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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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oder trugen.
    »Dort unten ist eine Leiche«, sagte der Feuerwehrmann und deutete mit dem Kopf in die Öffnung. »Haben sie gefunden, als wir anfingen, den Schutt vom Einsturz der Decke wegzuräumen.«
    »Nur eine oder mehrere?« fragte ich.
    »Keine Ahnung. Sieht ja kaum noch menschlich aus.«
    »Erwachsener oder Kind?«
    »Sind Sie bescheuert, Lady?« schien sein Blick zu sagen.
    »Wann kann ich da runter?«
    Sein Blick huschte zu LaManche, dann zurück zu mir. »Das muß der Chef entscheiden. Im Augenblick räumen sie noch auf. Wir wollen doch nicht, daß Ihnen irgendwas den hübschen Schädel zertrümmert.«
    Er blickte mich mit einem, wie er wohl dachte, gewinnenden Lächeln an. Wahrscheinlich hatte er es vor dem Spiegel geübt.
    Wir sahen zu, wie die Feuerwehrleute unter uns Stützpfosten einschlugen und mit Armen voller Schutt hin und her trotteten. Von einer Stelle, die ich nicht einsehen konnte, war Geklapper zu hören und das Geräusch von Sachen, die losgerissen und weggeschleift wurden.
    »Haben die Männer sich schon mal überlegt, daß sie Spuren vernichten könnten?« fragte ich.
    Der Feuerwehrmann sah mich an, als hätte ich behauptet, das Haus sei von einem Kometen getroffen worden.
    »Das sind doch nur Bodendielen und Zeug, das von dieser Etage hinuntergekracht ist.«
    »Dieses ›Zeug‹ kann vielleicht helfen, die Reihenfolge der Ereignisse zu rekonstruieren«, sagte ich, mit einer Stimme so kalt wie die Eiszapfen hinter uns an der Anrichte. »Oder die Lage der Leiche.«
    Seine Miene wurde starr.
    »Da unten könnte es noch immer Brandherde geben, Lady. Sie wollen doch nicht, daß Ihnen die plötzlich ins Gesicht lodern, oder?«
    Ich mußte zugeben, daß ich das nicht wollte.
    »Und dem Typen ist es sowieso egal.«
    Unter meinem Helm spürte ich ein Pulsieren an der Schläfe meines hübschen Schädels.
    »Wenn das Opfer so stark verbrannt ist, wie Sie behaupten, könnten Ihre Kollegen wichtige Körperteile unkenntlich machen.«
    Seine Kiefermuskeln verkrampften sich, als er sich an mir vorbei nach Unterstützung umsah, LaManche sagte nichts.
    »Der Chef wird Sie da wahrscheinlich sowieso nicht runterlassen«, sagte er.
    »Ich muß jetzt sofort runter, um zu stabilisieren, was noch da ist. Vor allem die Zähne.« Ich dachte an die kleinen Jungs, von denen die Rede gewesen war. Und ich hoffte auf Zähne. Viele. Am besten von einem Erwachsenen. »Falls noch welche übrig sind.«
    Der Feuerwehrmann bedachte meine einhundertfünfundsechzig Zentimeter und vierundfünfzig Kilo mit einem abschätzenden Blick. Obwohl die Winterkleidung meine Figur verhüllte und der Helm die langen Haare verbarg, schien er genug zu sehen, um überzeugt zu sein, daß ich nicht hierhergehörte.
    »Sie will doch nicht wirklich da runter, oder?« Er suchte immer noch in LaManche einen Verbündeten.
    »Dr. Brennan wird die Bergung übernehmen.«
    »Estidecolistabernac!«
    Diesmal brauchte ich keine Übersetzung. Feuerwehrmann Macho dachte, daß diese Aufgabe Mumm – vulgo Eier – erforderte.
    »Brandherde sind kein Problem«, sagte ich und sah ihm dabei unverwandt in die Augen. »Um ehrlich zu sein, ich arbeite am liebsten direkt in den Flammen. Dort finde ich’s nämlich wärmer.«
    Daraufhin packte er die Seitenholme, schwang sich auf die Leiter und glitt nach unten, ohne daß seine Füße auch nur ein einziges Mal eine Stufe berührten.
    Na klasse. Akrobatische Kunststückchen kann er also auch noch. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, was er sich für seinen Chef zurechtlegte.
    »Das sind Freiwillige«, sagte LaManche und zeigte den Ansatz eines Lächelns. Er sah aus wie Mr. Ed mit Schutzhelm. »Ich muß oben noch fertigmachen, aber ich bin bald bei Ihnen.«
    Ich sah ihm nach, wie er sich, den großen, kapuzenverhüllten Körper leicht gebückt vor Konzentration, einen Weg zur Tür bahnte. Sekunden später erschien der Einsatzleiter der Feuerwehr auf der Leiter. Es war der Mann, der uns zu den Leichen im ersten Stock geführt hatte.
    »Sie sind Dr. Brennan?« fragte er auf englisch.
    Ich nickte einmal und machte mich auf einen Streit gefaßt.
    »Luc Grenier. Ich bin der Leiter der Freiwilligen Feuerwehr von St. Jovite.« Er öffnete den Kinnriemen seines Helms und ließ ihn baumeln. Er war älter als sein frauenfeindlicher Kollege.
    »Wir brauchen noch ungefähr zehn, fünfzehn Minuten, um das Untergeschoß zu sichern. Das ist der letzte Abschnitt, den wir gelöscht haben, es könnte also immer noch Brandherde geben.«

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