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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Angst gehabt oder befürchtet hätte, dass jemand einbrechen will«, entgegnet Lott, und ich entdecke Herablassung und Gereiztheit hinter der charmanten Fassade, »hätte sie wohl kaum die Alarmanlage ausgeschaltet und wäre bei Dunkelheit spätnachts aus dem Haus gegangen. Nicht, wenn sie allein war.«
    Er gehört zu den Leuten, denen leicht der Geduldsfaden reißt, wenn das Gegenüber nicht so schnell von Begriff ist wie sie – was in seinem Fall vermutlich auf fast jeden zutrifft.
    »Millie hat sehr auf ihre Sicherheit geachtet«, sagt Lott zu mir. »Sie wäre niemals nachts aus dem Haus gegangen, weil sie ein Geräusch gehört oder sich vor etwas oder jemandem gefürchtet hat. So etwas hätte sie nie getan. Wenn sie Angst hatte, hat sie die Polizei angerufen. Da hatte sie nicht die geringsten Hemmungen. Sicher haben Sie mit der Polizei von Gloucester gesprochen und wissen, dass meine Frau und unser Anwesen dort gut bekannt waren. Erst vor wenigen Tagen, als Jasmine verschwand, waren einige Beamte bei uns gewesen.«
    Ich teile Channing Lott mit, es täte mir sehr leid, aber ich würde erwartet. Ich würde mir die Aufnahmen gern ansehen, obwohl ich vermutlich nichts darauf entdecken könne, was nicht bereits von anderen, die das Band kennen, beobachtet worden sei. Dann schiebe ich meinen Stuhl zurück, denn ich habe den Eindruck, dass er mir seine Unschuld beweisen will, und ich habe nicht vor, mich für seine Zwecke einspannen zu lassen.
    »Es beschäftigt mich einfach.« Er macht keine Anstalten zu gehen. »Wer war das? Mit wem könnte sie gesprochen haben? Sie kennen ja die vorherrschende Theorie, auf der die Staatsanwaltschaft ständig herumreitet, nämlich dass ich derjenige war. Dass sie in den Garten hinausgegangen sei, um mit mir zu reden.«
    »Worauf begründet sich diese Theorie?«, frage ich, obwohl ich eigentlich nicht weiter nachhaken sollte. »Ist das Überwachungsband mit Ton?«
    »Nein, und man sieht sie nur von der Seite. Deshalb kann man ihre Lippenbewegungen nicht deuten. Um Ihre Frage also genauer zu beantworten, Dr. Scarpetta, begründet sich diese Theorie, so wie alle Theorien, die mich betreffen, nur auf die Entschlossenheit der Staatsanwaltschaft, also des Staates, diesen Prozess zu gewinnen.«
    Er wirkt verärgert. Offenbar fühlt er sich ungerecht behandelt, und es entgeht mir nicht, dass er Dan Steward nicht namentlich nennt.
    »Bestimmt haben Sie überall in den Nachrichten gesehen, dass ich laut Andeutungen der Staatsanwaltschaft überhaupt nicht verreist gewesen sein soll«, spricht er weiter. »Ich hätte mich in der Nacht von Millies Verschwinden gar nicht in Tokio aufgehalten, sondern sei heimlich hierher zurückgekehrt, um mich mit dem Menschen zu treffen, den ich angeblich angeheuert habe, um sie zu ermorden. Die Staatsanwaltschaft hat ständig darauf herumgehackt, dass meine Frau niemals nachts allein das Haus verlassen hätte, wenn die Person draußen nicht jemand gewesen wäre, dem sie absolut vertraute.«
    »Genau, wegen eines Fremden wäre sie nie in den Garten gegangen«, stimmt Shelly Duke zu.
    »Das wissen alle über Mrs. Lott«, bestätigt Al Galbraith. »Wegen ihrer gesellschaftlichen Stellung hatte sie ein ausgeprägtes Risikobewusstsein. Ich möchte sie ja nicht als
paranoid
bezeichnen.«
    »Entführung und Lösegelderpressung«, fügt Lott hinzu. »Das war auch ihr erster Gedanke, als unser Hund verschwand.«
    »Dass jemand Jasmine gekidnappt hatte und sicher bald ein Lösegeld fordern würde«, ergänzt Shelly Duke, die Finanzchefin. »Entführung ist eine Branche, in der Milliarden von Dollar umgesetzt werden. Inzwischen ist es eine traurige Tatsache, dass manche Menschen, insbesondere wenn sie häufig ins Ausland reisen, für solche Fälle eine Versicherung abschließen sollten. Millie hat mich öfter gefragt, ob es so eine Versicherung auch für Jasmine gäbe.«
    »Sie war in Sorge, jemand könnte nachts mit einem Boot an unserem Steg anlegen.« Lott hat eine Art, anderen ins Wort zu fallen, ohne sie wirklich zu unterbrechen. »Nun, nachdem somalische Piraten dieses britische Ehepaar von ihrer Yacht verschleppt hatten, war Millie wirklich schockiert. Und kurz darauf wurden in einer Luxus-Ferienanlage in Kenia ein Tourist ermordet und seine Frau entführt, was sie sehr in Angst versetzt hat. Sie hat sich richtig hineingesteigert. Unser Grundstück ist zwar eingezäunt und mit einem Tor gesichert, doch sie befürchtete, jemand könnte sich vom Wasser her Zutritt

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