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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Ihnen bekannt, dass Mildred Lott fünfzig ist und langes, sehr stark blondiertes Haar hat?«
    Sie spricht im Präsens von ihr, als sei sie nicht tot. Und wenn sie nicht tot ist, kann ihr Mann auch nichts mit dem Mord an ihr zu tun haben.
    »Es ist mir zu Ohren gekommen, wie alt sie ist, und ihr Haar wurde mir als platinblond beschrieben«, antworte ich.
    »Mit Erlaubnis des Gerichts würde ich jetzt gern Filmmaterial von Fox News vorführen, das zeigt, wie Dr. Scarpetta die Leiche heute vor wenigen Stunden aus der Massachusetts Bay birgt.«
    Wenn die Geschworenen auch nur in Erwägung ziehen, dass die Tote Mildred Lott ist, werden sie nicht glauben, dass ihre Ermordung mehr als sechs Monate zurückliegt.
    »Ich möchte das Filmmaterial von Fox News im Internet aufrufen und es auf den Monitoren hier im Gerichtssaal vorführen, damit alle sehen, wovon ich rede.«
    Dan Steward kann seine Verurteilung vergessen.
    »Euer Ehren, ich erhebe Einspruch«, sagt Steward.
    Als ich mich nach ihm umdrehe, ist er wieder aufgestanden. Er wirkt eher überrascht als verärgert.
    »Auf welcher Grundlage, Mr. Steward?« Die Miene des Richters ist wie versteinert, sein Tonfall gereizt.
    »Auf der Grundlage, dass Filmmaterial aus einer Nachrichtensendung irrelevant und nicht sachdienlich ist.«
    »Ganz im Gegenteil, Euer Ehren«, protestiert Donoghue. »Die Aufnahmen sind sogar sehr relevant.«
    »Zudem finde ich es bedenklich, dass die Berichte bei Fox News wie auch bei anderen Nachrichtensendungen geschnitten werden«, wendet sich Steward an den Richter. »Und zwar nicht von der Polizei, sondern von den Machern besagter Sendungen.«
    »Und Sie wissen genau, dass das Material, das Ms. Donoghue dem Gericht zeigen möchte, geschnitten wurde?«, entgegnet der Richter.
    »Ich muss davon ausgehen, Euer Ehren. Fernsehsender bringen für gewöhnlich kein ungeschnittenes Filmmaterial. Deshalb bitte ich Sie, diese und ähnliche Aufnahmen nicht in der Verhandlung zuzulassen.«
    Geht es vielleicht noch ein wenig schlapper?,
denke ich entnervt.
    »Normalerweise sind Fernsehsendungen nicht zulässig.« Der Richter klingt gelangweilt. »Worauf wollen Sie hinaus, Ms. Donoghue?«
    »Auf etwas ganz Einfaches, Euer Ehren. Die Aufnahmen, ganz gleich, ob sie nun geschnitten sind oder nicht, zeigen deutlich die Leiche einer offenbar älteren Frau, die im kalten Wasser gelegen und sich eindeutig nicht – und ich zitiere – in Seife verwandelt hat.«
    »Euer Ehren, das ist ja lächerlich. Ein fauler Trick«, protestiert Steward mit seiner Kreissägenstimme.
    »Darf ich fortfahren, Euer Ehren?«, fragt Donoghue.
    »Wenn es sein muss.«
    »Also ist entweder Dr. Scarpettas Aussage, was mit einer im Wasser liegenden Leiche geschieht, unrichtig, oder die heute aus der Bucht geborgene Tote ist eine ältere Frau, die eben nicht schon seit längerer Zeit tot im Wasser liegt. Euer Ehren, wollen wir offen sein. Woher wissen wir, dass die heute entdeckte Tote nicht Mildred Lott ist? Und wenn sie es ist, kann mein Mandant sie ganz sicher nicht umgebracht haben, denn er sitzt seit fünf Monaten ohne Möglichkeit einer Kaution im Gefängnis, weil Mr. Steward so unfair war, das Gericht davon zu überzeugen, dass bei Channing Lott wegen seines Vermögens Fluchtgefahr besteht.«
    »Euer Ehren, sie verwandelt dieses Verfahren in eine Farce!«, ruft Steward aus.
    »Der Videoclip dauert nicht einmal eine halbe Minute, Euer Ehren. Ich möchte nur eine Nahaufnahme der Leiche zeigen, während Dr. Scarpetta mit ihr zum Boot der Küstenwache schwimmt.«
    »Einspruch abgewiesen, Mr. Steward«, sagt der Richter. »Wir wollen uns den Film ansehen, damit es weitergeht und wir nicht bis Mitternacht hier sitzen müssen.«

Neunzehn
    Als wir im strömenden Regen und bei zähfließendem Verkehr die Longfellow Bridge erreichen, ist es kurz vor sechs. Nach einer der schlimmsten Erfahrungen, die ich je vor Gericht gemacht habe, kehren wir nach Cambridge zurück.
    »Da können die anderen sagen, was sie wollen, ich finde es höchst verdächtig, dass er ihr das hat durchgehen lassen«, hackt Marino weiter auf dem Thema herum. Er treibt mich mit seinen Spekulationen und verschiedenen Verschwörungstheorien fast in den Wahnsinn. »Dass der Richter sich aufgeführt hat wie ein Arsch, weil er sich über dich geärgert hat, ist eine andere Sache. Ich habe dich ja davor gewarnt, zu spät zu kommen.«
    Ich will kein Wort mehr hören.
    »Auch wenn du es noch so oft wiederholst, dass wir seit

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