Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
Besitzer im Krieg gefallen und seine Leiche auf einem Feld oder im Wald zurückgeblieben ist.«
    Er legt Tüten, Tupfer und eine Kamm auf ein sauberes Laken.
    »Und einhundertfünfzig Jahre später kommt jemand mit einem Metalldetektor vorbei und entdeckt die Uniformknöpfe und Gürtelschließen. Wenn man auf so etwas stößt, muss man die Sachen behandeln, als hätte man die Totenruhe gestört, denn genau das hat man nämlich getan.«
    Ich schaue noch einmal auf die Uhr und übe dabei mein Sprüchlein für Dan Steward und Jill Donoghue ein, eine Entschuldigung, die einer von ihnen, oder alle beide, hoffentlich an den Richter weitergeben werden: Ich hätte vor der Wahl gestanden, entweder wichtige Beweisstücke zu verlieren oder zu spät vorm Gericht zu erscheinen. Natürlich werde ich die Bußfertigkeit in Person sein.
    »Auch wenn das Zeug von irgendeinem Speicher stammt«, fährt Marino fort, »geht es um Respekt, weil es einmal jemandem gehört hat, der das größte aller Opfer bringen musste.«
    Während er die wenigen Informationen, die wir haben, in Formulare einträgt, nörgelt er immer weiter.
    »Man näht keine Knöpfe oder Schulterklappen an eine Jacke, hängt sich das Mützenfutteral eines toten Soldaten an den verdammten Gürtel oder zieht seine blutbefleckten Socken an. Und man zerschneidet keine alten Uniformen, an denen noch das Namensschild eines Soldaten hängt, um sie zu Steppdecken zu verarbeiten.«
    Er reicht mir Umschläge für die Abstriche.
    »Wer nicht im Ausbildungslager der Marines auf Parris Island oder an der Offiziersschule war, hat, verdammt noch mal, keine Tarnuniform der U.S. Marines anzuziehen, geschweige denn, sich eine Handtasche draus zu nähen. Herrgott, was für Leute machen so eine Scheiße?«
    »Ich kann keine Hinweise auf einen sexuellen Übergriff entdecken. Das heißt natürlich nicht, dass keiner stattgefunden hat.« Ich entferne das Spekulum und werfe es in den Müll. »Aber offenbar hat sie sich nicht lange vor ihrem Tod die Beine rasiert.«
    Durch eine Lupe betrachte ich die dunklen Stoppeln, die auf einen Rasierer hindeuten.
    »Und zwar nach den nachgewachsenen Härchen zu urteilen einige Tage zuvor«, füge ich hinzu. »Natürlich wirken sie wegen der Austrocknung ein wenig länger. Falls sie also entführt wurde, wurde sie nicht lange gefangen gehalten.«
    Marinos Gesicht ist gerötet, und er reißt die Augen weit auf, als habe er sich gerade an etwas erinnert, was ihm wirklich zu schaffen macht.
    »Was hast du?« Ich führe eine Nadel Größe achtzehn in die linke Beinarterie ein.
    »Nichts.« Das behauptet er immer, wenn ihn etwas bedrückt.
    Als Nächstes versuche ich es in der Schlüsselbeinarterie. Fehlanzeige. Also beschließe ich, die Aorta anzustechen, und gewinne tatsächlich ein paar Tropfen. Später bei der Leichenöffnung werde ich feststellen, dass ihre Blutgefäße fast völlig leer und die Wände mit Hämoglobin bedeckt sind, das die Farbe von Rost hat. Viel mehr als Eisen ist nicht mehr übrig.
    Ich tropfe das dicke, dunkle Blut auf zwei Felder der FTA -Microcard und schiebe sie anschließend zum Trocknen unter eine Haube.
    »Bring sie zurück in die Kühlkammer. Dieser Raum bleibt abgeschlossen. Niemand darf hier herein«, weise ich Marino an, während ich den Laborkittel ausziehe. »Ruf in der DNA an und sag Gloria, sie kann die Karte innerhalb der nächsten Stunde abholen. Bis dahin müsste sie trocken sein. Wir brauchen so schnell wie möglich ein DNA -Profil, das umgehend in NamUs und NDIS eingegeben werden muss.«
    Ich werfe Kittel, Überschuhe und Handschuhe in eine grellrote Tonne für kontaminierte Abfälle und schiebe die Tür auf, die in die luftdichte Schleuse führt. Durch die zweite Tür trete ich in den Flur hinaus. Inzwischen ist es zwanzig nach zwei. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt mit so viel Verspätung beim Gericht erschienen bin. Oder besser, mit der Verspätung, wie ich sie momentan abschätze. Bis Marino mich zum Fan Pier an Bostons Küste gebracht hat, wird es meiner Berechnung nach mindestens Viertel vor, wenn nicht gar Viertel nach drei sein. Und das auch nur, wenn der Verkehr nicht allzu dicht ist.
    Aufzugtüren öffnen sich auf meiner Etage. Ich haste im Laufschritt den Flur entlang, ohne mich darum zu kümmern, was für ein lächerlicher Anblick ich in meinem grauen Isolieranzug, den Kampfstiefeln, der orangefarbenen Jacke und mit einem Müllsack unter dem Arm biete. Ich halte den Daumen über das

Weitere Kostenlose Bücher