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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Mühe gemacht, seine Tat zu verschleiern«, verkündet Benton, während wir wieder am Bootshaus und am alten Polaroid-Gebäude vorbeikommen. »Schließlich hätte er auch mitten in der Nacht aufkreuzen und Roth erschießen, erstechen oder erwürgen können. Doch das wäre zu offensichtlich gewesen. Zum Teil ist er also richtig vorgegangen. Und trotzdem sind ihm Fehler unterlaufen, weil er das Verhalten normaler Menschen nicht vorausberechnen kann.«
    »Für ihn ist es unvorstellbar, dass jemand Gefühle hat.«
    »Genau. Er ist innerlich leer und hohl. Wahrscheinlich hat er Roth schon öfter im Viertel gesehen.«
    Benton vermutet, dass der Täter Roth in Cambridge beobachtet hat und seit Monaten von seiner Existenz wusste. Er hat den Hilfsarbeiter beschattet, als dieser auf der Suche nach einer Verdienstmöglichkeit durch die Straßen streifte und, manchmal mit einem Einkaufswagen bewaffnet, Mülltonnen und Recycling-Container durchwühlte. Dieser Täter nimmt alles wahr, wenn er sich sein nächstes Opfer ausguckt. Er drückt sich herum, fährt spazieren, betreibt Feldforschung, prägt sich Gewohnheiten im Alltag ein und startet präzise kalkulierte Versuchsballons, um seine grausamen Phantasien auszuleben.
    Das bedeutet allerdings nicht, dass er Howard Roth namentlich kannte. Der Mörder hat einen Scheck über einhundert Dollar gefälscht und ihn vermutlich mit der Post verschickt, als er Peggy Stantons Rechnungen bezahlte, nachdem sie längst tot war. Er muss jedoch nicht zwangsläufig gewusst haben, dass der Howard Roth, dem er den Scheck ausschrieb, ausgerechnet der wie ein Obdachloser wirkende Mann war, den er beim Kramen in den Mülltonnen von Cambridge gesehen hatte.
    »Aber ich bin sicher, dass er einen Grund hatte, Roth zu töten«, sagt Benton. »Es war ein eiskalter Mord ohne Gefühl.«
    »Jemanden zu Tode zu trampeln, weist für mich auf einen Gefühlsausbruch hin.«
    »Es steckte nichts Persönliches dahinter«, beharrt Benton. »Er hat nichts dabei empfunden.«
    »Man möchte doch annehmen, dass er wütend war«, wende ich ein. »Wenn man jemand tottritt, ist doch meistens Wut im Spiel.«
    »Er glaubte, etwas erledigen zu müssen. So, als ob man ein Insekt tötet. Ich frage mich, ob Roth vor kurzem bei ihr zu Hause gewesen ist.« Wieder schaut Benton auf sein Telefon. »Vielleicht wollte er ja sein Geld und hat einen ungünstigen Zeitpunkt erwischt.«
    »Falls der Mörder bei Roths Besuch gerade dabei war, Peggy Stantons Post zu stehlen, hätte der Zeitpunkt ungünstiger nicht sein können.« Das Institutsgebäude kommt in Sicht. »Allerdings halte ich es für recht unwahrscheinlich, dass er es am helllichten Tag getan hat.«
    »Wir wissen nicht, ob Roth nur tagsüber unterwegs war. In der Nähe von Peggy Stantons Haus gibt es jede Menge Supermärkte, die rund um die Uhr geöffnet haben, zum Beispiel in der Cambridge Street. Gleich um die Ecke ist ein Shop Quik, der hat vierundzwanzig Stunden auf«, antwortet Benton. »Und wenn ihm das Bier ausgegangen ist, hat er sich bestimmt nicht für die Uhrzeit interessiert. Möglicherweise war er bei ihr, weil er sein Geld wollte.«
    »Bei Dunkelheit in einer schlechtbeleuchteten Straße«, wende ich ein. »Selbst wenn Roth dem Täter direkt gegenübergestanden hätte, hätte er sich sein Gesicht bestimmt nicht eingeprägt.«
    »Offenbar hat der trotzdem einen Grund gesehen, auf Nummer sicher zu gehen«, kommentiert Benton das Verhalten des Mörders. »Und deshalb ist er ihm bis nach Hause gefolgt, und zwar in der Absicht, ihn umzubringen.«
    Wir biegen vom Memorial Drive ab. Ich male mir aus, wie Howard Roth zum Shop Quik oder von dort aus wieder nach Hause geht. Falls er jemanden beim Leeren von Peggy Stantons Briefkasten beobachtet hat, hat er diese Person vielleicht angesprochen, sich erkundigt, wo sie ist, gefragt, wann sie wieder nach Hause kommt, und möglicherweise sogar erklärt, warum er das wissen will. Ein Kriegsversehrter, ein Alkoholiker, der Mülleimer durchwühlt, ein Hilfsarbeiter, der allgemein als harmlos galt. Selbst wenn er dem Mörder genau ins Gesicht geschaut haben sollte, war der Mord an ihm das Risiko eigentlich nicht wert.
    Ich frage mich, ob der Täter Howard Roth aus einem anderen Zusammenhang gekannt haben könnte. Sind sie einander womöglich schon einmal begegnet? Das muss ja nicht heißen, dass er wusste, wie er hieß. Nur vom Ansehen her oder aus sonst irgendeinem Grund.
    »Der Rest war ein Kinderspiel«, meint Benton, als wir am

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