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Knochenbrecher (German Edition)

Knochenbrecher (German Edition)

Titel: Knochenbrecher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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Artikelsammlung des Greetsieler Apparatemediziners durchgesehen, die sehr enttäuschend ausfiel. Die meisten Beiträge behandelten Weygands Vorträge über die Methoden der Wunderheiler im Allgemeinen und der ostfriesischen im Besonderen. Die Gefahren, die er darin heraufbeschwor, schienen mit denen globaler Katastrophen vergleichbar zu sein. Jedenfalls hatten seine Ausführungen bei dem einen oder anderen Journalisten diesen Eindruck hinterlassen. Auch der Emder Redakteur Bönhase befand sich unter den Autoren. Doch die Frage, wie die Wunderheiler zueinander standen, wurde in keinem der Artikel thematisiert.
    »Das bringt uns auch nicht weiter«, murrte Greven schließlich und machte aus der Aktenmappe den Grundstein für einen frischen Aktenberg. »Wie sieht es mit deiner Liste aus?«
    »Die dürfte nicht mehr wachsen. Jetzt kommen nur noch Dubletten. Die Diskobesucher müssten komplett oder fast komplett sein. Nur ein völlig Unbekannter kann noch fehlen«, antwortete Häring, ohne seinen Blick vom Monitor abzuwenden. »Fraglich bleibt natürlich der Wert dieser Fleißarbeit.«
    »Das weiß ich auch«, stimmte ihm Greven zu. »Da der Fall im Moment auf ein Puzzle hinausläuft, zählt jedes Teil. Nachdem auf der Eule keine verwertbaren Fingerabdrücke zu finden waren und das Brillenetui kaufhausfrisch zu sein scheint, ist diese Liste vielleicht besser, als wir denken.«
    Ein Trost, den Greven keineswegs nur Häring spendete. Das Zwischenergebnis ihrer Ermittlungen war trotz ausgiebiger Befragungen und grafisch aufbereiteter Beziehungsgeflechte sehr dürftig. Selbst die Staatsanwältin hatte akzeptiert, dass sich der Einsatz eines Profilers nicht lohnte, da Kontext und Fakten nicht für die Erstellung eines Täterprofils ausreichten.
    »Wenn wir wenigstens das Motiv einkreisen könnten«, dachte Greven laut. »Aber das Angebot ist einfach viel zu groß.«
    Das Telefon klingelte zum fünften Mal.
    »Peter, das ist deine Klientin.«
    Widerwillig erhob sich Häring, stapfte zum gegenüber liegenden Schreibtisch und nahm den Hörer ab: »Gute Frau, jetzt ist selbst meine Geduld aufgezehrt, ich … was? Wiederholen Sie das bitte noch einmal. Herbert Cassens, Herrengasse 6. Wir sind schon unterwegs!«
    Allein der Name ließ Greven aufspringen.
    »Jemand versucht, in sein Haus einzudringen«, erklärte Häring auf dem Weg zur Tür.
    »Wenn die Kollegen schnell genug sind, haben wir eine Chance«, sagte Greven. »Wir nehmen den Radbodweg. Dann sind wir in fünf Minuten da. Sag den Kollegen Bescheid, sie sollen von der anderen Seite kommen. Und ohne Reklame!«
    Nicht ganz gleichzeitig erreichten die Einsatzfahrzeuge das stattliche Einfamilienhaus aus den frühen sechziger Jahren, das von einer großen Rasenfläche umgeben war, die wiederum von verschiedenen Ziersträuchern, einigen Buchen und zahlreichen Nadelbäumen gesäumt wurde. Besonders ins Auge fiel die Panoramascheibe des Wohnzimmers, die das Haus fast zu einer Villa machte. Während sich fünf Beamte auf das Grundstück stürzten, rannte Häring zur Hintertür. Greven brauchte nur ein paar Schritte zu machen, um mit entsicherter Waffe die Vordertür zu erreichen, die sich öffnete, noch bevor er die Klingel drücken konnte. Ein Mann Mitte sechzig mit wüster, grauer Mähne, moosgrüner Strickjacke, schwarzer Hose und ausgetretenen Hausschuhen hob vor Freude beide Hände und strahlte ihn erleichtert an: »Das ging ja wie der Blitz. Auf die Polizei ist eben immer noch Verlass! Kommen Sie rein! Sie und Ihre Kollegen!«
    »Wo ist der Einbrecher?«, fragte Greven voller Adrenalin.
    »Der ist weg. Kurz bevor Sie gekommen sind«, antwortete Cassens, als spräche er von einem Gast, der gerade gegangen war.
    »In welche Richtung ist er geflohen?«
    »Ich glaube, er ist da lang«, sagte der Mann und wies mit der rechten Hand auf das Nachbargrundstück im Osten.
    Greven ließ die Waffe verschwinden und zückte das kleine Sprechfunkgerät: »Peter? Unser Mann ist in südlicher Richtung geflohen. Sieh dich mal um. Für eine weiträumige Umstellung ist es wahrscheinlich schon zu spät. Falls er mit dem Auto gekommen ist, ist er schon weg. Und sag Hansen Bescheid. Auf der großen Rasenfläche neben dem Haus müssten sich Abdrücke finden lassen. Sorg dafür, dass die nicht platt getreten werden. Das wäre im Moment alles.«
    »So, und jetzt erzählen Sie mir der Reihe nach, was passiert ist«, wandte sich Greven wieder dem Mann zu und drängte ihn ins Haus. In dem Wohnzimmer mit

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