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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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gewandt. »Hoffentlich werden wir nicht gefilmt.« Wieder muss ich an Lucy denken, doch sie kann es nicht sein.
    Sie ist in Pennsylvania, wo sie den nicht gesetzestreuen Schweinefarmern sicher ordentlich einheizt. Ich bitte Kletty und Sullivan um wasserdichte Goretex-Socken und Stiefel, Kaltwasserhandschuhe, ein Tauchermesser, eine Kapuze und eine Taucherbrille. Nachdem ich eine leichte Rettungsweste mit einem schnell zu öffnenden Vorderverschluss übergestreift habe, ziehe ich an der schmalen Plastikmanschette um meinen Hals, um die Luft aus dem Taucheranzug zu vertreiben, damit sich unten an den Beinen keine Luftblasen sammeln und ich noch kopfüber im Wasser hänge. Labella steuert das Boot vorsichtig an den auf dem Wasser tanzenden gelben Fender heran und stellt den Motor wieder ab, während Marino nach einem langen Aluhaken greift, ihn ins Wasser taucht und nach dem Nylontau angelt, bevor ich ihn daran hindern kann.
    »Nein, nein, nein.« Ich schüttle den Kopf. »Nicht ziehen. So holen wir sie nie raus. Nicht vom Boot aus.«
    »Soll ich sie nicht einfach rausfischen? Das ist doch viel einfacher und außerdem weniger gefährlich, als wenn du ins Wasser springst. So kannst du es dir vielleicht sogar sparen.«
    »Nein«, beharre ich. »Ich muss erst sehen, womit wir es zu tun haben. Die Leiche bleibt, wo sie ist, bis ich mir ein Bild gemacht habe.«
    »Gut, wenn du meinst.« Er gibt das Tau wieder frei.
    »Wir müssen sichergehen, dass nichts mit der Leiche in Kontakt kommt.« Ich spucke in die Taucherbrille, damit sie nicht anläuft. Er stellt den Haken zurück in die Halterung. »Dann kann uns niemand vorwerfen, dass eventuelle Beschädigungen von uns stammen.«
    Kletty befestigt ein Seil an der Rettungsöse, die sich zwischen den Schulterblättern hinten am Anzug befindet, um mich zu sichern. Dann schiebe ich mir die Taucherbrille über die Augen und steige die Leiter hinunter. Die Neoprenstiefel ertasten sich einen Weg über die Metallsprossen. Als mir das Wasser bis zur Hüfte reicht, stoße ich mich vom Bootsrumpf ab. Der Tauchanzug presst sich an mich, als wäre ich darin eingeschweißt, während ich auf den gelben Fender zuschwimme.
    Mit einer behandschuhten Hand umfasse ich das Bojentau. Dank der Rettungsweste treibe ich auf dem Wasser und kann das Gleichgewicht halten. Dann tauche ich mit dem Kopf im kalten Salzwasser unter und bemerke überrascht, dass sich die Leiche unmittelbar unter mir befindet. Die tote Frau ist voll bekleidet und steht senkrecht im Wasser. Ihre Arme und das lange weiße Haar wehen nach oben, fächern auseinander und bewegen sich wie Lebewesen, während sie langsam in der Strömung schwankt. Ich tauche auf, um Luft zu holen, und gehe wieder runter. Der Einfall, jemanden auf diese Art zu vertäuen, kann nur einem kranken Hirn entsprungen sein.
    Ein Seil ist mit einem Ende um ihren Hals geschlungen und mit dem anderen an dem gelben Fender befestigt. Ein zweites ist um ihre Knöchel gebunden und verschwindet in der Dunkelheit. Offenbar hängt etwas Schweres daran. Ist das ein Folterinstrument, um den Körper unter extreme Spannung zu setzen und Hals und Gelenke zu überdehnen, bis das Opfer auseinandergerissen wird? Oder steckt eine andere Absicht dahinter? Ich vermute eher Letzteres. Die Tote wurde so verschnürt, weil der Täter uns etwas mitteilen wollte. Wieder schaue ich hinauf zum Hubschrauber, der weiterhin über mir schwebt. Dann halte ich die Luft an und tauche noch einmal.
    Sonnenlicht strömt durch die Wasseroberfläche. Das Wasser selbst ist dicht darunter grün und klar und wird mit zunehmender Tiefe immer dunkelblauer, bis es eine undurchdringliche schwarze Färbung annimmt. Ich habe keine Ahnung, wie tief genau die Bucht hier ist, doch der Gegenstand, der an dem Seil um ihre Knöchel hängt, ruht ganz sicher nicht auf dem Meeresgrund, denn bis dorthin sind es vermutlich zehn Meter oder mehr. Das Seil verläuft kerzengerade nach unten, was auf eine hohe Spannung hinweist. Ich tauche auf, hole tief Luft und winke Marino mit dem Haken heran.
    »Hier komme ich mit ihr nicht weiter«, rufe ich. »Wir müssen es irgendwie schaffen, die gesamte Konstruktion an Bord zu holen, ohne die Leiche zu beschädigen.«
    »Was für eine Konstruktion?«, fragt Marino. »Schieb doch einfach die Boje an, an der sie hängt. Oder geht das nicht?«
    »Nein«, erwidere ich. »Wir müssen sie längsseits ans Boot heranholen, um sie losschneiden zu können, ohne etwas zu verlieren, und sie in

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