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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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mir eine Notiz. Ryan fragen, in welchem Ort das Guillion-Grundstück in Texas liegt.
    Ich kaute am Daumennagel. Warum brauchte Ryan nur so lange?
    Mein Blick streifte über die Regale an sechs der acht Wände des Anbaus. Bücher vom Boden bis zur Decke. Sie sind das einzige, wovon ich mich nicht trennen kann. Ich sollte wirklich einmal einige aussortieren und wegwerfen. Ich hatte Dutzende von Bänden, die ich nie wieder aufschlagen würde, einige davon noch vom Beginn meines Studiums.
    Universität.
    Jennifer Cannon. Anna Goyette. Beide waren Studentinnen an der McGill.
    Ich dachte an Daisy Jeannotte und ihre merkwürdigen Worte über ihre Assistentin.
    Mein Blick wanderte zum Computer. Der Bildschirmschoner schickte eine sich windende Schlange aus Wirbeln über die Mattscheibe. Lange Knochen ersetzen das Rückgrat, dann Rippen, ein Becken, und schließlich wurde der Monitor dunkel. Dann begann das Programm mit einem langsam sich drehenden Schädel von vorne.
    E-Mail. Als Jeannotte und ich Adressen ausgetauscht hatten, hatte ich sie gebeten, mir Bescheid zu geben, falls Anna zurückkehrte. Meine Mailbox hatte ich jedoch seit Tagen nicht mehr kontrolliert.
    Ich loggte mich ein, lud die Nachrichten herunter und überflog die Namen der Absender. Nichts von Jeannotte. Mein Neffe, Kit, hatte mir drei Nachrichten geschickt. Zwei letzte Woche, eine heute morgen.
    Kit schickte mir sonst nie E-Mails. Ich holte mir die letzte Nachricht auf den Schirm.
     
    Von: KHoward
    An: TBrennan
    Betreff: Harry
     
    Tante Tempe,
    ich habe dich angerufen, aber du warst anscheinend nicht zu Hause. Ich machte mir schreckliche Sorgen wegen Harry. Bitte ruf an.
    Kit
     
    Von seinem zweiten Lebensjahr an hatte Kit seine Mutter beim Vornamen genannt. Obwohl es seinen Eltern nicht gefiel, weigerte sich der Junge, das zu ändern. Harry klang für ihn einfach besser.
    Während ich mich rückwärts durch die Nachrichten meines Neffen las, durchlebte ich ein Wechselbad der Gefühle. Angst um Harrys Sicherheit. Verärgerung über ihre Unbekümmertheit. Mitleid mit Kit. Ein schlechtes Gewissen wegen meiner Gedankenlosigkeit. Wahrscheinlich war er es gewesen, der angerufen hatte, als ich mich mit Kathryn unterhielt.
    Ich ging in die Diele und schaltete den Anrufbeantworter ein.
     
    Hi, Tante Tempe. Kit hier. Es geht um Harry. Wenn ich in deiner Wohnung in Montreal anrufe, nimmt niemand ab, und ich habe keine Ahnung, wohin sie verschwunden ist. Ich weiß, daß sie bis vor ein paar Tagen noch dort war. Eine Pause. Als wir das letzte Mal telefonierten, klang sie sogar für ihre Verhältnisse komisch. Ein nervöses Lachen. Ist sie noch in Quebec? Wenn nicht, weißt du, wo sie ist? Ich mache mir Sorgen. So merkwürdig hat sie noch nie geklungen. Bitte ruf mich an. Bye.
     
    Ich sah meinen Neffen vor mir, mit seinen grünen Augen und den sandfarbenen Haaren. Es war schwer zu glauben, daß Howard Howard einen genetischen Beitrag zu Harrys Sohn geleistet hatte.
    Einsfünfundachtzig groß und dünn wie eine Bohnenstange, war Kit ein Ebenbild meines Vaters.
    Ich spielte die Nachricht noch einmal ab und überlegte mir, ob etwas nicht stimmte.
    Nein, Brennan.
    Aber warum war Kit dann so besorgt?
    Ruf ihn an. Harry geht’s gut.
    Ich drückte die Kurzwahltaste. Niemand meldete sich.
    Ich versuchte meine Nummer in Montreal. Dasselbe.
    Pete. Er hatte nichts von Harry gehört.
    Natürlich nicht. Er war von Harry so angetan wie von Fußpilz.
    Genug, Brennan. Kümmere dich wieder um die Opfer. Sie brauchen dich.
    Ich beschloß, nicht mehr an meine Schwester zu denken. Harry war schon öfters verschwunden. Ich mußte davon ausgehen, daß mit ihr alles in Ordnung war.
    Ich ging zum Sofa zurück und legte mich hin. Als ich wieder aufwachte, war ich vollständig angezogen, auf meiner Brust klingelte das Schnurlostelefon.
    »Danke für den Anruf, Tante Tempe. Ich – vielleicht bilde ich mir ja nur etwas ein, aber meine Mutter klang furchtbar deprimiert, als ich das letzte Mal mit ihr redete. Und jetzt ist sie verschwunden. Es paßt nicht zu Harry. Daß sie so down klingt, meine ich.«
    »Kit, ich bin mir sicher, daß es ihr gutgeht.«
    »Du hast wahrscheinlich recht, aber, na ja, wir hatten doch was ausgemacht. Sie beklagt sich immer, daß wir nie mehr was gemeinsam unternehmen, und deshalb habe ich ihr versprochen, daß ich nächste Woche mit ihr einen Bootsausflug mache. Mit dem Herrichten bin ich ziemlich fertig, und Harry und ich wollten für ein paar Tage im Golf

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