Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs nur noch an der Nase herumgeführt und sinnlos vor Gericht zitiert werden, kannst du trotzdem nicht einfach aufkreuzen, wann es dir gefällt.«
    Ich habe keine Lust auf einen Vortrag.
    »Aber scheißegal, der Staatsanwalt sollte eigentlich auf deiner Seite sein.« Er stellt den Scheibenwischer auf höchste Stufe. Die Lesebrille sitzt auf seiner Nasenspitze, als könnte er damit bei diesem Wolkenbruch besser sehen.
    »Ich war Zeugin der Verteidigung, nicht der Anklage«, erinnere ich ihn.
    »Und das allein ist schon verdächtig. Warum hat nicht Steward dich vorgeladen? Er musste doch wissen, dass du wegen deiner Mail, Mildret Lott könnte sich in Seife verwandelt haben, ein gefundenes Fressen bist. Also hätte er Donoghue zuvorkommen können. Du wärst seine Zeugin gewesen. Er, nicht sie, hätte dich als Expertin vorgestellt. Dann hätte sie dich nicht mit all diesen persönlichen Fragen durch die Mangel drehen können, denn die haben dir, verdammt noch mal, geschadet.«
    »Ganz gleich, wer mich vorgeladen hätte, ich hätte erscheinen müssen, und Donoghue hätte mich fragen können, was sie will.«
    »Du warst
ihre
Zeugin und auf
ihrer
Seite, und trotzdem macht sie so was mit dir«, beharrt er. Ich kann es nicht ausstehen, wenn er sich so verhält und mich verteidigt, wenn der Zug längst abgefahren ist. Außerdem hätte er sowieso nichts tun können.
    »Es geht nicht darum, wer auf wessen Seite steht.« Gleich reißt mir der Geduldsfaden.
    »O doch, das tut es. Es geht einzig und allein darum.« Marino drückt kräftig auf die Hupe. »Beweg deinen Hintern, du Penner!«, brüllt er. Als er das Taxi vor uns noch einmal anhupt, bohrt sich das gellende Geräusch in mein Hirn wie ein Stachel. »Auf wessen Seite steht eigentlich Steward? Du warst die letzte Zeugin der Verteidigung, und er hat sich nicht die Mühe gemacht, dich ins Kreuzverhör zu nehmen, und den verdammten Nachrichtenbeitrag einfach so stehenlassen?«
    »Was hätte er mich denn fragen sollen? Ich weiß nicht, wer die Tote ist, die wir aus der Bucht geborgen haben, und das habe ich auch klargestellt.«
    »Aha. Aber die Art und Weise, wie er mit dir umgesprungen ist, weckt in mir den Verdacht, dass er mit Donoghue unter einer Decke steckt. Vielleicht wird er ja auch bezahlt, oder man hat ihm Geld in Aussicht gestellt, falls Channing Lott freikommt. Woher willst du wissen, dass die Waagschalen der Justiz nicht von seinen Milliarden beeinflusst werden? Herrgott! Das Arschloch tritt absichtlich auf die Bremse. Will der, dass ich ihm hinten reinrausche? Beweg dich, du Wichser!« Marino öffnet das Fenster und zeigt dem Taxifahrer den Finger. »Ja, halt nur an und komm her, dann kriegst du es mit mir zu tun, du Stück Hundescheiße!«
    »Kannst du das Geschimpfe am Steuer nicht mal lassen?«, frage ich. »Sorg einfach nur dafür, dass wir heil ankommen, einverstanden?«
    Mit etwa fünfzehn Sachen schleichen wir über die Brücke und haben gerade mal die Hälfte geschafft. Die Skyline von Boston ist nur noch als verschwommener Lichtstreifen zu erkennen. Die Signallichter oben auf dem Prudential Building verschwinden im sintflutartigen Regen und der dichten, tiefhängenden und aufgewühlten Wolkendecke.
    »Warum hat er nicht öfter Einspruch erhoben, verdammt?« Marino schließt das Fenster und wischt sich die regennasse Hand an der Hose ab. »Er hat Jill Donoghue praktisch alles durchgehen lassen.«
    »Vielleicht ist er ja nur ein miserabler Anwalt.« Das hektische Scharren der Scheibenwischer zerrt an meinen Nerven. »Kannst du die nicht ein bisschen langsamer einstellen?«
    »Solange es dir egal ist, wenn ich nichts sehe.«
    »Schon gut.« Ich kann mich nicht erinnern, was ich heute gegessen habe, bis mir klar wird, dass die Antwort »gar nichts« lautet.
    Kubanischer Kaffee und ein leerer Magen. Kein Wunder, dass ich Kopfschmerzen habe und kaum noch einen klaren Gedanken fassen kann.
    »Steward hat sich nicht genug Mühe gegeben, den Filmbeitrag von Fox ausschließen zu lassen. Er hat es kaum versucht.«
    Ich habe keine Zeit für die Granola-Frühstücksflocken und den griechischen Joghurt gehabt, die noch immer in meinem Kühlschrank stehen.
    »Wenn du mich fragst, hat er dich und seine Anklage vor einen Bus gestoßen, und zwar mit Absicht.«
    »Wollen wir hoffen, dass es keine Absicht war«, erwidere ich. Was mich am meisten stört, ist nicht, dass der Filmbericht zugelassen und den Geschworenen vorgeführt wurde,

Weitere Kostenlose Bücher