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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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wiederholt sie. »Das müsste ich doch wissen.«
    Sie setzt sich hinter den Schreibtisch, behält die Jacke aber an.
    »Oder möchten Sie jemanden im Fayth House unterbringen?«
    Ich nehme ihr gegenüber Platz und antworte, meine Mutter wohne in Miami und weigere sich starrsinnig, aus ihrem Haus auszuziehen, obwohl sie wohl besser nicht mehr allein leben sollte. Und ihr Heim mache einen guten Eindruck.
    »Ich frage mich, ob sie einen Howard Roth kennen«, fahre ich fort. »Er wohnte hier im Viertel, nur ein paar Straßen weiter, und hat ab und zu hier ausgeholfen.«
    »Ja.« Sie öffnet eine Wasserflasche und gießt etwas davon in eine Kaffeetasse. »Er war recht nett, hatte aber ein paar Probleme. Ich habe gehört, was passiert ist. Vom Sturz auf der Kellertreppe. Sehr traurig. Er hatte ein tragisches Leben.« Verständnislosigkeit malt sich in ihren Zügen.
    Sie kann sich nicht erklären, warum ich mich für ihn interessiere.
    Ich erkundige mich nach ehrenamtlichen Helfern und ob vielleicht eine Peggy Stanton aus Cambridge unter ihnen sei.
    »Keine Ahnung, was da los war«, erwidert Mrs. Hoyt. »Sie ist eines Tages einfach nicht mehr gekommen. Warum fragen Sie?«
    »Dann kannten Sie sie also?«
    Sie starrt mich überrascht an. Natürlich kann sie nicht wissen, dass Peggy Stanton tot ist.
    »Oh«, erwidert sie, und offenbar geht ihr ein Licht auf. »Sagen Sie jetzt bitte nicht …«
    Kurz macht sie ein Gesicht, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.
    »Eine sehr sympathische Frau. Sicher wären Sie nicht hier, wenn ihr nichts zugestoßen wäre«, meint sie.
    »Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«, frage ich.
    »Ich erinnere mich nicht genau.« Sie tippt hektisch auf ihrer Tastatur herum. »Das kann ich überprüfen. Ich brauche nur einen Blick auf unseren Dienstplan für die ehrenamtlichen Helfer zu werfen. Es sind wirklich wundervolle Menschen, die den Bewohnern das Leben sehr erleichtern. Sie vermitteln ihnen eine positive Stimmung und Hoffnung, denn viele von ihnen haben nicht viel Grund zur Freude. Tut mir leid, ich rede zu viel. Ich bin einfach nur so nervös.«
    Als sie sich erkundigt, was geschehen ist, teile ich ihr nur mit, Peggy Stanton sei verstorben. Wir würden morgen früh die Medien informieren, eine Tote sei zweifelsfrei als Mrs. Stanton identifiziert worden.
    »Gütiger Himmel, was für eine Schande. O mein Gott, wie entsetzlich. Nun, ich glaube, es war im Frühling, und hier steht es ja, ich habe recht. Es ist eine schreckliche Tragödie. Es wird den Bewohnern das Herz brechen. Sie war sehr beliebt und hat seit vielen Jahren hier ausgeholfen.«
    Das letzte Mal war Peggy Stanton am Abend ihres Verschwindens im Haus, also am 27 . April. Nach Aussage der Wohnbereichsleiterin hat sie mit einer Gruppe, mit der sie gemeinsam an einer Collage gearbeitet habe, zu Abend gegessen.
    »Künstlerisches Gestalten und Basteln waren ihre große Leidenschaft«, erklärt sie. »Etwas mit den Händen zu schaffen. Peggy fand es sehr wichtig, das Selbstbewusstsein der Senioren zu stärken, da das hilfreich gegen Depressionen und Ängste sei. Was für eine bessere Therapie könne es geben, als etwas mit eigenen Händen zu formen und zu sehen, wie daraus ein Kunstwerk entstehe?«, fügt sie hinzu. Sie beschreibt Peggy Stanton als wundervolle Frau, die nie über einen schweren persönlichen Verlust hinweggekommen sei.
    »Man könnte sagen, dass sie heilende Hände hatte. Vielleicht deshalb, weil sie selbst so viel im Leben durchgemacht hat. Sie hatte gerade angefangen, mit den Bewohnern zu töpfern«, erklärt sie. »Doch dann kam sie plötzlich nicht mehr zu uns.«
    Sie habe angenommen, Peggy Stanton sei nach Florida oder vielleicht zu ihrem Ferienhaus in der Nähe von Chicago gefahren.
    »Ich habe mir keine Sorgen gemacht, sondern war eher ein bisschen enttäuscht, weil wir uns schon nach Brennöfen umgeschaut hatten«, sagt sie, und mir fällt Peggy Stantons Keller ein. Die angefangenen Bastelarbeiten und die seltsamen Utensilien auf dem Tisch.
    Sie hat nicht gebacken, sondern getöpfert. Ich erkundige mich, ob sie möglicherweise einen Brennofen in ihrem Keller habe installieren wollen und ob sie vielleicht hin und wieder Howard Roth mit Handwerksarbeiten beauftragt habe. Das sei ziemlich wahrscheinlich, antwortet sie, ist sich allerdings nicht sicher. Dann erbietet sie sich, mir Fayth House zu zeigen.
    »Ich habe Sie schon genug aufgehalten«, entgegne ich und bedanke mich gerade, als mein Telefon

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