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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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keine Lust dazu hatte, zog ich mir Laufklamotten an und ging nach draußen. Der Himmel war klar und die Luft mild und lau, als ich über die Queens Road West und die Princeton Road zum Freedom Park lief. Aus Schweißtropfen wurden Bäche, während meine Nikes an der Lagune entlangstampften. Eine Schar Entenjunge schwamm in Reih und Glied hinter ihrer Mutter her, ihr Schnattern wehte durch die sonntagmorgendliche Stille.
    Meine Gedanken blieben wirr und ziellos, Akteure und Ereignisse der letzten Wochen tanzten in meinem Hirn Ringelreihen. Ich versuchte, mich auf den Rhythmus meiner Laufschuhe zu konzentrieren, den Rhythmus meines Atems, aber Ryans Bemerkung ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Neue Beziehungen. Würden er und Harry ihre Begegnung in Hurley’s so nennen? War ich an jenem Abend auf der Melanie Tess in so etwas gestolpert?
    Ich durchquerte den Park, lief an der Poliklinik vorbei nach Norden und dann durch die schmalen Straßen von Myers Park. Ich kam an makellosen Gärten und parkähnlichen Rasenflächen vorbei, die hier und dort von einem ebenso makellosen Hausbesitzer gepflegt wurden.
    Ich hatte eben die Providence Road überquert, als ich beinahe mit einem Mann in Bundfaltenhose, einem pinkfarbenen Hemd und einem zerknitterten Leinensakko zusammengestoßen wäre. Er trug eine abgenutzte Aktentasche und eine Leinentüte voller Diamagazine. Es war Red Skyler.
    »Auf Expedition im armen Südosten?« fragte ich atemlos. Red wohnte am anderen Ende von Charlotte, in der Nähe der Universität.
    »Ich habe heute meinen Vortrag in der Myers Park Methodist Church.« Er deutete auf den grauen Steinbau auf der anderen Straßenseite. »Ich bin etwas früher dran, um meine Dias vorzubereiten.«
    »Ah ja.« Ich war schweißnaß, meine Haare hingen in feuchten Strähnen herunter. Ich zupfte mit spitzen Fingern an meinem T-Shirt und fächelte mir damit Luft auf die Haut.
    »Wie kommen Sie in Ihrem Fall voran?«
    »Nicht gut. Owens und seine Gefolgsleute haben sich aus dem Staub gemacht.«
    »Sie sind untergetaucht?«
    »Sieht so aus. Red, darf ich noch einmal auf etwas zurückkommen, das Sie gesagt haben?«
    »Natürlich.«
    »Als wir über Kulte gesprochen haben, haben Sie im wesentlichen zwei Arten unterschieden. Wir haben so viel über die eine gesprochen, daß ich Sie gar nicht mehr nach der anderen gefragt habe.«
    Ein Mann kam mit einem schwarzen Pudel vorbei. Beide hätten einen Haarschnitt nötig gehabt.
    »Sie sagten, Sie würden auch einige der kommerziell orientierten Bewußtseinserweitungsprogramme zu den Kulten zählen.«
    »Ja. Wenn sie Gedankenreform benutzen, um Mitglieder anzuwerben und zu halten.« Er stellte die Tüte auf den Boden und kratzte sich an der Nase.
    »Haben Sie nicht gesagt, diese Gruppen überreden in erster Linie ihre Interessenten, immer mehr und mehr Kurse zu belegen?«
    »Ja. Im Gegensatz zu den Kulten, die wir besprochen haben, haben diese Gruppen nicht die Absicht, die Leute für immer zu halten. Sie beuten Teilnehmer aus, solange die bereit sind, neue Kurse zu belegen. Und andere anzuwerben.«
    »Warum betrachten Sie sie dann als Kulte?«
    »Der Zwang, den diese sogenannten ›Selbsterkenntnis‹-Programme ausüben, ist erstaunlich. Es ist die alte Geschichte: Verhaltenskontrolle durch Gedankenreform.«
    »Was passiert in diesen Bewußtseinstrainingsprogrammen?«
    Red sah auf die Uhr.
    »Ich bin um Viertel vor elf fertig. Treffen wir uns doch zum Frühstück, dann erzähle ich Ihnen, was ich weiß.«
     
    »Man nennt das Großgruppen-Bewußtseinstraining.«
    Während Red redete, löffelte er sich Schinkensoße auf seine Maisgrütze. Wir saßen im Anderson’s, und durchs Fenster sah ich die Hecken und die Backsteinmauer des Presbyterian Hospital.
    »Diese Kurse werden so angepriesen, daß sie klingen wie Seminare oder Collegekurse, tatsächlich sind die Sitzungen aber so konzipiert, daß sie die Teilnehmer emotional und psychologisch in Erregung versetzen. Das wird in den Broschüren allerdings nicht erwähnt. Ebensowenig wie die Tatsache, daß die Teilnehmer mittels Gehirnwäsche dazu gebracht werden, eine völlig neue Weltansicht zu akzeptieren.« Er spießte sich eine Scheibe Landschinken auf.
    »Wie läuft das ab?«
    »Die meisten Programme dauern vier oder fünf Tage. Der erste Tag ist nur dazu da, die Autorität des Führers zu etablieren. Mit Demütigungen und verbalen Schmähungen. Am nächsten Tag wird den Teilnehmern dann die neue Philosophie eingehämmert. Der

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