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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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entdecken, die auf schwarzer Baumwolle sonst nicht zu sehen sind.«
    Wir fotografieren mit verschiedenen Filtern, Blendengeschwindigkeiten und Perspektiven. Zuerst versuchen wir es ohne chemische Unterstützung. Vorn und hinten auf dem T-Shirt und der karierten Boxershorts befinden sich Blutspuren, die von einem anderen Gegenstand auf den Stoff übertragen wurden. Anschließend besprühe ich das T-Shirt mit LCV , das auf das Hämoglobin im Blut reagiert, worauf klare Formen sichtbar werden, die mich erschrecken.
    Die Abdrücke von Schuhen – Sohle, Absatz und Spitze – leuchten strahlend violett auf. Die blutigen Hinterlassenschaften überlagern einander, als wäre Howard Roth wiederholt gegen Brust, Seiten, Unterleib und in den Schritt getreten worden, und zwar vermutlich, als er bereits rücklings auf dem Kellerboden lag. Er hat aus einer Kopfwunde und aus Mund und Nase geblutet, schaumiges Blut, was darauf hinweist, dass seine gebrochenen Rippen die Lunge durchbohrt haben. Ich versuche, mir die Szene vorzustellen.
    Ein betrunkener, nur halbbekleideter Mann. Ich glaube nicht, dass er im Bett lag, als der Mörder bei ihm erschien. Die meisten Leute schlafen nicht mit Socken, insbesondere nicht bei warmem Wetter. Als ich mir die Fotos von Fundort und Autopsie noch einmal ansehe, stößt mir etwas auf.
    Ich rufe Sil Machado an.
    »Frei wie ein Vogel«, lauten seine ersten Worte. »Was er laut Donoghue nur Ihnen zu verdanken hat.«
    »Spitze.«
    »Ihrer Ansicht nach hätten Sie den Geschworenen,
und das zu Recht,
klargemacht, dass es für Mildred Lotts Tod keine Beweise gibt, weshalb ihr Mann sie nicht ermordet haben kann.«
    »Wo sind Sie jetzt?«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Ich bitte ihn, mich vor Howard Roths Haus zu treffen. Als ich gerade im Vorzimmer die Schutzkleidung ausziehe, geht die Tür auf, und Benton kommt herein.
    »Geben Sie mir etwa zwanzig Minuten«, sage ich zu Machado. »Wenn Sie zuerst da sind, warten Sie bitte draußen.« Ich sehe Benton an. »Offenbar hatte Howard Roth kurz vor seinem Tod Besuch. Haben Sie den Scheck aus seinem Werkzeugkasten schon abgegeben?«
    »Er wird gerade auf Fingerabdrücke untersucht«, erwidert Machado. »Ach, und beim Bedampfen des Autos ist ein Abdruck am Rückspiegel entdeckt worden. Und der stammt nicht von Peggy Stanton.«

Zweiunddreißig
    Benton fährt meinen SUV die Charles Street entlang nach Westen, vorbei an der im Art-déco-Stil erbauten ehemaligen Firmenzentrale von Polaroid und dem DeWolfe Boathouse mit seinem grünlich angelaufenen Kupferdach. Inzwischen ist es Mittag. Die Eispfützen sind geschmolzen, das Sonnenlicht bricht sich funkelnd auf dem Wasser und bringt die alte Shell-Reklame zum Leuchten. Während wir auf den Central Square zusteuern, rufe ich Ernie zurück.
    »Bootslack«, verkündet er sofort. »Allerdings ist das keine große Überraschung, da die Schildkröte ja im Wasser von etwas gerammt worden ist. Ein Schutzlack mit hohem Kupfergehalt, der abweisend auf Rankenfußkrebse und Muscheln wirkt. Außerdem enthält der Lack Zink, der vermutlich von der Grundierung stammt.«
    »Und zur Farbe passen würde«, ergänze ich. »Dieses Gelbgrün weist auf eine Grundierung auf Zinkbasis hin.«
    »Unter dem Mikroskop erkennt man mehr als eine Farbe«, antwortet er. »Genau genommen sind es drei.«
    Wir überqueren die Massachusetts Avenue. Vor uns erhebt sich das im römischen Stil erbaute Rathaus mit seinem Glockenturm und den mit Granit abgesetzten Steinmauern. Ernie erklärt mir, dass die auf die Muschelschale und den abgebrochenen Bambusstab übertragenen Farbreste von der Unterseite eines Bootes stammen. Vielleicht der Schraube, dem Anker oder der Ankerkette, meint er, jedenfalls etwas, was einmal schwarz lackiert worden ist, und zwar bereits vor einigen Jahren.
    »Häufig benutzt man für Teile, die unter Wasser bleiben, wenn das Boot vor Anker liegt, denselben Lack wie für die Unterseite«, fügt er hinzu.
    »Die schnellste und billigste Methode«, erwidere ich, während Benton am YMCA wendet. »Einfach alles mit demselben Lack zu streichen.«
    »Es gibt eben faule Leute. Und dann sind da auch noch die, denen es schlicht egal ist, die schlampen und kein Verantwortungsgefühl haben«, meint Ernie. »Der Mensch, der das Boot lackiert hat, das Sie suchen, fällt eindeutig in diese Kategorie.«
    Das passt nicht zu dem Täter, wie ich ihn mir vorstelle, einem ordentlich und systematisch vorgehenden Killer, der ausgeklügelte finstere

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