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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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mich, wie er das ausdrückt, so, wäre dieser Einwand bereits gefallen.
    »Auslegungsfrage?«,
wiederhole ich ziemlich konsterniert. »Die Frau ist ganz offensichtlich schon seit Monaten tot.«
    »Offensichtlich für mich, jedoch nicht für die Mehrheit der Menschen«, wendet Benton ein. »Es hängt ganz davon ab, welche Fernsehsendungen sie verfolgen. Sie hören das Wort
mumifiziert
und gehen davon aus, dass sie in Bandagen gewickelt in einer Pyramide gefunden wurde.«
    Ich kann die Privatschule und die Biotech-Gebäude kaum ausmachen, denn die Straßenbeleuchtung ist im Großteil von Cambridge berüchtigtermaßen miserabel.
    »Dass er um dieselbe Zeit, als du die anonyme Mail im Zusammenhang mit Emma Shuberts Verschwinden bekommen hast, am Logan Airport war, macht die Sache auch nicht besser«, fährt er fort. Inzwischen kann mich nichts mehr überraschen.
    »Er war noch nie in Alberta und hätte keine Ahnung, wie man Software anonymisiert oder Ersatzserver benutzt, Benton.«
    »So weit allgemein bekannt.«
    »Welches Motiv könnte er haben, selbst wenn er dazu in der Lage wäre?«, beharre ich.
    »Ich bin nicht derjenige, der ihm eines unterstellt.«
    »Also gibt es Leute, die glauben, er könnte etwas mit Emma Shubert zu tun haben.« Ich will, dass er es ausspricht.
    »Oder etwas mit der Mail, die du erhalten hast. Das gehört alles zum Thema«, entgegnet er, was einfach albern ist. Das teile ich ihm auch mit. Allerdings habe ich schon albernere Dinge und wildere Spekulationen erlebt.
    Doch ich bin zu klug, um das, was so in den Köpfen von Ermittlern herumspukt, einfach abzutun.
    »Ich mache mir Sorgen, es könnte jemand sein, den er kennt, Kay.«
    »Heutzutage kennt jeder jeden, Benton.«
    »Eine Paläontologin ist verschwunden und gilt als tot. Und
dir
schickt man ein Foto von ihrem abgeschnittenen Ohr«, fährt er fort. »Mildrett Lott wird vermisst, ihr Mann steht wegen Mordes an ihr vor Gericht, und dann wirst
du
von seinem Helikopter gefilmt, während du Peggy Stantons Leiche aus der Bucht birgst. Und das nur wenige Stunden, ehe du vor Gericht aussagen sollst. Ich befürchte, das derjenige, der dahintersteckt …«
    »Meinst du mit
derjenige
eine bestimmte Person?«
    »Verbindungen. Es gibt zu viele. Ich glaube nicht, dass wir es mit einem Zufall zu tun haben.«
    »Du denkst also, dass alles von einer Einzelperson veranstaltet wird?«, hake ich nach.
    »Wenn man ungestraft davonkommen will, muss man allein agieren. Und ich befürchte, dass diese Person nicht nur Marino kennt, sondern auch dich. Vielleicht sogar uns alle.«
    »Es braucht niemand zu sein, der ihn oder sonst jemanden von uns kennt«, wende ich ein. »Wenn du Peter Rocco Marino bei Twitter suchst, kannst du ihn finden. Überhaupt steht über uns alle so viel im Internet, dass man es mit der Angst zu tun kriegen kann.«
    »Warum sollte jemand auf die Idee kommen, ihn bei Twitter zu suchen? Außer, derjenige hat einen persönlichen Grund, ihn so richtig in Schwierigkeiten zu bringen.«
    »Lucy hat ihm Anfang Juli ein Konto bei Twitter eingerichtet. Als er in sein neues Haus gezogen ist«, erinnere ich mich. »Wann haben er und
Pretty Please
angefangen, einander zu schreiben?«
    »Angeblich hat sie ihm zuerst geschrieben. Er sagt, das sei Ende August gewesen, kurz vor dem Labor Day, vielleicht auch am Wochenende zuvor. Sie sei, das ist ein Zitat,
ein Fan.
«
    »Ein Fan von Jeff Bridges oder von Marino?«
    »Genau. Weil er so ein Idiot ist«, schimpft Benton. »Wie kann man einen Avatar aus einem Bowling-Film benutzen und sich
The Dude
nennen? Natürlich hat Marino daraus sofort geschlossen, dass sie eine begeisterte Bowlingspielerin ist, was hieße, dass sie etwas gemeinsam haben.«
    In Peggy Lynn Stantons Wohnviertel werde ich langsamer. Die Scheinwerfer durchdringen den Regen und beleuchten eine dunkle Straße und die zu beiden Seiten geparkten Autos.
    »Ich werde mir alle seine Twitter-Nachrichten, seine Mails, seine Telefonate und auch sonst alles anschauen«, verkündet Benton. »Denn ich werde ihn aus dem Schlamassel rauspauken, in den er sich selbst reingeritten hat. Ist das nicht eine Ironie des Schicksals?«
    Die Häuser sind zwar alt, aber weder denkmalgeschützt noch teuer für Cambridge. Es sind Einfamilienhäuser, charmant, ausgezeichnet gepflegt und so nah aneinandergebaut, dass man kaum dazwischen hindurchgehen kann.
    »Hat er nur vermutet, dass sie Bowling spielt, oder hat sie das ausdrücklich gesagt?«, frage ich.
    Die Gärten

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