Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)
und Haare ein und bleiben überall kleben wie Klettband.«
»Auf den Ledersitzen sind ein paar Synthetikfasern«, teilt er mir mit, während er weitersucht. »Vermutlich von Kleidung. Und außerdem ist alles voller weißer Haare.«
»Ihr Haar war weiß. Schulterlang.«
»Noch ein paar von diesen Holzsplittern.« Er entdeckt weitere. »Vermutlich von der Kleidung übertragen. Ihrer oder der einer anderen Person.« Er bedient einen Drehknopf an der alternierenden Lichtquelle, um die Wellenlänge zu verändern. Das Licht wird blaugrün.
Ich setze wieder die Brille auf, deren Orangefilter das Licht blockiert, das nicht von den Beweisstücken absorbiert wird, und kehre zurück zum Auto. Ernie leuchtet Lenkrad, Armaturenbrett, Mittelkonsole sowie Schließe und Einsteckschlitz des Sicherheitsgurts ab, die wir später noch auf DNA untersuchen werden. Einige Schmierer sind zu erkennen, nichts Verwertbares, keine Fingerabdrücke, die uns weiterhelfen, was mich nicht wundert.
Vielleicht haben wir ja mehr Erfolg, wenn wir das Auto von innen und außen mit Zyanoacrylat, besser als Superglue bekannt, bedampfen, doch ich möchte mir keine allzu großen Hoffnungen machen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mörder, der Peggy Stantons Mercedes gefahren und sich in ihrem Haus umgeschaut hat, dabei keine Handschuhe trug. Er könnte seine Hände auch anders bedeckt oder anschließend alles abgewischt haben. Allerdings weiß ich aus Erfahrung, dass ich nicht von mir auf andere schließen darf. Böse Menschen können unglaublich leichtsinnig sein, insbesondere die Arroganten unter ihnen, die noch nie erwischt worden und deshalb in keiner Datenbank gespeichert sind.
»In diesen verdammten Klamotten fühle ich mich immer wie der böse Schneemann«, schimpft Sil Machado, der gerade hereinkommt. »Oder das Pillsbury-Männchen.«
Während Ernie seine Ergebnisse erläutert, erhalte ich eine SMS von Lucy, die mich in der oberen Etage sprechen will.
»So etwas habe ich nirgendwo in ihrem Haus bemerkt«, meint Machado zu Ernie. »Weder im Keller noch in der Garage oder im Garten. Kein roter Mulch. Nicht einmal alter Mulch. Haben Sie einen Moment Zeit?«, wendet er sich an mich. »Offen gestanden könnte es auch ein bisschen länger dauern.«
»Ich wollte gerade nach oben, um einige Dinge zu erledigen«, antworte ich. »Kommen Sie einfach mit.«
Neunundzwanzig
Er eröffnet mir, er habe eigentlich früher hier sein wollen. Aber Luke habe ihn am Morgen angerufen und ihm Fragen über Howard Roth gestellt. Offenbar hat Luke Sil Machado gesagt, es sei dringend.
»Hat er einen Grund genannt?« Ich gehe, gefolgt von Machado, hinaus.
»Ja, er meinte, Ihrer Ansicht nach sei Howie nicht die Treppe runtergefallen.«
»Howie?«
»So haben ihn die Leute genannt«, erwidert Machado.
»Ich schließe einen Treppensturz ja nicht aus, sondern habe nur die Vermutung, dass jemand nachgeholfen haben könnte«, stelle ich klar. »Er hat keine typischen Sturzverletzungen.«
»Dr. Zenner sagte, Sie hätten den Verdacht, dass ihm jemand die Fresse poliert hat.«
Hoffentlich hat Luke das nicht in diesen Worten ausgedrückt. Ich ziehe den Tyvek-Overall aus und werfe ihn in den Müll.
»Also bin ich sofort zu ihm gefahren.« Machado reißt sich Overall, Überschuhe und Handschuhe vom Leib, als hasse er sie wie die Pest. »Und ich muss zugeben, dass ich bei meinem ersten Besuch dort nicht an ein Tötungsdelikt gedacht habe. Für mich schien die Sache klar zu sein. Ein stadtbekannter Trinker hatte einen Unfall. Auf den Stufen war Blut. Er ist gestürzt. Ich neige wirklich nicht zu voreiligen Schlussfolgerungen, Doc, aber ich fand die Situation eindeutig. Ich kapiere noch immer nicht, dass Sie einen Mord vermuten.«
»Wer hat ihn gefunden?«
»Ein Kumpel, ein Typ, der als Haustechniker im Fayth House arbeitet. Das ist nur ein paar Straßen weiter. Er hat gesagt, er hätte seinen freien Tag gehabt und auf ein Bier vorbeigeschaut. Offenbar hat Howie hin und wieder dort ausgeholfen. Als Mädchen für alles, wenn er nüchtern genug war.«
Machado reicht mir einen durchsichtigen Plastikbeutel mit einem Scheck darin. Ich drücke den Knopf für den Aufzug, der auf der obersten Etage steht.
»Das war in seinem Werkzeugkasten. Beim ersten Mal habe ich nicht nachgeschaut. Ich meine, schließlich war da ein Alkoholiker die Treppe runtergefallen. Dort wurde wenigstens seine Leiche entdeckt. Er war in Unterwäsche, als wäre er gerade aus dem Bett gekommen.
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