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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ernst und lauschen aufmerksam. Eine dicke Frau in einem violetten Hosenanzug, die in der Mitte der ersten Reihe sitzt, beugt sich vor. Sie lässt mich die ganze Zeit über nicht aus den Augen. Der ältere Herr links von ihr, der eine ordentliche Stoffhose und einen Pullover trägt, neigt den Kopf zur Seite, als sei er nicht sicher, was er von mir halten soll.
    Bis jetzt hat Jill Donoghue noch mit keiner Überraschung aufgewartet. Sie versucht, mich als kaltblütigen Sonderling darzustellen, dem lebendige Menschen einmal im Mondschein begegnen können. Was heißt, dass mir auch ihr Mandant Channing Lott schnurzpiepegal ist.
    »Nicht jeder, den ich untersuche, ist tot«, wende ich mich an die Geschworene in Lila, den Mann neben ihr und einen anderen, der einen blauen Anzug trägt. »Manchmal untersuche ich auch lebende Opfer von Verbrechen, um festzustellen, ob ihre Verletzungen mit den Informationen übereinstimmen, die man der Polizei gegeben hat.«
    »Und wo haben Sie die Ausbildung erworben, um Tote und hin und wieder auch einen Lebenden zu untersuchen? Wo haben Sie studiert? Fangen wir mit dem College an.«
    »Ich habe die Cornell University und anschließend die Johns Hopkins Medical School besucht. Danach habe ich in Georgetown Jura studiert und bin zu guter Letzt zurück an die Johns Hopkins, um meine Facharztausbildung zur Rechtsmedizinerin abzuschließen. Dann habe ich ein praktisches Jahr als Forensikerin an der Rechtsmedizin von Dade County in Miami, Florida, absolviert.«
    Und so geht es immer weiter und will kein Ende nehmen. Über eine halbe Stunde lang fragt mich Jill Donoghue nach jedem Detail meines Studiums aus. Auf nervtötendes Herumbohren in meiner Zeit beim Armed Forces Institute of Pathology folgt eine ausführliche Würdigung meiner Stationierung am Walter Reed Army Medical Center in Washington in den späten Achtzigern, bevor ich zum Chief Medical Examiner von Virginia ernannt wurde und nach Richmond zog. Schließlich wendet sie sich meiner Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsministerium nach den Anschlägen vom 11 . September zu und kommt dann auf meine sechs Monate auf der Air Force Base in Dover zu sprechen, wo ich mich im Einsatz von Computertomographie und CT -Aufnahmen bei Autopsien fortgebildet habe.
    Dan Steward rührt sich erst, als sie Benton in beleidigender Weise erwähnt und wissen will, ob ich ihn kennengelernt habe, als ich der neue Chief Medical Examiner von Virgina und er der Leiter der damals so genannten Abteilung für Verhaltensforschung an der FBI -Akademie in Quantico war. Sie fragt, ob es stimmt, dass ich damals geschieden und er verheiratet und Vater von drei Kindern gewesen sei.
    »Einspruch«, meldet sich Steward endlich zu Wort.
    Ich kann nicht anders, als mich umzudrehen und ihn anzusehen. Er ist aufgestanden. Sein Stuhl ist vom Tisch der Verteidigung zurückgeschoben. Dieser befindet sich rechts von dem Pult, wo Donoghue bequem, lässig und selbstbewusst lehnt.
    »Einzelheiten aus Dr. Scarpettas Privatleben stehen in keinem Zusammenhang mit ihren Qualifikationen als Rechtsmedizinerin«, verkündet Dan Steward, wie ich inzwischen glaube, vielleicht einer der jämmerlichsten Vertreter der Gattung Staatsanwalt, die ich bis dato kennengelernt habe.
    »Euer Ehren«, wendet sich Donoghue an Richter Conry. »Mit allem Respekt möchte ich einwenden, dass der Nachweis von strafbarem oder unmoralischem Verhalten durchaus relevant für die Feststellung ist, ob ein Zeuge die Qualifikation besitzt, sich vor Gericht zu angeblichen Tatsachen zu äußern, die einen Angeklagten ins Gefängnis schicken können.«
    »Abgelehnt. Ms. Donoghue, fahren Sie fort.«
    Nun bin ich sicher, dass dieser Halbgott im Richtergewand fest entschlossen ist, mich zum Teufel zu schicken.
    Die beiden haben eine Affäre oder arbeiten zumindest darauf hin.
    »Ist es wahr, Dr. Scarpetta, dass Sie eine intime Beziehung mit Benton Wesley eingegangen sind, während er noch mit einer anderen Frau verheiratet war?«, fragt Jill Donoghue, und mir bleibt nichts anderes übrig, als zu antworten.
    Ich bin ganz allein.
    Ich betrachte die Gesichter der Männer und Frauen auf der Geschworenenbank. »Wenn Sie mit intim meinen, dass wir uns ineinander verliebt haben, lautet die Antwort ja«, entgegne ich. »Inzwischen sind wir seit fast zwanzig Jahren zusammen und verheiratet.«
    Die Geschworene in Dunkelrot nickt. »Also trifft die Feststellung zu, dass Sie selbst bestimmen, was die Wahrheit ist«, erwidert

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