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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Natürlich schließt das einen Erstickungstod durch Erwürgen oder Erdrosseln nicht aus«, fügt er hinzu, und er hat recht.
    Obwohl Abschürfungen, Blutergüsse oder andere Verletzungen fehlen, die für Ersticken oder Erdrosseln sprächen, bedeutet die Abwesenheit der stecknadelkopfgroßen Einblutungen namens Petechien in Gesicht und Augen nicht, dass man ihr nicht eine Plastiktüte über den Kopf gestülpt, ihr Nase und Mund zugehalten oder ihr einen Stofffetzen in die Kehle gerammt und sie so am Atmen gehindert hat.
    Ihr Mageninhalt ist trocken und krümelig wie Tierfutter. Ich stelle die Lampe ein, halte eine Lupe darüber und rühre mit einer Pinzette darin herum.
    »Ausgetrocknetes, entwässertes Fleisch«, stelle ich fest. »Auf den ersten Blick scheint es zum Todeszeitpunkt kaum verdaut gewesen zu sein.«
    »In ihrem Dünndarm ist fast nichts vorhanden«, teilt Luke mir mit. »Auch nicht im Dickdarm. Wie lange dauert es, bis Lebensmittel restlos ausgeschieden sind? Zehn Stunden?«
    »Das hängt von mehreren Faktoren ab. Wie viel sie gegessen hat, ob sie regelmäßig Sport trieb, der Trinkmenge. Die Verdauung verläuft von Mensch zu Mensch recht unterschiedlich.«
    »Wenn sie also etwas gegessen und die Nahrung vor ihrem Tod kaum verdaut hat«, überlegt er laut, »können seit der letzten Mahlzeit nur wenige Stunden vergangen sein.«
    »Möglich, aber nicht zwingend.«
    Ich bitte ihn, den Mageninhalt zu wiegen und einen Teil davon in Formalin einzulegen, damit wir ihn histologisch untersuchen können.
    »Ein Jodtest zum Nachweis von Stärke, Naphthol für Zucker, Oil-Red für Fette. Hoffentlich entdecken wir unter dem Stereomikroskop erkennbare Nahrungspartikel.« Ich erkläre, welche Chemikalien angewendet werden sollen.
    Wir stehen nebeneinander und mit dem Rücken zur Tür.
    »Dann mache ich mal die Runde von der Toxikologie zur Histologie und zur KTU , und zwar mit besonderen Instruktionen.« Luke arbeitet die Liste ab. »Was hältst du von einem Rasterelektronenmikroskop?«
    »Vielleicht wegen botanischer Bestandteile.« Ich spüre, dass sich die Luft hinter uns leicht bewegt. »Wegen eines genauen stomatären Vergleichs. War es Chinakohl? Chinesischer Brokkoli? Pok-Choi? Gibt es irgendwelche Reste von Gliederfüßern wie Shrimps? Oder Zellstrukturen, die von Haferflocken stammen könnten? Getreide, wie zum Beispiel Weizen?«
    Luke dreht sich um, ich ebenfalls.
    »Ich wollte nur wissen, wie lange es noch dauert«, sagt Benton von der Schwelle aus und hält die Tür auf.
    »Ich habe dich gar nicht reinkommen gehört«, stellt Luke bedeutungsvoll fest.
    »Wir sind gleich fertig.« Als ich Benton ansehe, malt sich Argwohn in seinem Blick.
    »Etwas Hilfreiches gefunden?« Er verharrt in der Tür.
    »Was die ausführliche Antwort betrifft, musst du dich gedulden, bis die toxikologische und weitere Untersuchungen abgeschlossen sind.« Ich öffne den Rückenverschluss meines Kittels. »Die kurze Antwort lautet, dass ich es nicht weiß.«
    »Nicht einmal eine Vermutung.« Benton starrt das an, was auf dem Tisch liegt. Er hält nicht etwa deshalb Abstand, weil ihn der Geruch oder der grausige Anblick abschrecken.
    Solche Dinge stören ihn nicht. Er hat etwas anderes auf dem Herzen.
    »Ich werde, was die Todesursache angeht, keine Mutmaßungen anstellen.« Ich werfe Handschuhe und Überschuhe in die Tonne für kontaminierte Abfälle. »Allerdings ist die Liste der Dinge, die nicht in Frage kommen, ziemlich lang.«

Zweiundzwanzig
    Der starke Regen hat sich in einen Wolkenbruch verwandelt. Heftige Unwetter wie diese kommen jetzt im Herbst nur selten vor. Ein orkanartiger Sturm fegt die letzten Blätter von den Bäumen, und es donnert, als wären wir im Krieg. Wasser spritzt gegen den Unterboden des SUV und strömt über die Scheiben. Benton scheint ganz weit weg zu sein, als ich durch die dunklen, von Pfützen durchsetzten Straßen von Cambridge fahre.
    »Die Vernunft verbietet, dass er in diesem Fall ermittelt«, sagt er vom Beifahrersitz aus. Anstatt mich anzusehen, beobachtet er die Umgebung.
    »Wessen Vernunft?« Ich versuche, nicht angespannt zu klingen.
    »Möchtest du, dass er seine DNA in ihrem Haus hinterlässt?«
    »Das würde er hoffentlich niemals tun. Aber natürlich nicht.« Ich bemühe mich um einen ruhigen Tonfall.
    Bentons Telefon leuchtet in der Dunkelheit. Er tippt etwas ein.
    »Nachdem er möglicherweise seine DNA bereits auf ihre persönliche Habe, auf ihre Kleidung, übertragen hat?« Er legt

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