Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)
Elemente also. Wir sind, was wir essen. Das gilt sogar für Bäume«, sagt Ernie aus dem Innenraum des Mercedes. Ich weiß, dass er an die Spuren denkt, die ich an Peggy Stantons Leiche sichergestellt habe.
Das fasrige rote Material an ihren Fußsohlen und unter ihren Nägeln scheint dasselbe zu sein wie das in ihrem Auto.
»Falls Sie diese Details brauchen, muss ich wahrscheinlich eine Probe an ein Labor schicken, das auf Holzanalysen spezialisiert ist.« Er leuchtet den Mercedes weiter mit der UV -Lampe aus. »Dass man die Jahresringe nicht zählen kann, versteht sich bei so winzigen Rückständen natürlich von selbst.«
»Mir würde die Baumsorte schon genügen. Pinie, Redwood, Zypresse, Zeder. Es sieht wirklich stark nach Mulch aus.«
Neben mir werden Taschen abgestellt. Wissenschaftler packen das Zyanoacrylat-Monomer und die Kabel aus.
»Mulch aus Laubholz oder aus Rinde«, grenze ich das Gebiet ein.
»Soweit ich sehen kann, ist es kein Rindenmulch«, erwidert Ernie.
»Mich erinnert es fast an Weizenschrot«, beschreibe ich meinen Eindruck. »Fasrig, haarig, beinahe wie Watte. Nicht regelmäßig wie Holz, das gesägt oder mit einer Maschine verarbeitet wurde. Allerdings sehr fein. Unvergrößert sieht es so ähnlich aus wie Erde, Staub oder fein gemahlener Kaffee. Nur dass es dunkelrot ist.«
»Nein, maschinell verarbeitet ist es eindeutig nicht. Völlig ungleichmäßig. Ein roter Mulch, und normalerweise besteht solcher Mulch aus geschredderten Paletten und anderen gehäckselten Holzabfällen.« Er beugt den Kopf über den Fahrersitz. »Viele mögen ihn nicht, weil er bei Regen auswäscht. Außerdem verbirgt sich unter der Färbung oft behandeltes Holz, das niemand in seinem Garten haben will. Ganz bestimmt nicht in der Nähe der Gemüsebeete. Recyceltes chromatiertes, arsensaures Salz, oder was auch sonst für ein Zeug drin sein mag. Allerdings sind hier, soweit ich feststellen kann, keine Spuren davon enthalten. Vorausgesetzt, es ist dieselbe Substanz, die an der Leiche festgestellt wurde. Eisenoxid habe ich gefunden, das entweder von einer Farbe oder einfach nur aus der guten alten Erde stammen kann.«
Ich teile ihm mit, dass es sehr hilfreich wäre, wenn er alles, was er in ihrem Auto entdeckt, untersuchen könnte, und zwar so schnell wie möglich. Es könnte sehr wichtig sein, füge ich hinzu. Er verspricht, sich die Sache unter dem Stereomikroskop, dem Polarisationslichtmikroskop und dem Raman-Spektrometer anzuschauen, sobald er wieder im Labor ist.
Wie er mir erklärt, ist er sicher, denselben chemischen Fingerabdruck, also dieselben Interferenzfarben und dieselbe Doppelbrechung, vorzufinden wie bei seiner Untersuchung der rötlichen Substanz, die ich an Peggy Stantons Leiche sichergestellt habe.
»Rotgefärbtes Holz, allerdings nicht durchgefärbt.« Ich mustere das nächste Stück Klebeband, das er mir reicht. »Würde es so aussehen, wenn man das Holz erst zerkleinert und danach mit Farbe eingesprüht hätte?«
»Kann sein. Ich weiß mehr, wenn ich die Proben unter die Lupe nehme, die Dr. Zenner gestern bei mir abgegeben hat. Mir ist aufgefallen, dass einige der Partikel angekohlt sind«, erwidert Ernie. »Und das ist bei Mulch ein wenig ungewöhnlich. Allerdings hängt es davon ab, woraus er hergestellt wurde. Vielleicht aus Holzabfällen von einem Abbruchhaus, in dem es gebrannt hat? Ich habe auch Holzkohle und jede Menge untergemischte Mineralien entdeckt.«
»Die Frage ist, ob Holzkohle und Mineralien Bestandteile dieses mulchähnlichen Materials sind oder von einem verschmutzten Boden oder Teppich stammen.«
»Genau.« Ernie steht auf und streckt seinen offenbar steifen Rücken. »Wenn man die Welt durch ein Mikroskop betrachtet, stößt man auf Meersalz, Kieselerde, Eisen, Arsen, die Teile und Gliedmaßen von Insekten, Hautzellen, Haare, Fasern. Einfach nur das Grauen.«
»Anscheinend hat er ihr Auto gefahren.« Ich bin meiner Sache ziemlich sicher. »Und dort, wo er sie hingebracht hat, muss der Boden mit diesem rötlichen Zeug bedeckt sein.«
»Vielleicht eine Gärtnerei oder eine Gegend, wo viel von diesem roten Mulch verwendet wird. Golfplätze, Wohnanlagen, Parks. Oder ein Unternehmen, das Mulch produziert. Haben Sie in der Nähe ihres Hauses so etwas gesehen?«
»Nein. Sie ist an dem Ort hineingetreten, an den er sie verschleppt hat. Er selbst offenbar auch. Und dann hat er Spuren davon in ihr Auto übertragen. Die spitzen Splitter graben sich in Kleidung, Teppiche, Haut
Weitere Kostenlose Bücher