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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Pläne schmiedet.
    »Die Grundierung auf Zinkbasis wurde einfach ohne vorheriges Schmirgeln über den alten Lack geklatscht. Da wollte sich jemand offenbar Arbeit sparen«, beschreibt Ernie weiter das, was er auf einem mit dem bloßen Auge kaum sichtbaren Lackrest gefunden hat.
    Ein Boot, das jemand nicht zum Freizeitspaß benutzt hat, sondern um Böses zu tun.
    »Und darüber kam dann eine leuchtend rote Lackschicht, die Kupfer oder Kupferoxid enthält, was man normalerweise bei Holz verwendet«, fährt er fort. »Ich habe den Verdacht, dass das gesuchte Boot einen abgeblätterten, zerkratzten oder anderweitig beschädigten Anstrich hat und dass an manchen Stellen die Grundierung durchschimmert. Also eines, das kaum oder gar nicht gewartet wird.«
    Ein altes, heruntergekommenes Boot, das vermutlich nicht unter seinem Namen registriert ist oder dort vor Anker liegt, wo er auch wohnt.
    »Von einer Schiffsschraube wäre die Schildkröte doch sicher verletzt worden«, wende ich ein.
    »Nur wenn sie in Betrieb war. Aber vielleicht stand sie ja still. Der Mörder könnte angehalten haben, während er seinen Plan in die Tat umgesetzt hat.«
    Seinen Plan in die Tat umgesetzt.
    Das heißt, er hat das Boot gestoppt und den Motor abgeschaltet, um Hundekäfig, Fender und Leiche über Bord zu werfen. Ich versuche, mir die Szene vorzustellen, weiß jedoch nicht, wie jemand einen Käfig mit mehr als fünfundsiebzig Kilo Katzenstreu darin hochstemmen und ihn zusammen mit einer Leiche über eine hohe Reling kippen soll. Also muss es ein Boot mit einer Taucherplattform oder einem offenen Spiegelheck sein, denke ich. Einem tiefergelegten Spiegelheck, wie es die Hummerboote haben, um leichter Reusen und Bojen absetzen zu können. Solche Boote sind hier Tag und Nacht und bei jedem Wetter unterwegs, so dass niemand auf sie achtet. Ich versuche, den Ablauf zu rekonstruieren.
    Das offene Spiegelheck eines umlackierten alten Holzbootes. Käfig, Fender und Leiche werden ins Wasser geworfen, und zwar ausgerechnet in dem Moment, als eine riesige in Angelschnüre und eine Bambusstange verhedderte Lederschildkröte vorbeischwimmt. Ich sehe den Zusammenprall, die Begegnung, beinahe vor mir. Die Schildkröte ist in die Angelschnur verwickelt, taucht zum Atmen auf und stößt dabei gegen die Unterseite des Bootes. Vielleicht streift sie ja die Schraube. Nun ist sie an das gelbe Bojentau gefesselt und schleppt das schwere Gewicht mit sich herum, bis es sie beinahe nach unten zieht.
    Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass der Mörder die Lederschildkröte gar nicht bemerkt hat und nichts von den Ereignissen ahnt. Ich vermute nämlich, dass es dunkel war. Ich male mir aus, wie das Boot in der Nähe des Logan Airport liegt, wo die Mail von Emma Shuberts iPhone am Sonntag um 18  Uhr 27 abgeschickt wurde. Dann hat der Täter gewartet, möglicherweise einige Stunden lang, bis er sicher war, dass er unbemerkt bleiben würde.
    »Warum glauben Sie, dass es schon einige Jahre her ist?«, frage ich Ernie. »Können Sie bestimmen, wann der Rumpf schwarz lackiert wurde?«
    »Spuren von TBTO «, erwidert er.
    Er erklärt mir, der Lack enthielte Tributylzinnoxid, eine Substanz, die das Verrotten verhindern soll und zum Aussterben der Meeresfauna – insbesondere unter den Schalentieren – beigetragen hat, weil es sie tötet oder Mutationen verursacht. TBTO gehöre zu den übelsten Giften, die je absichtlich in den Gewässern dieser Welt freigesetzt worden seien. Seit den späten Achtzigern sei seine Verwendung in stark frequentierten Bereichen wie Häfen und Buchten streng verboten. Leider jedoch seien Öltanker und Schiffe der Marine davon ausgenommen.
    »Falls wir es also nicht mit der Navy oder einem Tanker zu tun haben, was ich stark bezweifle, müsste das Schiff, das Sie suchen, mindestens zwanzig Jahre alt sein«, fügt er hinzu, während Benton neben Machados Crown Victoria am Straßenrand einparkt.
    Howard Roths kleines Holzhaus hat keine Einfahrt und steht, umgeben von Bäumen und Gebüsch, hinter einer aufgegebenen Fabrik in der Bigelow Street, einer Gegend, die von Altbauten, Unterkünften für Harvard-Studenten und Sozialwohnungsblocks geprägt wird. Ich kann das Fayth House zwar nicht sehen, weiß aber, dass es sich nur wenige Straßen weiter in der Lee Street, einen kurzen Fußmarsch von hier, befindet. Ich frage mich immer noch, ob Peggy Stanton sich dort ehrenamtlich engagiert hat.
    »Und warum diese Information für uns wichtig ist?«, hallt

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