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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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zerbrechlich. Sie konnten leicht darunter versteckt sein. Ich betete, daß ich keine finden würde, wenn ich Asche und Sediment durchsuchte.
    Ich machte mir Notizen, schoß Polaroids und begann dann, mit einem weichen Haarpinsel Erde und Asche wegzubürsten. Während ich den Abraum untersuchte und für ein späteres Durchsieben sammelte, legte ich langsam immer mehr Knochen frei.
    LaManche kehrte zurück, als ich eben den Rest des Unrats wegbürstete, der direkten Kontakt mit den Knochen hatte. Er sah schweigend zu, wie ich vier Pflöcke, eine Rolle Spagat und drei Maßbänder aus meinem Koffer nahm.
    Den ersten Pflock hämmerte ich direkt über dem Häufchen mit dem Schädel in den Boden und hakte die Enden von zwei Maßbändern in den Nagel an der Spitze des Pflocks. Dann ging ich mit dem ersten Maßband drei Meter nach Süden und schlug dort den zweiten Pflock ein.
    LaManche hielt das Band am zweiten Pflock, während ich zum ersten zurückkehrte und mit dem zweiten Band im rechten Winkel zum ersten drei Meter nach Osten ging. Mit dem dritten Band maß ich nun eine Hypotenuse von 4,24 Metern von LaManches Pflock zur nordöstlichen Ecke ab. Wo das zweite und das dritte Band sich trafen, schlug ich den dritten Pflock ein. Dank Pythagoras hatte ich nun ein perfektes rechtwinkliges Dreieck mit zwei je drei Meter langen Katheten.
    Ich nahm das zweite Band vom ersten Pflock, hakte es am nordöstlichen Pflock ein und ging damit drei Meter nach Süden. LaManche ging mit seinem Band drei Meter nach Osten. Wo die Bänder sich trafen, schlug ich den vierten Pflock ein.
    Nun spannte ich den Spagat um diese vier Pflöcke, so daß die Überreste in einem abgegrenzten Quadrat mit drei Metern Seitenlänge und vier präzise rechtwinkligen Ecken lagen. Zur Vermessung des Skeletts würde ich von den Pflöcken aus triangulieren. Wenn nötig, konnte ich das Quadrat auch in Quadranten unterteilen oder für noch genauere Beobachtungen ein Gitternetz darüberlegen.
    Zwei Teams der Spurensicherung trafen ein, als ich eben einen nach Norden gerichteten Pfeil an den Schädel legte. Sie trugen dunkelblaue, gefutterte Winteroveralls mit der Aufschrift Section d’Identité Judiciaire auf dem Rücken. Ich beneidete sie. Die feuchte Kälte im Keller war wie ein Messer, das mir durch die Kleidung ins Fleisch stach.
    Mit Claude Martineau hatte ich bereits gearbeitet. Den zweiten Techniker kannte ich noch nicht. Wir stellten uns vor, während der Strahler und das Sieb aufgestellt wurden.
    »Es wird eine Weile dauern, bis ich das hier bearbeitet habe«, sagte ich und deutete auf das abgegrenzte Quadrat. »Ich will alle Zähne finden, die das Feuer überstanden haben, und sie, wenn nötig, stabilisieren. Vielleicht muß ich auch das Schambein und die Rippenenden, falls ich welche finde, entsprechend behandeln. Wer macht die Fotos?«
    »Halloran kommt«, sagte Sincennes, der zweite Techniker.
    »Okay. Hauptmann Grenier sagte zwar, daß hier unten niemand mehr ist, aber es dürfte nichts schaden, den Keller noch einmal abzusuchen.«
    »Es heißt doch, daß Kinder in diesem Haus gewohnt haben«, sagte Martineau mit düsterem Gesicht. Er hatte selbst zwei.
    »Ich würde eine Durchsuchung nach Planquadraten vorschlagen.«
    Ich sah LaManche an. Er nickte zustimmend.
    »Wird erledigt«, sagte Martineau. Er und Sincennes schalteten die Lampen auf ihren Helmen ein und gingen zum anderen Ende des Kellers. Sie würden in parallelen Linien auf und ab gehen, zuerst von Norden nach Süden, dann über Kreuz dazu von Osten nach Westen. So würde jeder Zentimeter des Bodens zweimal abgesucht werden.
    Ich schoß noch einige Polaroids und begann dann, das Quadrat zu säubern. Mit einer Kelle, einem Zahnstocher und einer Plastikkehrschaufel lockerte und entfernte ich den Dreck, der das Skelett umgab, wobei ich darauf achtete, die Knochen nicht zu verrücken. Jede Schaufel Aushub warf ich in das Sieb. Dort trennte ich Erdpartikel, Asche, Gewebe, Nägel, Holz und Putzstückchen von den Knochenfragmenten. Letztere packte ich in sterile Baumwolle, steckte sie in verschließbare Plastikbehälter und notierte mir ihren Fundort. Irgendwann traf Halloran ein und fing an zu fotografieren.
    Hin und wieder warf ich LaManche einen Blick zu. Er beobachtete mich stumm, sein Gesicht wie üblich eine ernste Maske. Seit ich meinen Chef kannte, hatte er kaum einmal eine Regung gezeigt. LaManche hatte sich im Verlauf der Jahre so viel ansehen müssen, vielleicht wollte er sich einfach

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