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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Arbeit zu konzentrieren.
    Es passt überhaupt nicht zu mir, dass ich so um mich selbst kreise. Und es gefällt mir ganz und gar nicht, dass ich an Dinge denke, die rein überhaupt nichts mit meinem Beruf, meinem Verantwortungsbereich oder mit der unschönen Angelegenheit zu tun haben, die mich vermutlich unter Wasser erwartet. Stattdessen erinnere ich mich an Bentons kürzliche Bemerkungen und nehme Marinos nervtötend großspuriges Gehabe wahr, während er weiter laut mit Kletty und Sullivan redet. Inzwischen geht es um Boote, darum, wie gut es wäre, wenn das CFC sich eines anschaffen würde, und um seine Erfahrung als Kapitän.
    Verunsicherung, ja, vielleicht sind es auch Schmerz und Zorn, haben mich dünnhäutig werden lassen. In Gedanken gehe ich durch, was erledigt werden muss und wie ich es am besten anfange. Ich lege mir meine Strategie stets sorgfältig zurecht, und zwar im Hinblick darauf, was sich vor Gericht als nützlich beziehungsweise als schädlich erweisen könnte, denn ich muss immer damit rechnen, dass jeder Fall dort landen wird.
    »Haben Sie einen Isolieranzug da?« Meine Entscheidung ist gefallen.
    »Das wollte ich Ihnen auch schon vorschlagen.« Labella fügt nicht hinzu, dass ich mich an Bord nirgendwo unbeobachtet umkleiden kann, obwohl er es sicher denkt.
    »Dann also los.« Ich stehe von der Bank auf.
    In der Kabine öffnet er einen mit Edelstahl im Diamantschliff verkleideten Spind, holt graue Isolieranzüge von Polartec heraus und überprüft die Größen, bis er den kleinsten gefunden hat.
    »Sind Sie sicher, dass nicht einer von uns mit Ihnen tauchen sollte.« In der Tür bleibt er stehen und mustert mich mit dunklen Augen. »Ich werfe mich gern in den Tauchanzug. Die anderen auch. Lebendige Menschen stinken manchmal genauso wie die Toten.«
    »Wahrscheinlich eher nicht.«
    »Glauben Sie mir, wir schaffen das.«
    Ich schließe den Deckel des Spinds, setze mich darauf und lehne ab. Es ist rechtlich keine gute Idee, erkläre ich ihm, weil es sich eindeutig um einen verdächtigen Todesfall handelt, weshalb ich die Angelegenheit als Tötungsdelikt behandeln werde. Jede Berührung habe Einfluss auf die Beweismittel und könne sie kontaminieren, Verwirrung in den Fall bringen und die Anklage in sich zusammenfallen lassen. Heutzutage gehöre nicht mehr viel dazu, dass die Geschworenen den Beschuldigten freisprächen. Er antwortet, er sei voll und ganz meiner Meinung. Er habe viele dieser Farcen in den Nachrichten verfolgt und höre ständig Klagen darüber, dass Tatorte von fernsehkrimisüchtigen Bürgern kontaminiert würden, die auf eigene Faust Beweise sichern und ermitteln, um der Polizei die Arbeit abzunehmen. Der CSI -Effekt, fügt er hinzu. Jeder hielte sich für einen Experten.
    Richtig, stimme ich spöttisch zu. Und deshalb werde ich diesen Tanz allein tanzen. Schließlich habe ich das schon öfter getan und bin hinunter in Dunkelheit und Kälte gesprungen, wo ich kaum die Hand vor Augen sehen konnte, um Halteseilen zu folgen und einen Toten nach Hause zu bringen. Ich bitte Labella, dafür zu sorgen, dass alle an Bord Tyvek-Overalls und Handschuhe anziehen, und außerdem einen Teil des Decks mit einer kunststoffbeschichteten Plane zu schützen. Außerdem soll er den Rettungskorb mit zwei Leichensäcken auskleiden. Marino habe Planen und Säcke bei sich, ungebrauchte natürlich, die keine Verunreinigungen aufwiesen. Nichts, was irgendwelche Spuren auf die Leiche übertragen könne, dürfe mit ihr in Berührung kommen, betone ich.
    »Geben Sie mir jetzt ein paar Minuten Zeit?«, bitte ich Labella. »Dann können Sie wiederkommen und den Motor starten.«
    Sobald er die Kabine verlassen hat und sich zu Kletty, Sullivan und Marino ans Heck gesellt, schlüpfe ich aus Cargohose und Hemd, ziehe mich hastig und mit dem Rücken zur Tür aus und streife den weichen, saugfähigen Isolieranzug über. Der Tauchanzug hat den Reißverschluss vorn. Ich stecke die nackten Füße in die Knöchelmanschetten aus Neopren und ziehe die Beine hoch. Nachdem ich die Arme in die Ärmel geschoben habe, stecke ich Hände und Kopf in die dafür vorgesehenen Öffnungen und schließe dann den diagonal über die Brust verlaufenden Metallreißverschluss.
    Als ich aus der Kabine komme, kehrt Labella zurück, um die Motoren anzulassen. Ich schaue hinauf zu dem großen weißen Helikopter, der noch immer direkt über unseren Köpfen rattert.
    »Das gefällt mir gar nicht«, verkünde ich, an niemanden im Besonderen

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