Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenbrecher (German Edition)

Knochenbrecher (German Edition)

Titel: Knochenbrecher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
Vom Netzwerk:
der Panoramascheibe – der Raum hatte mindestens achtzig Quadratmeter – blieben sie stehen.
    »Bitte«, sagte der Grauhaarige und wies Greven ein schwarzes Ledersofa als Sitzplatz an. Der Form und Qualität nach ein Modell von Rolf Benz. Auch die übrige Einrichtung war alles andere als aus den üblichen Katalogen. Noch dazu schien Herbert Cassens einen modernen Geschmack zu haben. Die schlichten Schränke waren außergewöhnlich gute Schreinerarbeiten aus Obsthölzern, der Teppich einem Kandinsky nachempfunden. An der Wand hingen mehrere großformatige Zeichnungen von Horst Janssen und anderen namhaften Zeichnern.
    »Originale?«
    »Selbstverständlich.«
    »Gut, dann legen Sie mal los.«
    »Ich war gerade in der Küche, um mir einen Tee zu kochen. Die Küche ist gleich nebenan. So vor einer halben Stunde. Da hörte ich dieses Geräusch. Eine Art Kratzen. Als würde ein Tier ins Haus wollen. Als ich dann um die Ecke geschaut habe, war da dieser Mann. Er hat versucht, die Verandatür dort zu öffnen. Mit einer Brechstange.«
    »Können Sie ihn beschreiben?«
    »Er trug so eine schwarze Strumpfmaske. Wie man das im Fernsehen immer sieht. Der Rest der Kleidung war auch schwarz. Oder dunkelblau.«
    »Größe? Figur? Alter?« Das Adrenalin war der Routine gewichen.
    »Er war schlank und etwa so groß wie ich«, sagte Cassens, dem keine Aufregung anzumerken war. »Das Alter konnte ich nicht erkennen. Er trug ja diese Mütze.«
    »Was haben Sie gemacht, nachdem Sie ihn entdeckt hatten?«
    »Also, zunächst habe ich ihn eine Weile beobachtet, weil ich nicht glauben konnte, was ich da sah. Am helllichten Tag. Der muss doch gesehen haben, dass mein Auto vor der Tür steht und ich zu Hause bin. Dann ist mir das mit den Bogenas eingefallen. Da hab ich plötzlich gedacht: Du bist der Nächste. Der will gar nicht einbrechen und was stehlen, der will dich umbringen. Da habe ich sofort bei Ihnen angerufen.«
    »Woher hatten Sie eigentlich die Durchwahl?«
    »Von der freundlichen Dame, die sich bei der Polizei gemeldet hat. Da habe ich einfach Ihren Namen gesagt. Der stand ja oft genug in der Zeitung.«
    »Und der Einbrecher?«
    »Der war plötzlich an der Vordertür. Als ich aufgelegt habe, hörte ich ihn vorne kratzen.«
    »Darf ich mich kurz umsehen?«
    »Aber selbstverständlich. Das ist ja Ihr Beruf.«
    Greven rutschte vom Ledersofa und ging zur Verandatür. Sie ließ sich ohne großen Kraftaufwand öffnen. Zunächst mit den Augen, dann mit den Fingern tastete er den Rahmen ab. In etwa einem Meter Höhe stieß er auf einige bescheidene Kratzer im Mahagoni. Ein paar Mal ließ er seine Finger über die Vertiefungen gleiten und kontrollierte dann das Holz der Tür, das keine spürbare Beschädigung aufwies. Auf der Veranda selbst war nichts Ungewöhnliches zu entdecken. Auf den roten Betonplatten hatten sich mehrere Ahornblätter festgesetzt, von denen der Einbrecher keines erwischt zu haben schien.
    An der Vordertür konnte Greven auf den ersten Blick keine Beschädigungen ausmachen. Die grüne Farbe war an einigen Stellen aufgeplatzt und von der Witterung unterwandert worden. Das war alles. Greven fuhr mit den Fingern einmal um den ganzen Rahmen, der vollkommen in Ordnung war.
    »Mit einer Brechstange, sagten Sie?«
    »Ja, mit einer schwarzen Brechstange«, bekräftigte Cassens, der ihm schlurfenden Schrittes gefolgt war.
    »Wie lang war die etwa?«
    Zwischen den Händen des Wunderheilers taten sich gute fünfzig Zentimeter auf, die Greven nachdenklich mit den Augen vermaß. Die Hände des Mannes zitterten leicht, sein Bauch bewegte sich ruhig, er atmete ohne jede Aufregung. Seine Haare standen noch immer in alle Richtungen vom Kopf ab. Nur sein rundes Gesicht verhinderte, dass er Albert Einstein ähnelte. Seine konservative Kleidung stand eindeutig im Widerspruch zu seiner Inneneinrichtung. Er war unrasiert, vielleicht noch nicht lange auf den Beinen. Sein Blick war erwartungsvoll.
    »Bleiben Sie bitte im Haus. Ich sehe mich draußen um«, sagte Greven und zog die Tür hinter sich zu. Auf mögliche Spuren achtend, stelzte er um das Gebäude und traf an der Hintertür, die in einen Keller oder eine Kellerwohnung führte, auf Häring, der gerade von seiner Exkursion zurückkehrte.
    »Irgendetwas gefunden?«
    »Nicht einmal einen Lufthauch«, keuchte Häring. »Auch die Kollegen nicht. Vielleicht findet Hansen etwas?«
    »Das glaube ich kaum«, vermutete Greven.
    »Wie meinst du das?«
    »Wenn ein halbwegs kräftiger Mann eine

Weitere Kostenlose Bücher