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Knochenbrecher (German Edition)

Knochenbrecher (German Edition)

Titel: Knochenbrecher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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aus der Affäre zu ziehen. Die Bogenas waren schon vor ihnen geflohen.
    Mit leichter Verspätung trafen Mona und Greven an der traditionellen Teetafel ein. Der kühle Raum war bis auf den letzten Platz gefüllt. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als das obligate Stück Teekuchen, in Ostfriesland gerne auch Beerdigungskuchen genannt, im Stehen zu essen. Greven hatte keinen besonderen Appetit auf den mit Vanillepudding gefüllten Kuchen, doch er war Teil der Zeremonie. Gerade hatte er den Teller abgestellt und zur Teetasse gegriffen, als sich Klaus Bogena neben ihm einfand.
    »Nochmals mein Beileid.«
    »Ist schon in Ordnung«, sagte Bogena. »Nett, dass Sie gekommen sind. Auch wenn Sie wahrscheinlich nur hier sind, um den Mörder zu suchen.«
    Greven nickte und führte die Tasse zum Mund. »Wie geht es Ihnen?« Etwas Besseres hatte er im Moment nicht parat.
    »Eigentlich ganz gut«, antwortete Bogena. »Ich weiß natürlich nicht, was noch nachkommt. Im Moment bin ich froh, alles geregelt und überstanden zu haben. Wie sieht es denn bei Ihnen aus? Ohne mich den Reportern anschließen zu wollen.«
    »Nicht so gut, ehrlich gesagt. Uns fehlt schlicht die berühmte heiße Spur.«
    »An mich haben Sie bestimmt auch schon gedacht. Habe ich recht?«
    »Haben Sie«, gestand Greven, »aber nur kurz.«
    »Juist hat mich wohl vor einem Verhör bewahrt?«, vermutete Bogena, dessen Mundwinkel sich für einen Augenblick hoben, als wolle er zu einem Lächeln ansetzen.
    »Kann man sagen«, antwortete Greven und setzte die Tasse ab. »Ist Ihnen noch irgendetwas eingefallen, was zur Aufklärung beitragen könnte? Ein Diebstahl, zum Beispiel, den Sie erst jetzt bemerkt haben?«
    »Spontan fällt mir nichts ein«, überlegte Bogena, »allerdings hatte ich auch keine Zeit, darüber nachzudenken. Die ganze Abwicklung, Sie verstehen? Was man da alles unterschreiben muss. Ich sage Ihnen, auf dem Papier ist meine Mutter noch sehr lebendig.«
    Nach einer kurzen Pause, die Bogena nutzte, um zwei Bekannten die Hände zu schütteln, fuhr Greven fort: »Was werden Sie mit den Häusern in Greetsiel und Marienhafe machen?«
    »Ich werde sie wohl behalten und nach Marienhafe ziehen. Das Haus in Greetsiel werde ich vermieten. Als Ferienwohnung. Die Konten meiner Mutter reichen gerade aus, beide Häuser zu renovieren. Das Geld meiner Tante kann ich wahrscheinlich vergessen.«
    »Wahrscheinlich«, stimmte ihm Greven zu. »Wenn es nicht doch noch irgendwo auftaucht.«
    »Wenn Sie noch Fragen haben …«
    »…weiß ich, wo ich Sie finden kann«, nickte Greven. Sein Blick folgte dem schwarzgekleideten Alleinerben an einen der hinteren Tische, an dem seine drei Verwandten saßen, die mit großem Appetit Teekuchen aßen. Zu der Art und Weise, wie Bogena sich um sie kümmerte und ihnen Tee nachschenkte, fiel ihm nur das Wort »rührend« ein. Dann wandte er sich Mona zu, die schräg neben ihm stand und die Unbeteiligte gespielt hatte: »Was meinst du?«
    »Schwer zu sagen. Auf jeden Fall ein großer Schauspieler. Was der wirklich denkt, behält er für sich. An den kommt man nicht so leicht ran. Vielleicht lebt der auch deshalb allein. Und das Alibi ist wirklich wasserdicht?«
    »Ist es. Die ganze Klasse hat ihn gesehen. Er musste mal zum Pinkeln in die Dünen, aber die Zeit hätte nicht mal gereicht, um zum Flugplatz zu kommen. Allenfalls, um ein Telefonat zu führen.«
    »Schade, er wäre der perfekte Täter gewesen«, kommentierte Mona, während Bogena seinen Anvertrauten noch Kuchen auf die Teller schob. Auch Mona wollte noch nachlegen, doch sie kam nicht mehr an die bereitgestellten Kuchenplatten heran. Immer noch trafen Gäste in der kleinen Wirtschaft ein und sorgten für Gedränge am Büffet. Erste Rufe nach Bier und Korn wurden laut. Ein kleiner, grauhaariger Mann zog ein Akkordeon aus einem Koffer. Die Zeremonie war noch lange nicht vorbei.
    »Lass uns gehen«, schlug Greven vor. »Hier können wir doch nichts mehr gewinnen.«
    Auf dem Marktplatz vor der Kirche fasste Greven in die Jackentasche, um den Autoschlüssel herauszuholen. Doch der war nicht das Einzige, was er in seiner Tasche fand. Außer dem Schlüsselbund hielt er einen Zettel in der Hand, eine sauber herausgerissene und vorbildlich gefaltete Seite aus einem Schulheft, auf der jemand mit einem Füller und blauer Tinte eine Botschaft hinterlassen hatte: »Wenn Sie wissen wollen, wer die beiden Knochenbrecher umgebracht hat, kommen Sie um 20 Uhr in die Deichwirtschaft Zum Funker in

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