erwiderte LaManche mit seinem melancholischen Baß. »Aber ausgehend von meiner vorläufigen Untersuchung würde ich sagen, daß diese Personen noch am Leben waren, als das Feuer ausbrach. Zumindest diese da.«
    Er deutete auf Opfer Nummer zwei.
    »Ich dürfte hier noch ungefähr dreißig Minuten zu tun haben, dann können Sie sie wegbringen.«
    Hubert nickte und ging davon, um sein Transportteam zu informieren.
    LaManche ging noch einmal zur ersten Leiche und kehrte dann zur zweiten zurück. Ich sah stumm zu und blies mir Wärme auf meine behandschuhten Finger. Schließlich war er fertig. Ich mußte nicht lange fragen.
    »Rauch«, sagte er. »Um die Nasenflügel, in der Nase selbst und in den Atemwegen.« Er sah mich an.
    »Sie atmeten noch, als es brannte.«
    »Ja. Sonst noch was?«
    »Die kirschrote Verfärbung der Leichenflecken. Das deutet auf Kohlenmonoxid im Blut hin.«
    »Und…«
    »Das Abblassen, wenn man Druck anwendet. Die Leichenflecken sind noch wegzudrücken. Solche hellen Stellen entstehen nur vier bis fünf Stunden nach dem Herz-Kreislauf-Stillstand.«
    »Ja.« Er sah auf die Uhr. »Jetzt ist es kurz nach acht. Dieses Opfer könnte um drei oder vier Uhr noch am Leben gewesen sein.« Er zog seine Latexhandschuhe aus. »Könnte. Leichenflecken sind variabel. Was sonst noch?«
    Die Frage blieb unbeantwortet. Unten hörten wir einen Tumult, dann Füße, die die Treppe hochpolterten. Ein Feuerwehrmann erschien in der Tür, sein Gesicht war gerötet, er atmete schwer.
    »Estidecolistabernac!«
    Ich ging meinen Wortschatz des Québécois durch. Nichts zu finden. Ich sah LaManche an. Bevor er übersetzen konnte, fuhr der Mann fort.
    »Jemand hier mit dem Namen Brennan?« fragte er LaManche.
    Das Gefühl der Leere breitete sich auf meine Eingeweide aus.
    »Wir haben eine Leiche im Keller. Es heißt, wir brauchen diesen Kerl Brennan.«
    »Ich bin Tempe Brennan.«
    Der Mann sah mich lange an, den Helm unter dem Arm, den Kopf schräg gelegt. Dann wischte er sich mit dem Handrücken die Nase und sah wieder LaManche an.
    »Sie kommen besser runter. Und bringen Sie einen Löffel mit. Von dem ist nicht viel übrig.«

3
    Der Mann der Freiwilligen Feuerwehr führte uns die Treppe hinunter und in den hinteren Teil des Hauses. Hier war ein Großteil des Dachs verschwunden, Sonnenlicht fiel in das geschwärzte Innere. Staub- und Rußpartikel tanzten in der Winterluft.
    Am Eingang zur Küche blieben wir stehen. Links von mir konnte ich die Überreste einer Anrichte, eines Spülbeckens und einiger großer Haushaltsgeräte erkennen. Der Geschirrspüler war offen, sein Inhalt schwarz und geschmolzen. Überall lagen verkohlte Bretter, dieselben riesigen Mikado-Stäbchen wie in den vorderen Zimmern.
    »Bleiben Sie in der Nähe der Wände«, sagte der Feuerwehrmann und verschwand um den Türstock.
    Augenblicke später kehrte er wieder zurück und drückte sich an der Westwand entlang. Die Arbeitsfläche der Anrichte hinter ihm war aufgerollt wie eine riesige Lakritzschnecke. Darin eingebettet waren Fragmente von zerplatzten Weinflaschen und unidentifizierbaren Klumpen verschiedener Größe.
    LaManche und ich folgten ihm, zuerst dicht an der vorderen Wand und dann an der Anrichte entlang. Wir hielten uns so weit wie möglich von der Mitte des Zimmers entfernt und bahnten uns einen Weg durch verbrannten Schutt, implodierte Metallbehälter und angesengte Propangasflaschen.
    Neben dem Feuerwehrmann blieb ich mit dem Rücken zur Anrichte stehen und betrachtete den Schaden. Die Küche und ein angrenzendes Zimmer waren völlig verbrannt. Die Decken waren verschwunden, von der Trennwand nur noch ein paar verkohlte Balken übrig. Wo der Boden gewesen war, klaffte jetzt ein schwarzes Loch. Eine Ausziehleiter ragte aus dem Loch in unsere Richtung. Durch die Öffnung konnte ich Männer in Helmen sehen, die Schutt aufhoben und irgendwohin warfen

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