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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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so viel Unheil anzurichten«, entgegnet sie zornig. »Ich habe Benton gebeten herzukommen.«
    »Weiß er von Emma Shuberts Telefon?«
    »Ich habe ihm vorgeschlagen, die Sache unter die Lupe zu nehmen, da möglicherweise eine Verbindung zu ihr besteht. Aber ich habe mich auf nichts festgelegt.«
    Eine reife, erfolgreiche Frau, eine Paläontologin, die mit dem Boot zu Ausgrabungen fährt, im Freien arbeitet und sich in einem Labor auskennt, denke ich. Ihre Kollegen beschreiben sie als ehrgeizig, unermüdlich, brennend interessiert an Dinosauriern und als engagierte Umweltaktivistin.
    »Die MAC -Adresse, also der Gerätezugangscode, ist derselbe wie bei den von ihr verschickten Mails und den Apps und Daten, die sie heruntergeladen hat. Das habe ich Benton nicht verraten«, beschreibt Lucy weiter, was sie weiß, dem FBI aber nicht sagen darf. »Es ist derselbe MAC wie auch bei dem Video, dem Bild mit dem abgetrennten Ohr und dem Twitter-Konto.« Sie meint Peggy Stantons gefälschtes Konto.
    »Befassen wir uns mal mit Twitter.« Das ist meine Methode, Fragen zu stellen, ohne dabei Einzelheiten zu erfahren, die ich besser nicht wissen sollte.
    »Eigentlich ist es ganz einfach«, erwidert Lucy. »Rein hypothetisch?«
    Mit
hypothetisch
meint meine Nichte normalerweise etwas, das sie bereits getan hat, weshalb ich nicht weiter nachhake.
    »Man muss jemanden finden, der bei Twitter, Facebook, Google Plus oder einem andereren dieser sozialen Netzwerke arbeitet«, beginnt sie. »Es gibt Mitarbeiterlisten, Verzeichnisse von Leuten, die in unterschiedlichen Positionen dort beschäftigt sind, ihrer Titel und sogar detaillierte Angaben zu ihrer Entscheidungskompetenz. An Mitarbeiterdaten kommt man leicht heran. Und so arbeite ich mich durch die Hierarchieleiter im Umfeld eines bestimmten Angestellten nach oben und schicke den Leuten einen Link. Und wenn sie den anklicken, verrät mir das ihr Passwort, ohne dass sie etwas davon ahnen. Und dann logge ich mich als diese Person ein.«
    Sie erklärt mir, dass sie auf diese Weise von einer falschen Identität zur nächsten springt. Es fällt mir schwer, ruhig zuzuhören, wie sie mir ein Verhalten schildert, das sie anscheinend völlig normal findet.
    »Und zu guter Letzt glaubt der Systemadministrator, dass ein hochrangiger Kollege ihm etwas Wichtiges geschickt hat, was er sich unbedingt anschauen muss«, spricht sie weiter. »Klick. Und jetzt bin ich in seinem Computer, der alle möglichen vertraulichen und streng geheimen Daten enthält. Und von dort aus geht es weiter in den Server.«
    »Besitzt das FBI diese Informationen? Oder zumindest einen Teil davon?« Ich denke an Valerie Hahn. Im nächsten Moment fällt mir Douglas Burke ein, was dafür sorgt, dass sich etwas Düsteres und Hässliches in mir ausbreitet und sich wie ein Schatten auf meine Stimmung legt.
    »Keinen Schimmer«, entgegnet Lucy. »Richterliche Anordnungen brauchen ein wenig mehr Zeit als meine Methode.«
    Darauf werde ich ihr nicht antworten.
    »Marino twittert, und unser Unbekannter twittert auch. Also braucht man nur auf ihre Seiten zu gehen. Die Tweets können von aller Welt gelesen werden«, verkündet sie. »Der Unterschied ist nur, dass ich weiß, woher die Nachrichten kommen. Unser Freund ist ein richtiger Drecksack. Leider hat er auch Grips. Aber er ist arrogant, und Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall.«
    Ich rücke meinen Stuhl näher heran, um die Tweets zu lesen, die über den Bildschirm laufen. Der Inhalt macht mich traurig. Die Person, die sich als Peggy Stanton ausgegeben hat, hat Marino zum ersten Mal am 25 . August kurz vor Mitternacht geschrieben und sich als Fan bezeichnet.
    Du haust mich um,
twittert sie.
Wenn ich die Kugel rolle, fallen alle Neune. Bin ein ehrliches Mädchen und spiele nur auf geraden Bahnen.
    Sechs Tweets später teilte sie ihm mit, sie stünde auf Antiquitäten, sammle alte Uniformknöpfe und trüge sie stolz auf der Kleidung. Danach wurden ihre Anmerkungen immer geschmackloser, bis Marino irgendwann genug davon hatte.
    Ich habe Knöpfe, auf die du sicher gern mal drücken würdest,
twittert sie gegen Ende ihres Schriftwechsels.
Meine beneidenswerte Brust ist mit toten Soldaten bedeckt.
    Am 10 . Oktober hat Marino sie von der Liste seiner Follower gestrichen.
    »Warum?« Ich versuche zu verstehen, wer so etwas tut. Und warum.
    »Wir haben ein Problem mit Toby. Aber der wäre für so was schlicht zu doof«, sagt Lucy unvermittelt. Ich habe mir schon gedacht, dass sie

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