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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Wasser von der Scheibe, während ich langsam auf die Zivilfahrzeuge vor uns zurolle.
    »Jedes Mal ist es das gleiche Opfer. Eine Frau.« Benton schließt seine Jacke. »Vermutlich eine ältere Frau, älter als er. Eine erfolgreiche, gesellschaftlich etablierte Frau. Es könnte seine Mutter sein. Oder sonst eine Frau die eine übermächtige Rolle in seinem Leben gespielt hat.«
    »Was du da schilderst, ist eindeutig keine Tat im Affekt.« Ich stelle fest, dass sich in den Häusern, an denen wir vorbeikommen, Vorhänge bewegen.
    Es entgeht den Nachbarn nicht, dass unser SUV erst stehengeblieben ist und nun ihre Straße entlangkriecht.
    »Hier entführt man niemanden, fängt eine Rangelei an oder tut sonst etwas, ohne dass jemand es bemerkt«, stelle ich fest. »Man trägt keinen toten oder bewusstlosen Menschen aus dem Haus und packt ihn ins Auto, ganz gleich, wie dunkel es ist. Das wäre viel zu riskant.«
    »Das, was hier passiert ist, wurde geplant.«
    »Bis ins letzte Detail«, stimme ich zu.
    »Es gab eine Begegnung, vielleicht mehr als eine. Doch sie kannten einander nicht«, sagt Benton. »Zumindest sie ihn nicht.«

Dreiundzwanzig
    Das zweistöckige weiße Gebäude im Kolonialstil wird auf drei Seiten dicht an dicht von anderen Häusern umzingelt. Der winzige Vorgarten ist von Gestrüpp überwuchert, das die Fenster im Erdgeschoss verdeckt und über den Rand der gepflasterten Auffahrt zur frei stehenden Garage ragt. Regen peitscht uns ins Gesicht und durchweicht unser Haar, als wir einen vom toten Laub glitschigen und mit Unkraut zugewachsenen Schieferweg entlanggehen.
    »Hier wurde seit Menschengedenken keine Gartenpflege mehr betrieben«, übertöne ich den prasselnden Regen. »Mich wundert, dass sich noch niemand beschwert hat. Wir müssen herausfinden, wo gerade Licht brennt und wo es dunkel ist«, füge ich hinzu, weil viele Fenster unbeleuchtet sind.
    Wir eilen die Stufen zu einer überdachten, von zwei verglasten Deckenleuchten erhellten Veranda hinauf. Als wir gerade die tropfnassen Jacken ausziehen, öffnet sich die Eingangstür. Douglas Burke sieht in ihrem weißen Overall mit Kapuze fast wie eine Nonne aus. Wie das Mitglied eines geheimen Ordens. Sie begleitet uns in einen kleinen, aber elegant ausgestatteten Flur. Links und rechts gehen Esszimmer und Wohnzimmer ab. Eine geschwungene Treppe führt hinauf in den ersten Stock.
    Ein antiker Kronleuchter mit goldenen Verzierungen, offenbar französischer Herkunft, bescheint einen Perserteppich, der von einer dicken, durchsichtigen Plastikplane geschützt wird. Darauf stehen die Schnürschuhe aus Wildleder, die Burke vorhin getragen hat, und Oxfords, die vermutlich Machado gehören. Daneben stapeln sich Kartons und Stöße von Schutzkleidung. Die Luft ist stickig und riecht nach Staub.
    »Falls sie jemand aus diesem Haus verschleppt oder sie hier getötet hat, hat derjenige keinerlei für mich feststellbare Spuren hinterlassen.« Burke verteilt Handtücher. »Aber ich bin ja keine Expertin.«
    Ihr Tonfall sorgt dafür, dass ich aufmerke.
    »Hast du das Licht auf der Veranda angemacht?« Benton frottiert sich Gesicht und Haare.
    »Alle Lichter, die an sind, haben wir eingeschaltet. Als wir ankamen, war es stockdunkel im Haus. Jede Menge durchgebrannter Glühbirnen. Was für eine Nacht.« Sie schließt die Tür. »Hoffentlich baut Noah wieder eine Arche.«
    Ich trockne meinen Tatortkoffer ab und stelle ihn neben einen Karton voller Überschuhe mit PVC -Sohlen, die man auch ohne Schuhe tragen kann. Dann rubble ich mir auch das tropfnasse Haar trocken. Ich fühle mich feucht und zerzaust und ein wenig verlegen und spüre etwas, was ich nicht in Worte fassen kann und was mich argwöhnisch macht.
    »Bei eurer Ankunft war nirgendwo das Licht an?«, geht Benton auf Nummer sicher.
    »Das Einzige, was hier sofort lief, war meine Nase. Ich nehme schon Sudafed, aber es bringt nichts. In einer Bude wie dieser spielen meine Allergien verrückt.« Ihre Augen tränen, und sie klingt, als hätte sie Stockschnupfen.
    »Und die Nachbarn haben nichts bemerkt oder sich über die Dunkelheit gewundert?«, hakt Benton nach.
    »Glühbirnen brennen mit der Zeit durch, nicht alle auf einmal. Vielleicht wollten sich die Nachbarn ja nicht einmischen«, mutmaßt Burke. Sie spricht schnell und hektisch.
    »Wir müssen ziemlich viele Nachbarn befragen, aber wahrscheinlich haben sie alle angenommen, sie sei wieder einmal verreist. Leute wie sie gibt es hier viele. Sie brauchte nicht für

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