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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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auf.
    Zwanzig Minuten später lehnte ich mich zurück und schloß die Augen.
    Wahrscheinliche Todesursache: Verbluten aufgrund der Stichwunden. Die glattrandigen Brustwunden waren mit einer Klinge zugefügt worden, die lebenswichtige Blutgefäße durchtrennt hatte. Wegen des fortgeschrittenen Verwesungszustands konnte der Pathologe keine gesicherten Aussagen über die Ursachen der anderen Wunden mehr treffen.
    Den Rest des Tages verbrachte ich in einem Zustand nervöser Unruhe. Ich schrieb meine Berichte über Jennifer Cannon und das andere Murtry-Opfer, wandte mich dann den CT-Daten zu, hielt dabei aber immer wieder inne, um zu lauschen, ob Kathryn zurückkam.
    Um zwei rief Ryan an, um mir zu sagen, aufgrund der Jennifer-Cannon-Verbindung sei ein Richter davon zu überzeugen gewesen, einen Durchsuchungsbefehl für das Adler-Lyons-Anwesen auszustellen. Er wolle mit Baker hinausfahren, sobald das Papier vorlag.
    Ich berichtete ihm von Kathryns Verschwinden, und er versicherte mir, daß ich mir nichts vorzuwerfen brauchte. Außerdem erzählte ich ihm von Birdie.
    »Wenigstens mal eine gute Nachricht.«
    »Ja. Schon was Neues über Anna Goyette?«
    »Nein.«
    »Und Texas?«
    »Ich warte noch darauf. Aber ich werde Sie auf dem laufenden halten.«
    Als ich auflegte, spürte ich Fell an meinem Knöchel und sah Birdie, der um meine Füße strich.
    »Hallo, Birdie. Wie wär’s mit was Feinem?«
    Mein Kater ist ganz versessen auf Kauspielzeug für Hunde. Ich habe ihm wiederholt erklärt, daß diese Produkte eher für seine Konkurrenz unter den Haustieren bestimmt sind, aber er läßt sich nicht davon abbringen.
    Ich holte einen kleinen Knochen aus Rindsleder aus einer Küchenschublade und warf ihn ins Wohnzimmer.
    Birdie rannte durchs Zimmer, stürzte sich auf seine Beute und rollte damit über den Boden. Dann richtete er sich auf, nahm den Knochen zwischen die Vorderpfoten und nagte daran herum.
    Ich sah ihm zu und wunderte mich, was für einen Reiz ein solches schmieriges Stück Kuhhaut doch haben kann.
    Die Katze nagte an einer Ecke, drehte das Spielzeug dann und fuhr mit den Zähnen an der Längsseite entlang. Der Knochen rutschte weg, Bird holte ihn sich wieder und stieß einen Eckzahn ins Leder.
    Ich sah gebannt zu.
    Was war das nur?
    Ich ging zu Birdie, kauerte mich hin und nahm ihm seine Beute ab. Er stemmte die Vorderpfoten auf mein Knie, stellte sich auf die Hinterläufe und versuchte, sich sein Spielzeug zurückzuholen.
    Mein Puls beschleunigte sich, als ich das zerbissene Leder anstarrte.
    O Gott.
    Das war es. Die Wunden in Jennifer Cannons Fleisch. Oberflächliche Kratzer. Schartige Risse.
    Ich holte mir mein Vergrößerungsglas, rannte in die Küche und wühlte in Hardaways Fotos. Ich suchte die Kopfansichten heraus und betrachtete jede einzelne mit der Lupe.
    Die kahle Stelle war keine Folge der Verwesung. Die noch verbliebenen Haarsträhnen waren fest verwurzelt. Die Lücke wies einen rechteckigen Umriß auf, die Ränder waren ausgefranst.
    Jennifer Cannon war das Stück Kopfhaut vom Schädel gerissen worden.
    Ich überlegte, was das bedeuten konnte.
    Und dann fiel mir noch etwas anderes ein.
    Konnte ich wirklich so begriffsstutzig gewesen sein? Hatte eine vorgefaßte Meinung mich blind gemacht für das Offensichtliche?
    Ich schnappte mir Schlüssel und Handtasche und stürzte zur Tür hinaus.
     
    Vierzig Minuten später war ich in der Universität. Die Knochen des unidentifizierten Murtry-Opfers starrten mir vorwurfsvoll vom Labortisch entgegen.
    Wie hatte ich nur so nachlässig sein können?
    »Gehen Sie nie von nur einer einzigen Verletzungsursache aus.«
    Die Worte meines Mentors, vor Jahrzehnten ausgesprochen, kamen mir wieder in den Sinn.
    Ich war in die Falle getappt. Als ich die Beschädigungen an den Knochen sah, hatte ich nur an Waschbären und Geier gedacht. Ich hatte nicht genau genug hingesehen. Ich hatte nicht nachgemessen.
    Aber jetzt tat ich es.
    Zwar wies das Skelett ausgedehnte Beschädigungen auf, die von Aasfressern verursacht worden waren, aber es gab auch Verletzungen, die von einem früheren Zeitpunkt stammten.
    Die beiden Löcher im Hinterhauptsbein waren die aussagekräftigsten. Sie maßen jeweils fünf Millimeter im Durchmesser, der Abstand betrug fünfunddreißig. Diese Bißspuren stammten nicht von einem Truthahngeier, und der Abstand war zu groß für einen Waschbären.
    Die Abmessungen deuteten auf einen großen Hund hin. Ebenso die parallelen Kratzer auf den Schädelknochen und

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